Tiergesichter

Ich kenne den Film nicht und weiß kaum was darüber. Man nennt solche Filme „Slasher“ oder lächerlicherweise „Home-Invasion-Thriller“, weil das überfallen von Familien in der vermeintlichen Sicherheit in den eigenen vier Wänden ein Horrorfilm-Klischee geworden ist, quasi ein eigenes Sub-Genre innerhalb des Genres „Horrorfilm“.

Ich weiß nur, dass ich zur S-Bahn ging, nachts, es war kalt und dunkel und ich war allein unterwegs und es war keine Menschenseele des Nachts auf der Straße und es hatte geregnet und ich hatte sogar erwartet, dass nun Blitze kämen und rund um mich herum einschlagen würden, wobei ich nicht wirklich visuell an die Blitze dachte sondern nur daran, wie sie donnernd klingen würden und mit diesen Geräuschen den Himmel aufreissen würden.

Der blanke Horror unter der S-Bahn-Brücke

Ich stand also unter der Brücke der S-Bahn, dort, wo es sich in besonderer Weise gelohnt haben würde, jemanden zu überfallen, um ihm sein Smartphone abzunehmen und ihn dann wütend zusammenzutreten, weil er nur ein Klapp- oder Slider-Minihandy hätte. Dort sah ich die Kinoplakate zu „You’re Next“, einem gewalttätigen Horrorthriller.

Tierköpfe mit menschlichen Fernzügen

Ich war fasziniert von den zwei Plakaten mit den Tierköpfen. Erinnerte mich vom Stil her an das Artwork von Dave McKean, der die „Sandman“-Comic-Cover gemalt bzw. in einer analog-digitalen Mischtechnik illustriert hat und auch sonst sehr schöne Sachen macht. So ist das: Eine mediale Form, hier das Kino, hat im Schlepptau andere mediale Form wie diese Plakate. Der Film kann Dreck sein, das begleitende Plakat richtig gut. Hier kann man einen anderen verbüffenden Entwurf sehen.

Kultur als Knetmasse

Was ich interessant finde, ist, dass man gar nicht mehr sagen kann, ob das Illustrationen sind oder gefilterte Fotos. Fotografie und Illustration verschmelzen zunehmend, was ich sehr begrüße. Oft genug ist das Foto nur noch die zu bearbeitende Vorlage, bis es wie eine Illustration wirkt. Dieser Umstand, dass das Foto heutzutage nicht mehr bleibt wie es ist – ob im Playboy, auf dem Cover der „Frau im Spiegel“, bei Plakaten, Kunst„produkten“ oder ganz privat via „Instagram“ oder „Hipstamatic“ – ist etwas Neues, das im Laufe der Jahre durch die Digitalisierungswelle entstanden ist. Nichts bleibt mehr, wie es ist, alle Ausdrucksformen werden permanent überarbeitet, ohne festen Aggregatzustand.