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Der freie Wille: Nur hinreichend autonom oder völlig frei in der Entscheidung?


FreeWillie. Manchmal ist es gut, sich ausführlich mit einem Thema zu beschäftigen und es in seiner Breite und Tiefe vertikal und horizontal zu durchdringen. Das kostet aber Zeit. Solche kurzen Videos wie das obige kann man anders nutzen: In ein paar Minuten hört man sich Thesen zum freien Willen an, die aus einer wissenschaftlichen eher materialistischen, handfesten Ecke kommen, nicht aus einer philosophischen. Bestitten wird die Absolutheit des freien Willens gleich an mehreren Stellen. Der freie Wille in Reinkultur wäre vorhanden, wen man sich zu jedem Zeitpunkt bei jeder Entscheidung völlig frei entscheiden könnte. Das heißt, es gäbe zu jeder Entscheidung, die man trifft eine oder mehrere Alternativen als Weg, der vom Individuum gewählt werden kann. Wer viel entscheiden muss, weiß, dass er oder sie das Problem hat, gleich unter vielen alternativen Wegen den richtigen finden zu können, um sich dann dafür zu entscheiden. Denn das ist leichter gesagt als getan. Der Begriff des freien Willens impliziert fast, dass, sofern es einen freien Willen gäbe, das Hauptproblem mit seinem Vorhandensein beseitigt wäre – nämlich die angenommene Einschränkung der eigenen Entfaltung. Tatsächlich würde der vollkommen autonome, freie Wille immer noch vor dem Problem stehen, die ihm gestellte Aufgabe zu lösen, auf einem Weg zu lösen, obwohl es Dutzende Wege geben mag. Der freie Wille könnte so zu einem Entscheidungsengpass führen, weil zu viel Autonomie zu viele Möglichkeiten böte. Die Wissenschaftler im Video kommen aber mit anderen Argumenten. Da wird zum Beispiel gesagt, der Wille sei ja ein Konstrukt oder eine Ausgeburt des Denkens, er komme aus dem Denken, also könne er nicht vollständig frei sein. In einer anderen Stellungnahme heisst es, unser Gehirn überliste uns letztlich aber auf eine Weise, die wir nicht ahnen und die spitzfindig klingt: das Gehirn benötige einen „Vorlauf“ zum Denken oder Bedeneken, es beginne also mit dem Denken ohne uns und vielleicht ohne unser Bewusstsein und wir aber gingen davon aus, dass das Denken erst mit unserer bewussten Entscheidung beginne, eine Aufgabe zu lösen bzw. uns für etwas Bestimmtes zu entscheiden. Versöhnlich heisst es an anderer Stelle, wir seien hinreichend autonom. Das heisst: nicht völlig. So gesehen kann man die Kurzstellungnahmen als Relativierung des freien Willen auffassen und sich dazu entscheiden, die angestoßenen Gedanken für sich weiter zu denken, wodurch man das schwierige Thema immer mal wieder umkreisen und zu neuen Erkenntnissen kommen. Das lohnt sich. Kommentieren.

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