Ein Comiczeichner als Filmillustrator

In diesem Beitrag geht es nicht um Comics, sondern um die Entwurfs- und Illustrationsarbeiten von Comic-Zeichner Moebius alias Jean Giraud, der die Storyboards für einen nicht realisierten Film gezeichnet hatte. Auf Endoplast war schon einige Male die Rede von der Verfilmung des Romans Dune/Der Wüstenplanet durch David Lynch bzw. von der nicht realisierten Verfilmung durch Alejandro Jodorowsky.

Der Film, der nie gedreht wurde

Im Video erzählt Jodorowsky, wie die Vorarbeiten am Film liefen, warum der Film nicht abgedreht werden konnte, und es werden einige Entwürfe von Moebius für Kleidung, Szenen und Ausstattung gezeigt. Ein paar Seiten kann man dabei sehen und erhält eine Vorstellung davon, welchen Detailierungsgrad die Skizzen hatten und wie Moebius-typisch die Ausarbeitung für Dune war.

Wie im Rausch: 3.000 Zeichnungen

Ein Storyboard ist die detaillierte illustrative Wiedergabe des Drehbuches. Das heißt, man sieht anhand der Zeichnungen auch schon die Kameraeinstellungen. Vieles war storyboardtypisch skizziert. Man weiß, dass Moebius wie bessessen etwa 3.000 Zeichnungen dafür angefertigt hat und dass viel Potenzial darin lag und liegt.

Warum der Film nicht fertig wurde

Dune/Der Wüstenplanet in der Version von Jodorowsky wurde als Film zwar nie realisiert aber das Drehbuch und das Storyboard waren komplett fertiggestellt, bis dann der Vertrieb in Amerika scheiterte. Der Film hätte dort in mindestens 1.000 Kinos gleichzeitig anlaufen müssen, die amerikanischen Kooperationspartner winkten dann aber ab, obwohl die Finanzierung des europäischen Filmes stand – aber ohne Vertrieb keine Erfolgsaussichten. Der Name des Kunstfilmers Jodorowsky schien nicht zugkräftig genug. Jodorowsky jedenfalls hat aus dieser Zeit das komplette Storyboard behalten. Ergänzt um einige Illustrationen von Moebius, liegt es als gebundenes Buch vor. Einen Eindruck davon kann man sich in einem anderen Video auf Endoplast ab Minute 1:48 verschaffen.

liebeschaos

Der unrealisierte Dune-Film wirkt weiter

Aus den Storyboard-Arbeiten an Dune/Der Wüstenplanet folgte für die Populärkultur einiges. So wurde zwischen 1981und 1988 die Albenreihe John Difool (Incal-Zyklus) publiziert, die von Moebius gezeichnet, von Alejandro Jodorowsky getextet und von Yves Chaland koloriert wurde. Darin sind Designs und Figuren, die von den gemeinsamen Arbeiten an Dune ab Mitte der 1970er-Jahre beeinflusst waren.

„Metal Hurlant“ und „Heavy Metal“

Diese Zeit war auch die Geburtsstunde des Erwachsenen-Comic-Magazins Metal Hurlant (erste Publikationsphase 1975–1987), das den Comicmarkt weltweit für anspruchsvollere Themen, Geschichten und grafische Umsetzungen öffnen sollte. Die Comic-Kurzgeschichtre von Moebius und Dan O’Bannon, The Long Tomorrow erschien darin 1976 in zwei Teilen und ein Jahr später im amerikanischen Ableger Heavy Metal. O’Bannon wäre bei Dune für die Spezialeffekte zuständig gewesen. The Long Tomorrow gilt als wegweisende Geschichte, weil deren Grundstimmung in Text und Grafik Hollywoodfilme wie Blade Runner beeinflusst hat, der seinerseits großen Einfluss auf andere Filme gehabt hatte. Hinlänglich bekannt ist auch das Wirken anderer Designer an den Vorarbeiten des Dune-Filmes, ob nun Ron Cobb, H.R. Giger oder Chris Voss.

Storyboards als Weltkultuerbe

Die Storyboards von Moebius jedenfalls sollten zum Welrkulturerbe erkoren werden. Das betrifft nicht unbedingt ihre Ausführung aber es stecken viele visuelle Ideen darin, die später in anderen Filmen und anderen Comics realisiert wurden.