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Die Kritik war sich eigentlich einig, dass der Kinofilm „Pitch Black“ – zu deutsch etwa „Pechschwarz“ oder „Stockdunkel“– zwar spannend und nicht schlecht gemacht sei aber doch in den üblichen Genre-Standards gewildert habe. Nicht ganz verkehrt: Die Monster sehen aus wie Ridley Scott’s und H.R. Giger’s Alien aus dem ersten Film.  Schon bald wird es nach dem ersten und dem zweiten Film um die Figur des Riddick einen dritten geben. Wir beleuchten die Hintergründe der Triologie hier ein bißchen.

„Pitch Black“ beinhaltet trotz der Kritikerschelte Neues, in der Story und in Details des Drehs und der Dramaturgie. Die Genese der Monster, die Idee der großen Hitze und vieles andere, das sich visuell besonders gut zeigen ließ, sind Beispiele dafür. Was dieses Ineinandergreifen der einzelnen sich steigernden Spannungsbögen anbelangt, war die Story des Filmes kreativ, spannend und fesselnd erzählt. Nämlich so, dass der Zuschauer zwar folgen konnte aber der Fortgang der Handlung nicht vorhersehbar war.

Riddick 1 – auf des Messers Schneide zwischen Gut und Böse

Das lag auch am Helden, der eigentlich ein Antiheld war, bei dem man nie wissen konnte, woran man war. Wobei: Welcher Held in postmodernen Zeiten heutzutage wäre nicht auch ein Antiheld? Der Charakter Riddick, den Vin Diesel in Pitch Black verkörperte, machte den Film zu einem Ereignis, weil endlich ein neuer betont unterkühlter Protagonist geboren war, der die fluktuierenden Ambivalenzen zwischen Gut und Böse glaubwürdig verkörperte. Die äußere Spannung des Filmes, die in die Action eingebettet war und zu immer neuen atemlosen Szenen führte, korrespondierte mit der inneren, nämlich inwieweit sich die Hauptfigur als gut oder böse herausstellen würde.

Pitch Black – ein eigenständiges Science-Fiction-Allerlei

Pitch Black wurde damit so zu „Riddick 1“, weil der die tragende Figur war. Dennoch war auch der Ideenreichtum, wenn auch in Anlehnung an manch anderen Film, den man kannte, ein weiterer Pluspunkt. Und der Film hatte den Vorteil, trotz Spezial-Effekten und CGI weder Erzähltempo noch Story zu vernachlässigen. Die Story stand im Vordergrund, nicht der Held – etwas, das sich im nachfolgenden zweiten Spielfilm ändern sollte. Pitch Black/“Riddick1″ hatte ein Budget von geschätzt 23 Millionen US-Dollar und spielte mehr als das Doppelte ein: Rund 53 Millionen US-Dollar. Das war im Jahr 2000, als der Film heraus kam, ein Achtungserfolg und machte den Produzenten Lust auf mehr.

Riddick 2 Chroniken eines Kriegers – viel Geld für düstere Visionen

2004 folgte der zweite Kinofilm: „Riddick: Chroniken eines Kriegers“. Der Film wurde eine Spezial-Effekte-Orgie, die 200 Millionen US-Dollar verschlang und nur knapp 116 Millionen US-Dollar einspielte. Was in vergangenen Zeiten das definitive Ende eines Regisseurs hätte bedeuten können, funktioniert in multimedialen Verwertungsketten heutzutage unter Umständen anders. Denn in die Rechnung der Studios und Produzenten fällt auch mit hinein, was Zusatzproduktionen abwerfen. Und das kann die Wertschöpfung erheblich verändern.

Riddick multimediaterroristisch – Kino-Film, DVD-Version, Animation, Spiel

Und die DVD-Auswertung, der darauf folgende Animationsfilm Riddick: Krieger der Finsternis (The Chronicles of Riddick: Dark Fury) sowie die beiden Videospiele The Chronicles of Riddick: Escape from Butcher Bay und The Chronicles of Riddick: Assault on Dark Athena fuhren ihr Geld ein und waren erfolgreich genug. Spiele bewegen sich in einem Milliardenmarkt, der den Studios unter Verwendung der Filmcharktere und oft genug zielgruppenadäquat von den Originalschauspielern selbst synchronisiert, zusätzliches Geld in die Kassen spült.

Medienschickale – Der Kino-Film als Nebenprodukt-Vehikel

An Star Wars und anderen Filmreihen hat man gesehen, dass der Film das Vehikel sein kann, quasi die Dachmarke, und mehr Geld als über die Kinobesuche mit Merchandising, also fanträchtigen Lizenzprodukten, zu verdienen ist. Es gibt manch einen Film, der an den Kinokasse kein Umsatzbringer war aber dafür über den DVD-Verkauf sein Geld gebracht hat. Der 34-minütige Animations-Kurzfilm Riddick: Krieger der Finsternis versucht, die beiden ersten Riddickspielfilme erzählerisch zu verbinden, während die beiden Games die Vorgeschichte zu den Kinofilmen liefern.

Perfektion oder Flexibilität – Riddick 2 und die Tücken der Spezialeffekte

„Riddick: Chroniken eines Kriegers“ ist erzählerisch viel schwerfälliger als sein Vorgänger, läuft Gefahr, in Spezialeffekten unterzugehen und ergeht sich darin, die Grundidee visuell in langweiliger Ausführlichkeit vorzuführen, wo Pitch Black technisch nicht immer Perfektion, dafür aber einiges an Ideen bot. Auch verließ sich der zweite Film mit der Hauptfigur des Richard B. Riddick zu sehr auf eben jene Titelfigur, die kaum mehr als Coolness zu bieten hatte und eher gut daran tat, nicht zu oft den Mund aufzumachen – auf dass sie nicht ihr Geheimnis verlöre, ihre Unergründlichkeit, die die Story ein Stück weit trägt. Neben all dem bot aber auch „Riddick: Chroniken eines Kriegers“ an Ideen für die Geschichte und an der Ausstattung viel eigenständige Phantasie auf und bot Seherlebnisse, die man so noch nicht genießen konnte.

Jenseits der Einfachheit – in der Schraubzwinge des CGI

Regisseur Twohy tappte in eine ganz typische Falle: Über das Handling und die Umsetzung der Spezialeffekte vergisst ein Filmemacher den Primat der spannenden Geschichte und kann nicht mehr heraus aus dem teuren CGI-(Computer Generated Imagery)-Korsett. Wo man früher einfache Szenen, die nicht teuer zu filmen waren, auch einfach mal wieder herausschneiden bzw. weglassen konnte, wenn dem Filmteam bessere Ideen kamen, ist es schon die Frage, ob ein Regisseur Szenen, die unter Umständen in der Erstellung Millionen gekostet haben, wieder kippt, wenn sie sich letztlich dann doch als nicht zweckdienlich für die Handlung herausstellen. Ihm wird die Beibehaltung unpassender aber teurer Szenen unausweichlich erscheinen, zumal ihm der produzent die Hölle heißmachen würde, kämen sie nicht zur Verwendung.

Fragen über Fragen – als Riddick dem Zuschauer Antworten schuldig blieb

Und das ist der zweite typische Fehler, den „Riddick: Chroniken eines Kriegers“ macht: In all seiner Langatmigkeit und Schwerfälligkeit, in der Zentralisierung und ausschließlichen Konzentration auf den Helden, was die Möglichkeiten der Geschichte weiter einschränkt, verlagert er wichtige Inhalte auf einen möglichen nächsten Teil der Riddick-Saga. Wesentliche Fragen bleiben am Ende des zweiten Riddick-Filmes offen. Andererseits: Zwar bietet der Film nicht mehr die erzählerische Zwangläufigkeit und die Treffsicherheit der Spannungsbögen des ersten Teiles „Pitch Black“ und er klaut sogar auch Ideen aus dem ersten Teil bei sich selbst, doch bleibt seine visuelle Seite schon atemberaubend und die Ideen ambitioniert. Eine Special-Effects-Diät hätte ihm gut getan. Dann wären Kalorien verbrannt worden und nicht die zig Millionen der Investoren.

Karriereplanung mit Riddick 3 – Van Diesel beschleunigt Riddick auf Erfolg

So durfte Regisseur David Twohy wieder ran und den dritten Riddick-Film drehen, wobei er im Erfolgsfall auch bereits eine Option für den vierten Teil in der Tasche hat. Die Figur des Riddick hat Kultpotenzial, hat mit Vin Diesel einen zugkräftigen Schauspieler mit massenkompatibilität, der zudem eine weitere Erfolgsserie neben „Fast&Furious“ als seine Karriere begleitende Perspektive sicher gebrauchen kann (zumal sein Auftritt in Pitch Black wohl die überzeugenste Leistung und auch der eigentliche Start seiner Karriere war und sein Image bei vielen Fans geformt hat).

Schwermetall-Verwertung – filmisches Abkupfern mit Science Fiction

Was man allerdings über den am 5. September in Deutschland anlaufenden dritten Riddick-Film „Riddick: Dead man Stalking“ hört und lesen kann, ist nicht vielversprechend. Zwar wird wohl der Gigantomanie der Spezialeffekte etwas abgeschworen, sodass der Erzählökonomie wieder mehr Rechnung getragen werden könnte, andererseits sind aber typische Elemente der vorhergegangen beiden Episoden wieder aufgegriffen worden. Das klingt etwas nach auf Nummer- sicher-gehen. Die Kopfgeldjäger, die den zweiten Teil dominierten, sind hier wieder handlungsbestimmend. Und es gibt Monster, die ähnlich heimtückisch sind und in Massen auftreten, wie im ersten Teil.

Filmreif – Drehbuchautor und Regisseur David Twohy

Der Trailer sieht nach mehr Action und weniger Science Fiction als im zweiten Teil aus, eher nach mehr Horror wie im ersten. David Twohy war vor seinen Riddick-Filmen, die wohl sein Leben als Filmemacher nachhaltig verändert haben, nicht nur Regisseur sondern vor allem Drehbuchautor für so bekannte Filme wie „Waterworld“, „Die Akte Jane“ oder „Auf der Flucht“. (Das Drehbuch zu Auf der Flucht mit Harrison Ford und Tommy Lee Jones in den hauptrollen ist übrigens hervorragend: Spannend, kurzweilig und immer für eine Überraschung gut.)

Die Tücken des Erfolgs – als Filmemacher zwischen allen Stühlen

Rein strategisch hat es Twohy mit seinem dritten oder auch vierten Riddick nicht leicht: Da ist der Erwartungsdruck nach dem überraschenden Pitch Black, der zudem ökonomisch inszeniert war und dennoch viel aus dem Drehbuch herausgeholt hatte. Wie will er das noch toppen? Da ist der zweite Teil, der finanziell aus dem Ruden gelaufen ist und ihm das Genick hätte brechen können, ein Film, bei dem er sicher den Überblick verloren hat. Und da sind die Erwartungshaltungen der Geldgeber, die ein Argusauge darauf haben werden, dass er die gleichen Fehler nicht noch einmal macht. Da ist ein Vin Diesel, der nun kein Anfänger mehr ist, sondern ein internationaler Filmstar, der sich seiner Interessen bewußt ist. Er ist ja mit verantwortlich gerade für den Erfolg des preisgekrönten ersten Riddick-Videospieles, das für viel Beachtung gesorgt hat und von seinem eigenen Unternehmen Tigon Studios produziert worden ist. Die Figur des Riddick, der nachts sehen kann, und sich nie ganz endgültig auf die gute oder die böse Seite schlägt, ist faszinierend.

Die Riddick-Perspektive: Geld oder Kreativität?

Es bleibt zu hoffen, dass die Faszination der kommenden beiden Kinofilme nicht nur aus dem Breittreten der Eigenschaften des bisherigen Charaters entsteht sondern dass die Geschichten gut genug sind, dass sie die Figur sich entwickeln lassen. Das wäre nicht nur wichtig sondern nötig. Der nächste Film wird darüber entscheiden, ob die Kultfigur Riddick nur dazu da ist, Geld zu machen oder neue Ideen zu entwickeln, die Spannung garantieren.