Gesichtsquader

Wenn ich mich auf den Rand der Badewanne stelle und an der Vorhangstange festhalte, kann ich in Nachbars Garten sehen. Der Nachbar ist ein grauer älterer Herr, verwitwet, der bei schönem Wetter an seinem Auto bastelt. Manchmal nimmt er Autoteile mit in den Garten und bastelt im Schatten einer alten Kinderschaukel. Gelegentlich besuchen ihn seine Kinder mit deren Kindern. Dann hört man das Quietschen der Schaukel. Ein kleines Mädchen singt immer sehr schlecht zu dem Quietschen. Sie schaukelt und ihr Kleidchen weht um sie herum.

Was mich wirklich an dem Garten interessiert, sind die Spuren, die die verstorbene Ehefrau des grauen Herrn hinterlassen hat. Sie langweilte sich wohl, als die Kinder älter wurden und sie nicht mehr brauchten. Sie begann zu schnitzen, lebensgroße Holzstatuen, überall im Garten verteilt. Ihre Katze, ein dreibeiniges Pferd, eine Autotür, Goethe, der auf seine Armbanduhr schaut, Beethoven, der sich die Turnschuhe zubindet, drei alte Frauen, die sich an den Händen halten und Ringelreihen tanzen, und eine Statue der Ehefrau. Sie hat sich nicht mehr fertigbekommen. Sie steckt bis zum Bauch in einem Holzklotz und niemand holt sie heraus.