Katze kuschelt

Tom hielt einen unansehnlichen Kieselstein in der Hand. Gleich würde es schellen und die Stunde würde anfangen. „Was hat der da?“ fragte einer lachend. Tom antwortete nicht. „Einstein“, sagte jemand anders, „er verzaubert ihn.“ Ein paar guckten, ein paar grinsten, ein paar lachten. „Wer denn wen?“ fragte noch jemand. Dann waren sie heldenhaft im Inneren der Schule wie im Rachen eines gefährlichen Monsters verschwunden. Tom blieb zurück. Er betrachtete den Stein, stellte ihn sich als Diamanten vor. Glitzernd, mit glatten Flächen. Im Inneren ein Glimmen wie ein ewiges Feuer. Da schellte es, es riss ihn abrupt aus seinen Gedanken. Behutsam steckte er den Stein in seine Hosentasche und folgte den anderen.

Es war Matheunterricht. Er hatte sich gesetzt und zum Lehrer hingesehen. Der hatte bereits mit Kreide ein paar Formeln an die Tafel geschrieben und die Kreide dann auf die Ablage unter der Tafel gelegt. Wenn ein Lehrer das tat und, während er die Hände aneinanderrieb, um die Kreide darauf loszuwerden, in die Klasse sah, hielt er Ausschau nach einem Opfer. „Tom“, sagte der Lehrer schließlich. Tom stellte sich dabei vor, der Lehrer wäre ein Pharao und hätte unter den Sklaven denjenigen auserkoren, der nun geköpft werden sollte.

Tom nickte kurz, ohne dem Lerhrer in die Augen zu sehen, nahm seine Sachen und verließ, anstatt zur Tafel zu gehen und die Aufgabe zu lösen, den Klassenraum. Der Lehrer hatte nur da gestanden und ihn böse fixiert. Tom hatte wieder einmal alle Vorurteile bestätigt. Im Flur war Tom dem Hausmeister begegnet. „Hat jemand von euch Schalotte gesehen?“ fragte der irritiert und setzte damit voraus, dass Tom als Einzelwesen nicht existierte. Tom schüttelte den Kopf und hatte ein Bild von ihr im Kopf, wie sie sich eingewickelt in einen langen dicken Schal vor dem Hausmeister versteckte und irgendwo, wo man sie nicht fand, vor Wohlbehagen schnurrte. Schalotte im Ultraschalbereich‘, stellte sich Tom als Bild vor.