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Bei prächtigem Wetter trotzte in der herben Kulisse des Landschaftspark Duisburg Nord das Traumzeitfestival mit 9.000 Besuchern der allgegenwärtigen Fussball WM. Auf fünf Bühnen konnte man Begegnungen wagen mit Jazz, Rock, Pop, Ethno-Beats. Das Festival bietet Jungen und Alten eine Chance, in die Musik des jeweils Anderen hinein zu schnuppern. Mit garantierter Rückzugsmöglichkeit bei Nichtgefallen. Stars und Neuentdeckungen verteilen sich gut über den Tag.

Schwerpunkte waren große Formationen, Kooperationen mit den Duisburgern Philharmonikern – für die zwei Auftragskompositionen vorlagen – und Perkussionsgruppen.

Höhepunkte im Publikumszuspruch waren wie erwartet die Kooperation Helge Schneider und Chilly Gonzales (mehr dazu hier von Jessica Ridders) und der famose Auftritt von Pat Metheny, der mit hochkarätiger Besetzung anreiste: Lyle Mays (p), Steve Rodby (b) und Antonio Sanchez (dr). Metheny liess sich nicht lumpen und belohnte das Publikum mit reichlich Hits aus seiner Feder.

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Babylon Circus aus Frankreich brachte mit tanzbaren Balkan Beats und einer übermütigen Bühnenschau die Gießhalle zum Kochen. Rhythmen aus dem Balkan, die typischen Bläserarrangements mit dem Standardinstrumentarium aus Rock und Pop zu mischen ist gerade trendy. So selbstauthentisch wie Babylon Circus gelingt dies allerdings selten.

Spezialität von Eva Kurowski ist es, sich mit eingängigen, jazzigen Melodien in die Gehörgänge einzuschmeicheln und unerwartet mit Texten zuzustechen, die man so nicht im Easy Listening Konzept erwartet. Unbequeme Inhalte eingerollt in bequemer Musik. Ein Hinterhalt zwar, doch liebevoll gedichtet und gekonnt gesungen – Eva hat was zu erzählen. Hervorzuheben ist ihr Gitarrist Hartmut Kracht, der geschmackvoll und eigenständig soliert.

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Eine stimmige Verbindung gehen Tango, Jazz, Elektronik in der Band Tango Crash ein, ohne dass eizelne Einflüsse veraten würden. Immer ist der Tango zu spüren, immer auch das Zeigenössische oder das Experiment. Ruhig dasitzende Musiker zaubern einen eigenen Klangkosmos.

Als unvollkommenen Eindruck der Klangvielfalt habe ich ein kleines Video gemacht:

Die jüngeren Zuschauer zog es vor allem zur nächtlichen Beat Plantation. Ein Jugendticket für nur 20 Euro eröffnete ihnen auf Wusch die ganze Vielfalt des Festivals.

Wie geht’s weiter? Der Vertrag mit dem Hauptsponsor ist ausgelaufen. Ohne den geht nichts. Es ist jedoch erwartungsvoll von ersten guten Zeichen des Hauptsponsors die Rede. Ein Wegbrechen von Geldern der Stadt Duisburg, etwa im Rahmen eines Haushaltssicherungskonzepts, würde das Festival nicht gefährden. Zu gering die Summe, die die Stadt einbringt. Hoffen wir das Beste. Ein Festival wie die Traumzeit gibt es nicht an jeder Ecke.