Deadpool ist ein anderer Typus von Held. Man ist versucht zu sagen: ein ganz neuer Held, aber das stimmt nicht. Betrachtet man die Genese der Superhelden in den Comics – und Deadpool kam wie all die anderen verfilmten Superhelden aus den Comicheften – dann haben diese Helden sich von triefendem Pathos etwas wegentwickelt. Zwar gibt es immer noch Helden, die nichts dazu gelernt haben aber viele sind vielschichtiger geworden, stellen sich in Frage oder werden in Frage gestellt. Die Postmodernität hat in die Trivialgeschichten Einzug gehalten. Deadpools Indigrenzien wichen davon ab, der schräge Witz jenseits eigener Selbstbeweihräucherung ist sein Markenzeichen als Comic-Charakter geworden, der allgegenwärtige Unernst zum Konzept geworden.
Die Zutaten des Films: Herkömmliche Handlung, ein beissender Witz, der alles und jeden in Frage stellt und Action, die an Videospiele erinnert. Da kann man sich die Zukunft des Kinos schon ganz cool vorstellen: Man sitzt feixend mit dem Joystick vor sich im Kino und spielt gemeinsam mit allen Zuschauern auf der großen Leinwand ein Video-CGI-Spiel, bei dem man alternative Optionen wählen kann, wem man denn nun den Kopf wegballert.
Immer öfter ist die Gewalt in Hollywood-Blockbustern entmenschlicht und stakkato-gewalttätig. Wenn Deadpool mit einer Kugel gleich drei Gegnern auf einmal durch den Kopf schießt, sorgt das dramaturgisch für Lacher. Nie war Unmenschlichkeit witziger, nie war aber auch alles andere inklusive der Standardhandlung von der Rettung einer Frau und dem Besiegen des Bösewichts witziger in Frage gestellt. Denn so traditionell die Inhalte, so modernisiert die Erzählweise und die Joke-Corona. So wie jeder Gegner jenseits von Recht und Ordnung zum Abschuß freigegeben ist, so ist alles und nichts Gegenstand des schrägen Witzes. Die Tendenz Mord am Laufenden Band wie eben im Videospiel mit Mainstreamkino zu verbinden, hat Deadpool nicht erfunden aber gekoppelt mit den Witzkanonaden führt er sie auf ein neues Level.