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Werkzeug: Miniaturisierung durch Klappmechanismen

Wie wird man der Hilflosigkeit Herr, wenn man unterwegs ist aber seinen Werkzeugkasten nicht mitnehmen kann? Minitools als Ersatzwerkzeug trösten über das Schlimmste hinweg. Zuhause kann mann dann wieder die Bohrmaschine zur Hand nehmen.

Der Volksmund behauptet: „Frauen kaufen Schuhe und werden süchtig danach. Männer geben ihr letztes Hemd für Werkzeug. Denn wer kennt das nicht: Das Gefühl der inneren Unruhe, wenn man irgendwo hin muß und genau weiß, man kann sein geliebtes Werkzeug nicht mitnehmen, weil es einfach peinlich wäre, abends in der Kneipe oder auf einer Party damit ‚rumzustehen.

Letztens als ich zu den AW (Anonyme Werkzeugabhängige) mußte und schon etwas spät dran war, beging ich einen Frevel: Ich griff in eine der Schubladen mit den Minitools und steckte mir die ovale Zange ein. Zusammengeklappt würde sie der Therapeut nicht bemerken können, obwohl es strengstens verboten ist, Werkzeug auch nur versteckt mitzubringen. Sofort hörten meine Hände auf zu zittern und ein Gefühl der Geborgenheit umfing mich.

Ich ertastete in meiner Jackentasche auf dem Weg die Treppe zur Therapie hoch, schon die Vibration der sonoren Stimme des Therapeuten auf der gebürsteten Stahloberfläche meines Mini-Multi-Tools. In Originalgröße ist es etwa so groß ist wie auf der Dreierabbildung oben. Wer möchte es vergrößert sehen? Hier kommt es:

Die schönste Form des heute vorgestellten Klapp-Miniatur-Werkzeugs verkörpert zweifelsfrei diese relativ schwere Zange mit Messer- und Kreuzschraubenzieher-Funktionalität (Abbildung gibt das Werkzeug vergrößert wieder).

Die Zange ist sehr akkurat gearbeitet. Alle wesentlichen Kanten und Grade sind rundgeschliffen, was die Zange auch gegen Nervosität angenehm anschmiegsam in der Hand liegen läßt. Das eingearbeitete Metallbändchen würde das edle Werkzeug zum Schlüsselbundanhänger degradieren. Für mich kommt so etwas nicht in Frage. Von den drei hier vorgestellten Werkzeugen bzw. alltäglichen, unerlässlichen Hilfsmitteln, hat dieses Werkzeug die eindeutig beste Form. Der Klappmechanismus, der die verblüffende Verkleinerung erst möglich macht, läßt allerdings zu wünschen übrig: Die Zange ist nämlich gefedert. Dreht man also nur einen der Griffe herunter, klappt die Zange auch schon zu einer Seite auf, was etwas undurchdacht wirkt. Am besten, man läßt die Zange immer geschlossen, dann hat man diesen Ärger nicht. Wer will trotzdem sehen, wie sie aufgeklappt wirkt? Hier das Bild:

Es funktioniert zwar leicht umständlich, aber immer wenn sich so ein Werkzeug öffnet, erinnert mich das daran, wie sich im Sommer morgens die leuchtenden Blütenkelche der Tulpen öffnen.

Auch wenn mir dieses Tool in seiner Ausführung nicht den letzten Rest an Respekt abfordert, muß ich betonen, dass es hier um die Kunst der Miniaturisierung mittels Klappmechanismen geht. Und das nötigt dann doch schon wieder ein bestimmtes Maß an gebührlicher Anerkennung ab. Denn es ist schon gelungen, bei diesem Klapp-Multi-Zangen-Tool eine äußerst kompakte Formgebung zu erreichen, die von einem Designer hätte stammen können. Das nächste Werkzeug hat wieder den Fehler, dass es gar nicht gefedert ist. Die Griffe sind so gelagert, dass sie allein durch die Schwerkraft aufklappen. So sieht es vergrößert aus:

Hier weiß in erster Linie die Oberfläche zu gefallen, die Griffe sind ein Kreuz- und ein Schlitzschraubenzieher. Sonst ist nichts dran.

Sehr spartanisch kommt dieses Billigprodukt aus dem Baumarkt daher, schlecht ist es nicht, aber deutlich weniger durchdacht, billiger verarbeitet – und es behält nicht seine Form, der größte Nachteil. Dieses Problem hat das letzte Werkzeug aber nicht.

Wegen der geringen Abmessungen nur zu bedienen mit der Kraft der Finger: Die Zange für werktags, die ich während der Therapiestunden mit Kreppband an der Unterseite des Spülkasten am Therapeuten-WC verstecke.

Der eigentliche Knaller des Tages ist ein noch billigeres Produkt: Eine kleine Klappschere aus  leichtem Stahlblech, die ich in einem Supermarkt in Florida für sehr wenig Geld gekauft habe. Wie man auf dem Vergleichsfoto ganz oben sehen kann ist sie die kleinste und kompakteste der drei Werkzeuge – und das Flachste. So schön sieht sie aus:

Die Schere, die sich gerne mal verkrümmelt. Ich führe sie im Absatz meines linken Schuhes mit mir, der James-Bond-mässig hohl ist.

Dieses Tool ist aufrund seiner Materialität sehr leicht und hat das Zeug von einem Creativ-Director an einem Kettchen um den Hals getragen zu werden. Die passende Öse dafür wäre ja vorhanden. Letztens, als ich der Erste bei der Therapie war und gerade noch auswendig lernen wollte: „Ich heiße Rolf und bin werkzeugsüchtig“, kam Gunther, der Therapeut überrascht herein, weil ich so früh da war, und ihm fiel etwas aus der Tasche, das er ganz schnell wieder aufhob und einsteckte. Ich konnte es nicht genau sehen, aber ich glaube, es war diese Schere:

Das Gefühl, diese Schere in der Hand zu halten, ist unbeschreiblich. Allerdings lieber im geschlossenen Zustand. Wie bei jedem Miniwerkzeug ist es nämlich etwas schwer, damit zu arbeiten, sie schneidet aber im Notfall auch ganz gut.

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