Das ist eine gute Idee: Gregor Gysi 2007 in einem Interview, in dem es nur um Angela Merkel, die Politikerin, geht. Es wird ein Gregor Gysi gezeigt, der um ein vermeintlich objektives Bild eines linken Politikers auf eine rechte Politikerin ringt. Gysi bemüht sich darum, einen ausgewogen-sachlichen Blick auf Bundeskanzlerin Angela Merkel zu werfen und sie so als Politikerin in ihren Eigenschaften zu portraitieren. Das Ergebnis ist viel weniger polemisch oder kritisch, als man das erwartet hätte. Gysi ist eines jener seltenen Exemplare von Politikern, die nicht nur redegewandt, sondern auch ausdrucksstark und rhetorisch originell sind. So gesehen ist er das genaue Gegenteil von Angela Merkel, deren Kommunikationsstrategie hier auch noch einmal zur Sprache kommt, nämlich oft nichts zu sagen und anderen den Vortritt zu lassen. Bei Helmut Kohl hieß das „aussitzen“, von ihm hat sie das gelernt. Wichtig auch die Analyse ihres politischen Werdegangs in der CDU. Sie kam in der damals krisengeschüttelten Partei als der Korruption unverdächtige Ostdeutsche gerade recht und wurde zunächst Parteivorsitzende. Nur so ist zu erklären, dass eine protestantische ostdeutsche Frau, dazu noch Naturwissenschaftlerin, an die Spitze der CDU kam, obwohl sie in der Partei zunächst keine Machtbasis hatte.