Von Oberhausen, DEurtschland, bis nach Südafrika: Krake Paul, die Wahrsagerin der Fußball-Weltmeisterschaft 2010.

Von Oberhausen, Deutschland, bis nach Südafrika: Krake Paul, die Wahrsagerin der Fußball-Weltmeisterschaft 2010.

7. Juli 2010. Der 23. Spieltag der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika. Ich liege in einer Badewanne wie Jim Morrison oder Uwe Barschel. Ich habe gedöst, wache auf, liege bis zur Nase in lauwarmem Wasser. Habe aber gar kein Wasser einlaufen lassen. Ist es Blut oder Alkohol? Ich öffne die Augen. Oh, es ist Schweiß. Ich bin in Schweiß gebadet.

Jetzt wache ich aber wirklich auf. Natürlich nur ein schräger, endoplasmatisch-reticualer Traum. Ich liege im Bett, es ist 4:30 Uhr morgens. Normalerweise schlafe ich immer bis 5:40 Uhr durch. Was ist los? Ach so, heute Abend, das Spiel, Deutschland im Halbfinale gegen die starken Spanier. Die erste wirklich schwierige Prüfung. Die, an der jede Mannschaft scheitern könnte. Das T-Shirt klebt an meinem Oberkörper. Ich muß schrecklich geträumt haben. Poldi hat den Schiedrichter eine Drecksau genannt und ihm eine Backpfeife gegeben, nachdem der Klose, Schweinsteiger und Özil kollektiv wegen Toreschießens vom Platz gestellt hat. Der Schiri gibt mehrere Elfer gegen Deutschland, die er selbst verwandelt. Oh, Scheiße, was für ein Traum. Ich stehe auf und rutsche direkt krass aus. Schlage irgendwo mit dem Kopf auf. Ich höre in diesem Augenblick von Ferne explodierende Vuvuzelas und klirrendes Glas. Der Fußboden ist nicht mehr zu sehen, an einigen wenigen Stellen lediglich zu erahnen. Er liegt so dermaßen voll mit Bierflaschen und Bierdosen: Das ist die Fußballweltmeisterschaft 2010.

Gestern in der Kneipe unten hat mich ein Betrunkener angeschieen:
„Schreib das auf, Mann, schreib das alles auf, schreib über diese verdammte Fußballweltmeisterschaft, schreib die Wahrheit und laß‘ Dir den Mund nicht verbieten. Laß‘ es alle Leute hören, was mit der deutschen Mannschaft los ist.“ Jetzt sitze ich am PC, den ich per Handkurbel vorhin angeworfen habe und überlege. Darf man der deutschen Mannschaft einen Vorwurf machen, wenn sie nun verliert? War nicht Thomas Müller jenes Quentchen, das in einer insgesamt hervorragenden Mannschaft das Zünglein an der Waage gewesen ist? Werden die Jungs heute Abend nicht wie Hühner herumlaufen, die nicht wissen, was sie tun sollen?

Warum kann man der deutschen Fußballnational-Mannschaft nicht trauen?
Warum muß man vor jedem Spiel zittern, wie es nun weitergeht? Ganz einfach: Weil der Fußball so ist. Auch Spanien hat bei dieser WM schwach gespielt, sogar in der Vorrunde. Es sind 11 – bzw. bei dieser WM meistens 10 – Spieler auf dem Platz, die Höhen und Tiefen haben. Philipp Lahm z.B. ist ein Klasse-Verteidiger. Nun hat er sich und den Zusammenhalt der deutschen National-Elf demontiert, indem er den Kapitänsposten auch nach der Genesung von Michael Ballack für sich reklamiert hat. Er wollte schlau sein, indem er dies vor dem Halbfinalspiel tut, weil er davon ausgeht, dass Deutschland gewinnt und dieser Gewinn seinen Anspruch auf die Kapitänsbinde noch unterstreicht. Tatsächlich ist er es in Schuld, wenn die zarte Chemie der Nationalmannschaft jetzt durcheinanderkommt. Also zusammengefasst: Lahm eröffnet Nebenkriegsschauplätze, anstatt sich 100%ig auf das Spiel zu konzentrieren. Ballack reist angewidert von soviel Taktlosigkeit ab. Die Vaterfigur ist gegangen. Der Kapitän verlässt das s(t)inkende Schiff. Die Krake von Oberhausen prognostiziert einen Halbfinalsgewinn für Spanien. Heute Abend ist alles deshalb viel schwieriger als bei den Spielen vorher.

Überhaupt: Der Druck ist höher geworden.
Am Anfang haben alle Fans gedacht „Wenn das mal gut geht.“ Inzwischen denken alle „Die müssen jetzt Weltmeister werden“. Die Erwartungshaltung ist groß. Das verpflichtet. Das setzt jeden einzelnen unter Druck. Da kann man leicht in die Knie‘ gehen. Ob diese Mannschaft die Klasse hat, die man ihr bescheinigt, wird sie heute, unter all dem Druck, zeigen.

Das zweite Halbfinal-Spiel am 7. Juli 2010: Deutschland gegen Spanien (0:1)
Piotr Trochowski ersetzt Thomas Müller, der wegen zwei GelbenKarten für das Halbfinal-Spiel gesperrt ist. Im Vorfeld war darüber spekuliert worden, ob Kroos mit hineinkommt.
6. Minute: Villa vor dem deutschen Tor. Aber Neuer ist rausgekommen und schießt den Ball weg.
9. Minute: Das erste Mal, dass die Deutschen was versuchen. Wird aber noch nichts. Abseits.
13. Minute: Puyol aus nächster Nähe weit über’s deutsche Tor.
30. Minute: Zwei Drittel der ersten Halbzeit sind vorbei. Die Spanier haben mehr Ballbesitz und spielen sicherer. Die deutsche Mannschaft verteidigt gut, hat aber im Angriff nichts auf die Kette gekriegt. Im Gegensatz dazu die Spanier.
32. Minute: Trochowski mit Fernschuß. Wird von Spaniens Torhüter Casillas zur Ecke abgewehrt. Langsam kommt die deutsche Mannschaft mit mehr Aktion und Ballbesitz. Bis hierhin ein relativ abtastendes und langwieriges Spiel. Die Deutschen haben mehr Respekt vor den Spaniern als umgekehrt.
Halbzeit: Stand 0:0 nach 46 Minuten. Ein nicht sehr spannendes Spiel. Beide Mannschaften haben schon weit besser gespielt. Der Druck ins Finale zu kommen oder auch nicht scheint schwerer auf den Deutschen zu lasten. Die Spanier wirken durchgehend routinierter, selbstsicherer, gefährlicher und ballsicherer. Doch eine Klasse besser als die deutsche Mannschaft? Von Spaniens David Villa hat man in diesem Spiel sehr wenig gesehen. Er wurde gut gedeckt. Alsonso mit Fernschüssen, die aber teils weit daneben gingen. Iniesta der gefährlichste Spanier.
58. Minute: Riesenchance für Spanien. Letztlich aus spitzen Winkel. Danach nochmal ein Torschuß. Knapp vorbei. Das hätte ein Tor für Spanien sein können. Die Spanier drehen auf.
61. Minute: Klose vorm gegnerischen Tor. Aber drübergeschossen. Die spanische Abwehr wackelt bei schnellen Bällen.
62. Minute: Kroos kommt für Trochowski. Vorher war Boateng gegangen und Jansen gekommen.
63. Minute: Riesenchance für Ramos. Aber rechts am Tor vorbei. Die Spanier bleiben gefährlicher als die Deutschen.
68. Minute: Villa aus spitzem Winkel. Neuer hält sicher.
69. Minute: Özil auf Podolski auf Kroos. Aufs Tor Spaniens geschossen. Aber gut pariert. Danach setzen die Deutschen nochmal nach. Eckstoß.

Wie ein Gott aus der Unterwelt kam Spaniens Carles Puyol über die deutsche Mannschaft und schoß das längst überfällige Tor für die deutlich bessere spanische Mannschaft.

Wie ein Gott aus der Unterwelt kam Spaniens Carles Puyol über die deutsche Mannschaft und schoß das längst überfällige Tor für die deutlich bessere spanische Mannschaft.

73. Minute: Puyol zum 1:0 per Kopfball. Torwart Neuer ohne Chance.
81. Minute: Doppelwechsel. Deutschland: Khedira geht, Gomez kommt. Spanien: Villa geht Torres kommt.
82. Minute: Superschneller Konter. Riesenchance für Pedro vor dem deutschen Tor. Aber er schießt nicht. Friedrich und dann Koos klären. Das wäre eigentlich das 2:0 geworden, wenn er geschossen hätte.
86. Minute: Spanien wechselt nochmal. Silva Kommt, Pedro geht. In den folgenden Minuten und den drei Minuten Nachspelzeit passiert nicht mehr viel. Es bleibt beim 1:0 für Spanien. Thomas Müller hat gefehlt.

Thomas Müller, der nicht mitspielen durfte wegen zweier GelberKarten, die Quatsch gewesen sind, hat sich nach dem Spiel kritisch geäußert über die Leistung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Er klang fast so, als wäre alles besser gelaufen, wenn er mit dabei gewesen wäre. Ich glaube das auch.

Thomas Müller, der nicht mitspielen durfte wegen zweier GelberKarten, die Quatsch gewesen sind, hat sich nach dem Spiel kritisch geäußert über die Leistung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Er klang fast so, als wäre alles besser gelaufen, wenn er mit dabei gewesen wäre. Ich glaube das stimmt auch.

Die letzten Spiele der Fußballweltmeisterschaft 2010
10. Juli 2010, 20:30 Uhr: Spiel um Platz 3, Uruguay gegen Deutschland.
11. Juli 2010, 20:30 Uhr: Endspiel, Niederlande gegen Spanien.

(Text: Kid P., Kid B., Kevin K., Hartmut Se.)

Weitere Spielberichte zur Fußballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika
22. Tag: Niederlande gegen Uruguay mit einem hochspannenden Spiel in den letzten 3 Minuten
21. Tag: Deutschland, Argentinien; Spanien, Paraguay mit europäischem Hochleistungs-Fußball
20. Tag: Niederlande gegen Brasilien, Ghana gegen Uruguay
19. Tag: Paraguay gegen Japan, Spanien gegen Portugal
18. Tag: Niederlande gegen Slowakei, Brasilien gegen Chile
17. Tag: Deutschland gegen England, Argentinien gegen Mexiko
16. Tag: Uruguay gegen Südkorea, USA gegen Ghana
15. Tag: Portugal, Brasilien; Nordkorea, Elfenbeinküste; Chile, Spanien; Schweiz, Honduras
13. Tag: England, Slowenien; USA, Algerien; Deutschland, Ghana; Australien, Serbien
12. Tag: Mexiko/Uruguay; Frankreich/Südafrika; Nigeria/Südkorea; Griechenland/Argentinien
11. Tag: Portugal, Nordkorea, Chile, Schweiz, Spanien, Honduras
10. Tag: Slowakei, Paraguay; Italien, Neuseeland; Brasilien, Elfenbeinküste
9. Tag: Niederlande, Japan; Australien, Ghana; Kamerun, Dänemark
8. Tag: Deutschland, Serbien; Slowenien, USA; England, Algerien
7. Tag: Südkorea, Argentinien; Griechenland, Nigeria; Frankreich, Mexiko
6. Tag: Honduras, Chile; Spanien, Schweiz; Südafrika, Uruguay
5. Tag: Neuseeland, Slowakei; Elfenbeinküste, Portugal; Brasilien, Nordkorea
3. Tag: Slovenien, Algerien; Ghana, Serbien; Deutschland, Australien
2. Tag: Südkorea, Griechenland; Argentinien, Nigeria; USA, England
1. Tag: Südafrika, Mexiko; Uruguay, Frankreich