Spezialeffkte spielen in den Musik-Kurzfilmen Michael Jacksons eine zentrale Rolle. Jackson wollte Perfektion und Innovation und auch rein technisch immer auf der Höhe der Zeit sein. Das ist auch beim „Speed-Demon“-Video von 1988 nicht viel anders. Das rasante Video als eine der Zweitverwertungen des misslungenen Kinofilms „Moonwalker“ ist in „Stop-Motion“-Technik mit animierten Knetfiguren gestaltet.

Der Film „Moonwalker“ hat eine Rahmenhandlung, ist aber getragen durch eine Aneinanderreihung von Musikvideos, was einer seiner Nachteile war. Denn der Film zerfiel dadurch in viele nur lose zusammenhängende Einzelteile. Dazu gehören neben

  • „Speed Demon“ noch die Musikvideos
  • „Man in the Mirror“,
  • „Smooth Criminal“ und
  • „Leave Me Alone“, außerdem
  • „ComeTogether“, eine Beatles-Song-Live-Coverversion (ursprünglich auf dem Beatles-Album „Abbey Road“ enthalten) und
  • „Badder“, in dem das Musikvideo zu „Bad“ von Kindern augenzwinkernd persiflierend nachgespielt wird.

Was im Kinofilm zu fragmentarisch war, kam den Videos jdoch zugute. Der Aufwand, der etwa für „Speed Demon“ oder „Smooth Criminal“ getrieben wurde, war dabei immens.

„Claymation“ und „Dynamation“

Während die Physiognomien bekannter animierter Knetfiguren wie beispielsweise „Wallace & Gromit“ relativ glatt gestaltet sind, waren die Figuren in „Speed Demon“ komplexer mit differenzierter Mimik gestaltet. Sie wirkten fast, als wären sie einem Underground-Comic der 1960er-Jahre entsprungen. Das war ein erhöhter Aufwand. Verantwortlich für Regie und Produktion dieser Animationen in „Speed Demon“ war Stop-Motion-Pionier und Oscar-Preisträger Will Vinton. Der hatte bereits 1975 den Animations-Oscar erhalten sowie bis vor „Moonwalker“ weitere vier Oscar-Nominierungen eingeheimst. Wenn man bedenkt, dass damals die Animationen tatsächlich vollständig in zeitzehrender manueller Arbeit mit Plastillin-Drahtgitter-Figuren erstellt wurden, ist das Ergebnis sehr zufriedenstellend. Vinton hatt sich übrigens als Pionier der Technik den Begriff der „Claymation“ 1976 schützen lassen. Zur künstlerichen Blüte mit hohem Komplexitätsgrad hatte vorher mit Schwerpunkt in den 1950er-1970er-Jahren Ray Harryhausen die „Stop-Motion“-Technik unter dem Begriff „Dynamation“ geprägt.

Speedbird„Stop Motion“ und „Knet-Animation“

Heutzutage werden die Figurenanimationen in Mischtechnik teils auch digital animiert bzw. haben beweglichere Metallgelenke und sind handhabbarer zum Teil aus Plastik konstruiert. Der deutsche Begriff für „Stop Motion“ mit Knet- bzw. Plastilin-Figuren ist „Knetanimation“ bzw. „Knetfigurentrick“. Die Begriffe im Englischen dafür sind „Claymation“ oder „Clay-Motion“, wobei „Clay“ für „Lehm“ oder „Ton“ steht. Dabei werden die Figuren Stück für Stück bewegt und Einzel-Bild für Einzel-Bild fotografiert. Auf den stückweisen und langatmigen Aufnahmeprozess bezieht sich auch der Begriff „Stop Motion“.

Meister des Lang-Videos bzw. Kurzfilms

„Speed Demon“ zeugt wie andere Lang-Videos Michael Jacksons von einer nahezu perfekten Synthese zwischen Musik und Visuellem. Es ist ein Ergebnis einer Über-Dramatisierung, wie sie ganz typisch für Michael Jackson war. Das bezieht sich vor allem auf Gesang, Instrumentierung, Produktion und visuelle Spannungsbögen. Bei allen Alben ab „Off the Wall“ hat Jackson manisch darum gerungen, jedes dieser Elemente überzubetonen und das letzte an Kraft und Energie aus Audio und Visuellem herauszuholen, um sehr aufmerksamkeitsstarke Unterhaltungsfomate zu schaffen. Kein anderer Künstler hat in Serie gerade das Lang-Videoformat oder Kurzfilm-Format so dafür genutzt wie Michael Jackson.