Anlässlich des Todes von Prince konnte man noch einmal über seinen musikalischen und businessmäßigen Werdegang nachdenken. Er war in den 1980er Jahren ein weltweiter Megastar gewesen. Dann hatte er sich von der Plattenindustrie distanziert, hatte sich sogar seines Namens (The Artist formaly Known as Prince) entledigt und war gemessen am vorherigen Erfolg in der medialen Versenkung verschwunden. In Interviews hatte er sein Businessmodell erklärt: Anstatt an Millionen verkaufter CDs, die von der Plattenindustrie vertrieben wurden, nur jeweils Cents zu verdienen, verdiente er als Ich-AG bei kleineren Plattenauflagen, die nur in die Hundertausende gehen mussten, mehrere Dollar pro Stück, weil er alles selbst gemacht hat und nicht den „Sklavenzoll“ an Plattenfirmen entrichten musste. So kam er auf seinen Schnitt. Angesichts dessen kann man sich fragen: Was tun Plattenfirmen eigentlich für den Erfolg eines Musikers?

Hier oben ist Adele in 2008 zu sehen. Sie stand damals am Anfang ihres Erfolgs und war noch kein Superstar. Mit der Mütze auf dem Kopf sieht sie künstlerisch-idealistisch aus. Später wurde sie als Lady verkauft und entsprechend gestylt. Eigentlich gibt das schon einen Hinweis auf das, wo Plattenfirmen mitreden. Bei Künstlern, die kommerzielles Potenzial erahnen lassen, wird ein Image geformt. Es geht dabei um das Produkt Musik und darum, wie man es vertreibt und bewirbt. Outfits, Images und crossmediale Kampagnen werden wichtig und immer wichtiger, die Musik gerät dabei oft ins Hintertreffen. Es geht in einem Wort um Politik. Alles, was die Musikerin medial von sich gibt, was sie sagt, wo die auftritt und wie sie aussieht wird perfektioniert, damit all dies verstärkend innerhalb des Marketing-Mix wirkt.

So etwas nennt man Mainstream. Adele tritt in ihrem letzten Album auf der Stelle. Immer noch stimmgewaltig, immer noch beseelt von Musik versucht sie ihren Kopf im Meer der politischen Entscheidungen hoch zu halten. Denn Das Produkt Musik ist beim Megaerfolg ebenfalls ein Politikum. Die Plattenfirmen reden mit beim Repertoire, überlegen, welche Stücke sich als Singles eignen, welche radiokompatibel sind und welche zu anspruchsvoll für den Mainstream und so kommerzielle Ladenhüter wären. Das ist Fluch und Segen zugleich. Ein Fluch deshalb, weil man zur Genüge die Geschichten kennt, in denen Plattenfirmen Künstler erdrückt hat.

Zum Beispiel bei der Gruppe Talk Talk (1982-1991), die ausgehend vom Synthie-Pop musikalisch immer anspruchsvoller geworden war. Ihre Plattenfirma wollte die Musiker zur Kommerzialität verpflichten, das ging allerdings nach hinten los. Talk Talk produzierte zwei letzte Alben, die keine Hitparadenmusik mehr enthielten und lösten sich auf. Auch in der Autobiografie von Musik-Produzent Nile Rodgers, dem Kopf der Disco-Funk-Gruppe Chic, Le Freak, ist einiges zum Thema zu finden. Er schreibt darin über seine Kämpfe als Produzent der Platte Diana von Diana Ross, die ein Millionenseller wurde, oder über das Album Like a Virgin für Madonna. Beides Mal gab es Einflußnahmen von Seiten der Plattenfirma, die das musikalische Repertoire, Produktion und Arrangement betrafen. Das muss aber nicht nur schlecht sein. Der Segen kann sein, dass ein Musiker einen Gegenpart hat, der ihn kritisch überprüft. Die Plattenfirma diskutiert mit Musikern und Produzenten, wo sie unter Umständen in die falsche Richtung gehen – ein Prinzip, das nicht schlecht sein muss, ginge es bei musikalisch ambitioniertem Material nicht immer auch um Kommerzialität und Stromlinienförmigkeit.