Kunst ist alles oder nichts, hilft das weiter?

Kunst ist alles oder nichts, hilft das weiter?

Was Kunst ist, darüber wurde und wird viel philosophiert. Festzustehen scheint nur, dass der Kunstbegriff sich wandelt. Wo es heute nicht mehr nur um Malerei oder plastisches Gestalten geht, sondern um Fotografie und Video, um Performances, Räume, Licht oder um digitale Kunst, drängt es von allen Seiten in einen Bereich, der früher mal wunderbar abgegrenzt war und der viel mit handwerklichem Können zu tun hatte.

Heute wäre das nur eine Voraussetzung unter vielen. Wir hatten auf Endoplast bereits über Kunst geschrieben. Zum Beispiel ganz aktuell  in einem Artikel über Comics, in dem es um die Abgrenzung zwischen angewandter, illustrativer Arbeit und den höheren Kunstweihen ging.

Wandel des Kunstbegriffes

Oder im Artikel, der beklagt, dass ein Bildender Künstler im Grunde mit all seinen Werken vielleicht nur auf die variantenreiche Suche nach dem einen, dem ultimativen Werk geht, auf dem Weg dahin aber 100.000 ähnliche produzieren muss, bis irgendwann – wahrscheinlich bereits am Anfang – das Optimale errreicht wird.

Kunst, Kunsthandwerk, Handwerk

An anderer Stelle auf Endoplast war aber schon genauer beschrieben, was Kunst ist und was nicht. Demnach kann prinzipiell jede Tätigkeit theoretisch künstlerisch sein und jeder Mensch ein Künstler. Aber die Frage ist, wo Handwerk aufhört und Kunsthandwerk anfängt und wo Kunsthandwerk endet und die Grenze zur Kunst sich öffnet. Die Grenzen und Definitionen sind fliessend, deshalb sind einfache Antworten oft schwierig. Das gilt auch deshalb, weil es nicht mehr nur um Funktionalistisches und Zwecke geht sondern um Selbstverwirklichung und das Finden eines Ausdrucks. Jenseits von absichtsorientiertem Funktionalismus beginnt das Terrain der Kunst. Wenn man die Frage danach stellt und beantworten kann, inwieweit ein Werk über die Eindimensionalität eines funktionalen Gegenstandes hinausgeht, gelangt man zu anderen Bedeutungsebenen. Soweit im Endoplast-Artikel „Krass, die Werbung spricht mir mir“, ein Tagebucheintrag vom 28. November 2009.

Der erweiterte Kunstbegriff

Aktuell wird eine wie immer geartete Kunstbegriff-Definition unter Umständen durch die diversen BeuysAusstellungen und -Aktivitäten dieser Tage befruchtet – empfehlenswert, mal einen Gedanken daran zu verschwenden. Denn Josef Beuys hat den Kunstbegriff erheblich erweitert. Von ihm stammt der Satz „Jeder Mensch ist ein Künstler“.

Weitere Kunsttagebücher:

  1. Was ist Kunst? Und warum nicht?
  2. Als die Nacht aus dem Blickwinkel des Tages unterbelichtet wirkte
  3. Warum Eitelkeit zur Kunst gehört und doch ihr Untergang ist
  4. Ziellosigkeit als Grundlage assoziativer Prozesse
  5. Kopfkino oder zeigen und weglassen im anspruchsvollen Film
  6. Warum die Größe einer Zeichnung ihre Aussage verändert
  7. Wann Form ein Inhalt sein kann
  8. Was könnte das sein?
  9. Gedanken-Gefühls-Bilder innerhalb einer Formgenese
  10. Die Welt ist voller Möglichkeiten oder Zufall und Entscheidung in der Kunst
  11. Über das „Zuviel“
  12. Wiederholung als Formoptimierungs-Prozess
  13. Der assoziationsoffene Raum
  14. Kunst und technisch-handwerkliches Können: Warum es besser ist, nichts zu können
  15. Methoden der Kunst: Durch Wegnehmen und Hinzufügen Bedeutungen erschaffen
  16. Der Kunsst
  17. Künstler-Selbstbild: Skizze eines zufallsgesteuerten Lebens ohne anarchistische Romantik
  18. Beliebigkeit als Kunstprinzip: Über die vermeintliche Sinnlosigkeit assoziativer Folgerichtigkeit
  19. Langlauf oder Kurzstrecke? Das Intervall in der Kunst
  20. Der Künstler: Ein Assoziationsautomat
  21. Zeichnen und die Macht des Zufalls
  22. Vorhersehbarkeit und Offensichtlichkeit – über die Langeweile in der Kunst
  23. Offenheit, Inspiration, Assoziation – über den Wert von Einflüssen in der Kunst
  24. Hinz- und Kurzgeschichte: Als der Unterhaltungskünstler den ernsthaften Künstler traf
  25. Über die metaphorische Schwangerschaft der Bilder
  26. Über das Vorläufige und das Endgültige in der Kunst
  27. Warum Kunst ein Virus ist
  28. Kreieren und wiederholen: Warum Kunst nicht kreativ ist
  29. Das Unverwechselbare in der Kunst als Ausdruck der eigenen Unfähigkeit
  30. Das Ungefähre als das nicht Greifbare
  31. Offenheit, Inspiration, Assoziation – über den Wert von Einflüssen in der Kunst
  32. Der blinde Fleck und die Kunst der Betrachtung
  33. Kompetenz und Versagen als sich selbst bedingende Gleichzeitigkeit
  34. Kunst als Selbstdialog
  35. Ordnung und Chaos als Polaritätskonzept künstlerischen Wirkens
  36. Die Überforderung
  37. Eindeutigkeit und Wahrnehmung in der Kunst
  38. Kunst als Sprache
  39. Der Mangel als Ansporn
  40. Bedeutung und Orientierung als Ziele der Kunst
  41. Selbstbild und Seins-Inszenierung
  42. Kunst als Chiffre der Notwendigkeit
  43. Kunst als fortgesetzter Traum
  44. Idealismus oder Materialismus – Geld oder Leben!?
  45. Die Maslow-Bedürfnis-Pyramide oder fühlen und durchleben in der Kunst
  46. Jenseits der Worte
  47. Wahrheit und Verdrängung
  48. Das Gefühl für die Dinge oder von der Schwierigkeit, Kunst zu definieren
  49. Zwischen Selbsttransformation und Fremdwahrnehmung
  50. Die Absolutheit der Ich-Perspektive
  51. Fehler machen als „Sesam-öffne-dich“
  52. Kunst und die Visualisierung des Nie-Gesehenen
  53. Jede Regel will gebrochen sein
  54. Die Intrinsik als Wesenszug