Die DEutsche Telekom drosselt ihre DSL-Geschwindigkeit ab 75 GB.

Gute Flatrate ist teuer: Nie waren die moderne Informationsgesellschaft und ihre bisherigen Freiheiten mehr eingeschränkt und in Frage gestellt – teilweise sogar in ihr Gegenteil verkehrt – als in diesem und im letzten Jahr. Ende von Netzneutralität? Ende der Privatsphäre? Ende der Pseudonyme? Dann die totale Überwachung? Und nun die Drosslung der Bandbreiten.

Bedroht wird das freie WWW gleich durch viele Initiativen der USA, EU und der einzelnen Länder. Allerorten strebt man danach, grenzüberschreitend und zum Teil global Menschen überwachen zu können, die im Internet kommunizieren, schreiben, surfen. Nun hat die Deutsche Telekom mitgeteilt, sie werde die Festnetzflatrate abschaffen. Es soll eine Volumenbegrenzung zum Beispiel auf 75 Gigabyte monatlich bei jenen Tarifen bis 16 MBit/s per Downstream geben, danach eine Drosslung auf eine Geschwindigkeit, 384 KBit/s, mit der man nicht mehr vernünftig surfen kann, schon gar nicht Filme sehen. Wie man messen kann, wieviel man surft und wie hoch dabei das Datenaufkommen ist, erfährt man hier.

Anachronistisch: DSL-Drosslung im Medienzeitalter

75 GB, das klingt viel. Für das normale Web-1.0-Surfen würde das auch mehr als ausreichen. Da sich aber zunehmend das Fernsehen und seine Filmarchive, Radio, Musik, Social Media-Sreaming und andere datenintensive Dienste ins Internet verlagern und Videoportale wie YouTube mit HD-Videos glänzen, wäre eine solche Begrenzung der Abschied von intensiver medialer Web-2.0-Nutzung. Oder eine deutliche Verteuerung, denn natürlich darf man gegen Bezahlung mehr Surf-Volumen zubuchen. Die Telekom will darüber den Netzausbau finanzieren, wie man hört.

Langsam oder schnell: Das Zweiklassen-Internet

Es gibt jetzt die Web-Seite Werdrosselt.de, auf der man nachschauen kann, wer drosselt oder drosseln will oder gar den freien Internetzugang erdrosseln will. Sie wird laufend aktualisiert. Einzelne Politiker, wie Philip Rösler, die das Leistungsschutzrecht auf den Weg gebracht haben, warnen nun die Telekom wahlkampfrelevant davor, das Surfvolumen zu beschränken.

Netzneutralität und freies Internet adé

Wer aber daran glaubt, dass es in Deutschland (und auch anderswo) ein freies, unbegrenztes Internet geben wird, wird sich enttäuscht sehen. Zu mächtig sind politische und ökonomische Interessen. Das hat im Falle des Web eine Ebene der Gesetzgebung und eine technische Ebene, wie man zunehmend sehen kann. Die Telekom will in die 75 GB nicht ihren eigenen Videodienst mit einrechnen, das heißt, sie bevorzugt ihn im Verhältnis zu Diensten der Konkurrenz, deren Datenaufkommen für den Nutzer vom Surfvolumen abgehen würde. Man sieht an solchen Beispielen, dass der Kampf in der Telekomindustrie weiter über Einschränkungen ausgetragen wird und dass das Internet nicht günstiger werden soll sondern immer teurer.

Ein Erfahrungsbericht bei gedrosselter Geschwindigkeit

Hier noch ein interessanter Anwenderbericht bei reduzierter Geschwindigkeit. Meine Erfahrungen mit einem nicht sehr schnellen Netbook sind dem gegenüber viel negativer als dieser Bericht. Aber lest mal ‚rein. Und hier wird die Verstaatlichung der Telekom gefordert, weil Internet ein Grundrecht sei. Auch nicht schlecht der Ansatz.