Illustration Gesicht

Das Militär gebietet dem Freigeist Einhalt. Es schafft einen assoziert strengen Rahmen für das frei ausufernde Denken. In den Comics und allgemein in der Pop-Kultur tauchen immer wieder ikonische Figuren auf, die dem Militarismus entliehen zu sein scheinen. Sogar oder gerade an Stellen, an denen man das nicht vermutet hätte.

„Militär“, das hört sich nach Strenge und ritualisierter Regelhaftigkeit an, nach Ordnung, Männlichkeit(swahn) und meterdick übertünchter Weichheit durch offen zur Schau gestellte theatralische Härte. Es geht aber vor allem auch um Uniformen, die irgendetwas ausdrücken. Uniformen sind zugleich deutlich und klar aber auch geheimnisvoll, weil jede Uniform über ihren Träger zu sagen scheint: „wir wissen nicht warum aber er ist wichtig“.

David Bowie und Major Tom

Der Pop-Musiker David Bowie (1947-2016), der später eine Brücke zwischen unterhaltender Pop- und Rockmusik auf der einen Seite und ernsthafter, experimenteller Musik auf der anderen Seite schlagen sollte, führte die leitmotivische Figur des „Major Tom“ ein. Major Tom kommt in einigen Songs von David Bowie vor, etwa in neueren „Hallo Spaceboy“, im berühmten „Space Oddity“ oder in „Ashes to Ashes“. Space Oddity passend zur Mondladung machte Bowie weltweit bekannt. Bowie fand es gut, in seinen Songs übergreifende Figuren zu verwenden, wie eben Major Tom oder den „Thin White Duke“.

Jean Giraud/Moebius und Major Grubert

Der surreale Comic-Zeichner Moebius (bürgerlicher Name: Jean Giraud) hatte eine Affinität zu Wüstenlandschaften. Ihre Kargheit und Weite, ihre Spödheit und den Menschen abweisende Unwirtlichkeit bergen in seinen manchmal völlig wortlosen Comics ein Geheimnis. Die Wüste ist eine Landschaft am Rande zur Traumwelt und ihr Entdecker ist Major Grubert, der mal als Karikatur, dann wieder hyperrealistisch dargestellt ein Handlungsreisender in Sachen Surrealität ist. Seine Uniform erinnert in einer Science-Fiction-Welt an einen anachronistischen Kolonialismus. Major Grubert sieht meist ernst und angestrengt aus. Seine Uniform gibt ihm Halt und ist in den Moebius-Geschichten oft das einzige Normale und Verlässliche.

Raumschiff Enterprise und Captain Kirk

Jedes Raumschiff hat seinen Capitän. In der klassischen „Raumschiff-Enterprise“-Fernseh-Serie war das Captain Kirk, im Nachfolger „Raumschiff Enterprise – Next Generation“ Captain Picard. Auch wenn Gene Roddenberry, der Erfinder der Serie, eine völkerverständigende Friedensbotschaft senden wollte, war die Mannschaft stramm organisiert. Die einprägsamen Uniformen waren visuell mit leichten Abwandlungen ein roter Faden durch all die Serien und ihre Ableger. Captain Kirk war entscheidungsstark und emotional und manchmal hatte man den Eindruck, er würde sein Raumschiff wie einen Piratenkreuzer führen. Kirk war ein Improvisator, auch die intergalaktischen Bedrohungen waren unkalkulierbar – aber da waren die Uniformen und die straffe Organisationstruktur.

Fazit: Titel, Namen, Fantasie

Was lernen wir daraus? Die Flüchtigkeit der Welt, ihre Fliehkräfte und Uneinschätzbarkeiten benötigen offenbar manchmal ein strammes symbolisches Korsett, damit das Leben nicht auseinanderfällt. Fantasie-Uniformen bilden den Rahmen, exotische Namen suggerieren, es gäbe Sicherheit, und die Koketterie gegenüber einem angedeuteten Militarismus alter Schule inklusive seiner assoziierten patriachalen Strenge bildet den Wunsch nach Stabilität ab, wo das Leben keine bereithält.