endoplast.de

Redewendungen: „Ich feier‘ das“ als Jugendsprache-Begriff

Die Jugend muss immer alles anders machen als ihre Elterngeneration: Andere Musik, andere Kleidung, andere Soziale Netzwerke, andere Verhaltensweisen und – ach ja – andere Ausdrucksweisen. Immer wieder tauchen Worte und Redewendungen auf, die alte Leute kaum verstehen. Man kann es ihnen erklären aber die Funktion oder die Anwendungsfälle der neuen Begriffe bleiben ihnen etwas unverständlich.

Bei allem, was der Mensch kommuniziert, geht es um intuitiv erfassbare Sinnzusammenhänge. Das hat etwas Atmosphärisches, das ein nicht der Sprachbezugsgruppe Angehörender nicht ohne weiteres nachempfinden kann. Viele Jugendbegriffe stammen aus der Musik der Stunde, dem Deutsch-Rap, oder werden von ihm verbreitet. Xavier Naidoo & Kool Savas als Duo „XAVAS“ haben im Song „Wage es zu glauben“ schon 2012 „du bist bekloppt im Kopf und ich feier das“ getextet.

Jugendsprache: „Ich feier das“ als Rap-Begriff

Gerne wird der Ausdruck „Ich feier‘ das“, der über die Rap-Kultur verbreitet wurde und positive Eigenschaften betonen soll, mit einem weiteren Wort der Überhöhung kombiniert. Etwa: „Ich feier‘ das total/voll/extrem/mega“. Die Geschichte der Jugendsprache ist durch Begriffe geprägt, die manchmal superlativisch betonen oder andererseits auf’s Lässig-coole abmildern. Beide Verbalstrategien haben im sozialen Kontext Zuordnungs- und Zugehörigkeitsfunktion. Dabei sorgen inhaltliche Superlative durch die Betonung des Besonderen für Aufmerksamkeit in der Zielgruppe. Es geht um Dinge, die relevant für Jugendliche sind, eben relevant als Bestandteil der gelebten Kultur. Es geht um Dinge oder Ereignisse, die man gesehen oder gehört hat, etwa um Kleidung oder Musik. Wer das „feiert“, was andere in der Altersgruppe auch bald feiern, grenzt sich von der Elterngeneration ab. Rein sprachlich über eigene Begriffe und auch inhaltlich über die Wahl dessen, das „gefeiert“ wird.

Begriffswandlung: Altes Feiern, neues Feiern

Dabei gibt es wiederum Verbalstrategien, die witzig und augenzwinkernd sind bzw. die einen formalen Verfremdungseffekt nutzen. „Ich feiere das“ setzt am herkömmlichen Begriff des „Feierns“ an, der zwei Merkmale hat:

„Ich feier das“ als Überhöhung

Das Feiern aus der Redewendung „Ich feier das“ ist also einem anderen Sinnzusammenhang entlehnt. Das, was sonst einen größeren Aufwand und eine Besonderheit darstellen würde, wird hier in das Nebenbei der Alltäglichkeit geholt. Gefeiert wird im Zweifelsfall auch schon die Hook(line) in einem Lied. (Das ist der Teil des Liedes, der ohrwurmmässig hängenbleibt, entweder als eingängige Liedzeile bzw. ein Teil davon oder als Teil der Melodie.) Das kann oft und mehrmals hintereinander geschehen und wird verbal als Ereignis verkauft. Es stellt sich heraus: Richtig feiert man natürlich nicht, man behauptet nur, man täte es – und die Eltern regen sich hoffentlich auf, weil ihr Sprachgebrauch ein anderer ist. Aber: „Feiern“ ist hier nicht nur eine sprachliche Überhöhung und Auslobung, feiern ist auch ein Bild, das zeigt, wie sehr man etwas mag. Dass sich dies von selbst entkräften mag, weil die Begrifflichkeit sooft inflationär wiederholt wird, ist ein Effekt, den der Sprecher selbst nicht bemerkt, weil der Begriff inzwischen fester Bestandteil des Wortschatzes geworden ist – womit auch eine bleibende Abgrenzung zur Erwachsenenwelt erreicht ist.

Die mobile Version verlassen