Michael Jackson ist mit dem Musikvideo-Sender „MTV“ groß geworden. Für ihn selbst als KInd und Sänger der „Jackson 5“ in den 1960er und 1970er-Jahren war die Bühne sein Zuhause. Gerade mal acht Jahre alt war Michael Jackson, als er zur Band seiner Brüder stieß. Ghosts war das mit Abstand längste seiner Musikvideos und wirkte wie ein Abgesang auf sein eigenes Schaffen.

So manisch Jackson seine Songs im Studio perfektioniert hat, so sehr war er aber Live-Entertainer und ein begnadeter Sänger und Tänzer, der vor Publikum performen wollte. Das brachte er nicht nur auf der Bühne zur Geltung sondern vor allem auch in seiner Musikvideos, mit denen er weltweit ein riesiges Publikum erreichte.

Musikpromotion mit besonderen Musikvideos

Aber Michael Jackson wollte auch hier mehr. In dieser Endoplast-Artikel-Reihe sind die Lang-Musikvideo bzw. Musik-Kurzfilme zu sehen, die er veröffentlicht hat, um seine Musik zu promoten. Auffällig ist oft die Länge seiner Musikvideos, die er mit Spielfilmelementen anreichert. Für die Realisierung von vielen dieser Musik-Kurzfilme hat er sich bekannte Regisseure und Spezialisten geholt. So hat Michael Jackson in der Populärkultur nicht nur Musikgeschichte geschrieben sondern im Kleinen auch Filmgeschichte.

PuzzlegesichtMusikvideo mit ungewöhnlicher Laufzeit

Nachdem Michael Jackson 1988 mit „Moonwalker“ einen Kinofilm produziert hatte (Laufzeit 89 Minuten) und ein paar dimensionssprengende Musikvideos wie „Thriller“, „Bad“, „Smooth Criminal“ oder „Black or White“ hatte er 1996 die Idee für eine Zwischengröße: Der „Ghosts“-Film war mit 38 Minuten deutlich länger als alle bisherigen Musikvideos aber kürzer als ein regulärer Kinofilm – und wurde von Jackson sogar bei den Filmfestspielen in Cannes promotet. Der Erfolg des Horror-Kurzfilms hielt sich in den USA sehr in Grenzen. Zu hören und zu sehen sind darin drei Stücke: „2 Bad“, „Is it scary?“ und „Ghosts“, das in einer Vorversion im Abspann zu hören war. Die fertige „Ghosts“-Version erschien erst ein Jahr später, 1997, auf dem Remix-Album „Blood on the Dance Floor – HIStory in the Mix“.

Stan Winston: Regie und Spezialeffekte

Der Film ist Ergebnis einer illustren Zusammenarbeit, für die Michael Jackson wieder einmal die Besten der Besten holte. Am Drehbuch hat unter anderem Stephen King mitgeschrieben. Regie führte der vierfach Oscar-prämierte Effekt-Spezialist Stan Winston, der in Hollywood Filmgeschichte geschrieben hat. So hat er neben Rob Bottin für die auch bis heute unübertroffene Spezial-Effekt-Orgie in John Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“ (1982) mit verantwortlich gezeichnet. Außerdem hat er an den „Terminator“-Filmen im Zeitraum 1984-2008 bis zu seinem Tod mitgearbeitet, an „Alien 2“ („Aliens – Die Rückkehr“ 1986), „Predator“ (1987), „Edward mit den Scherenhänden“ (1990) oder „Interview mit einem Vampir“ (1994). Später kamen Filme wie „Jurassic Park“ (1997), „A.I. – Künstliche Intelligenz“ (2001) oder „Avatar“ (2009 veröffentlicht) hinzu. Stan Winston hat damit spezialeffektemäßig einige der interessantesten Filme mitgestaltet.

Maskenbildner: Rick Baker, 7 Oscars

Auch für die Maske holte sich Jackson einen preisgekrönten Experten: Rick Baker bekam als Maskenbildner insgesamt sieben Oscars. Er hat bei Filmen wie „Krieg der Sterne“ (1977), „American Werewolf“ (1982), „Ed Wood“ (1995) und später bei „Men In Black“ (1998), „Mein großer Freund Joe“ (1999), „Planet der Affen“ (2001) oder „Der Grinch’ (2001) mitgearbeitet. Außerdem hatte er schon MakeUp und Maske  für Michael Jacksons „Thriller“ gestaltet.

Wie gut ist das „Ghosts“-Video?

Hat sich der ganze Aufwand gelohnt? Mit „Ghosts“ wollte Michael Jackson sein „Thriller“-Video toppen. Tatsächlich ist die Tanzszene zum Stück „2 Bad“ eine seiner allerbesten, auch besser als die in „Thriller“. Aber insgesamt hat der Musik-Kurzfilm Längen und legt den Schwerpunkt auf Effekte, Maske und MakeUp. Man kann sich auch des Eindrucks nicht erwehren, dass das Grundkonzept von Thriller hier noch einmal aufgegriffen und verfeinert wird. Nachdenklich macht die Botschaft: Jackson wehrt sich hier auf seine Weise, als Freak und Außenseiter wahrgenommen zu werden. Er vermitelt diese Botschaft aggressiv und eindeutig. Bis zu dem Punkt, dass er stirbt und aus dem leben seiner Zuschauer verschwinden könnte.