Ein Männlein steht im Walde ganz still und stumm. Sagt, wer mag das Männlein sein, Das da steht im Wald allein?

Ein Männlein steht im Walde ganz still und stumm. Sagt, wer mag das Männlein sein, Das da steht im Wald allein?

Neulich zog ich erstaunt eine mir unverlangt zugeschickte Riesenpostkarte aus dem Briefkasten. Die bewarb ein neues Logo. Die Citibank war ja 2008 für 4,9 Milliarden Euro an die französische Genossenschaftsbank Credit Mutuel verkauft worden und heißt jetzt Targobank. Aber was will mir das neue Logo sagen?

Es ist ein Männchen mit blauen Beinen. Ich folgere daraus, dass die Bank nur blaublütige Kundschaft wünscht, also Adlige. Warum schreiben die dann mich an? Die Beine sind noch Sattblau, die Arme jedoch bereits nur noch hellblau gefärbt. Warum? Ich weiß es: Durch die Finanzkrise leidet die blaublütige Klientel an Blutarmut, sie ist klamm. Das Herz kann nicht mehr genügend blaue Suppe in die oberen Extremitäten pumpen.

Vielleicht wurde ich deshalb unverlangt angeschrieben? Will man neue Kundenkreise erschließen, die sich für ‚was Besseres halten? Der Kopf des Männchens ist Signalrot. Was das bedeutet, ist eindeutig: Er muß rot sein, weil die Bank sich schämt, wie sich eigentlich alle Banken in der Weltwirtschaftskrise schämen sollten. Das halte ich für ein Zeichen der inneren Einkehr und Läuterung. Eine Art moderner Bußgang: Wir schicken ein Zeichen des Niedergangs an die Menschen, auf dass sie uns verstehen lernen.

Ich habe die Postkarte gerade zerrissen, zerknüllt und ins Terarium zu den ägyptischen Papierkäfern geschmissen, die auf sehr blaue Druckfarbe stehen. Den roten Kopf aber habe ich vorher ausgeschnitten und in mein Portemonaie gesteckt, als Mahnmal. Wieder habe ich ein Stückweit mehr über die Mechanismen der Geldsysteme gelernt. Danke, Targobank!