endoplast.de

Was ist Kunst? Zwecklosigkeit der Kunst als Freiheits-Verkörperung

WasserstandsanzeigerAlles, was man tut, dient normalerweise einem Zweck. Man will ein Ziel erreichen und setzt seine Kräfte dafür ein. Das ist ermüdend, weil die Schattenseite dieses Zustandes Unfreiheit ist: wenn alles zweckgebunden ist, wird die persönliche Freiheit beschnitten.

Jenseits der Zweckgebundenheit vollzieht sich die Kunst als Tätigkeit. Es fühlt sich befreiend an, etwas zu tun, was über das hinausgeht, was erwartet wird: Kunst ist das Andere, das nicht Zweckdienliche, nicht Erwartbare. Kunst ist somit die Alternative zum zielgerichteten, zum zweckgebundenen und auch zum sozialen Leben mit seinen Anforderungen und Verantwortlichkeiten.

Kunst als eine Alternativwelt

Kunst ist das, was man tut, wenn man an den Zwecken und Zielen der Welt zweifelt. Kunst kann dann im Hinblick auf die eigene Lebensführung zu einer Philosophie oder Ideologie werden. Selbst ein Egoist, der darunter leiden könnte, dass er ständig etwas (für sich) tun muss, was selbst ihn ein bisschen unter Stress setzen würde, könnte im altruistisch-selbstlosen Handeln eine erholsame Alternative entdecken. In einer Welt, in der nur das eigene Ich vorkommt, könnte Kunst, bei der es jenseits des Kunstmarktes um nichts geht aufmunternd und belebend wirken – eben anders und als echte Alternative zum bisherigen zielgerichteten Leben.

Konzepte des Prokastinierens

Ziele zu erreichen, erfordert Anstrengung, kann stressig und belastend sein. Zuweilen verkrampft man sich. Würde man sich in so einer Situation vorstellen, dass es nichts mehr zu beweisen gäbe oder dass man das Empfinden hat, es würde um nichts gehen, könnte man ein Gefühl von echter Freiheit empfinden, die mehr ist als nur die Abwesenheit von Belastung.

Einengung und Befreiung

Ein herkömmlicher Zweck oder ein gewohntes Ziel können zwar Motivation und Ansporn sein aber der vorgegebene Rahmen begrenzt. Jemand, der ein Ziel auf ganz anderen, ganz neuen Pfaden erreichen will, nähert sich dem ideellen Gedanken der Kunst in all ihrer Zweckfreiheit und – bezogen auf die gesellschaftliche Konvention – Sinnlosigkeit an. Denn Kunst ruht in sich selbst, sie hat ihre besten Momente, wenn sie nicht zweckdienlich oder sachdienlich ist.

Zufall und Lebendigkeit

Wer sich mit der Sinnlosigkeit der Welt auseinandersetzt und sich dem inneren Nichts annähert, in dem es um nichts Anderes mehr als um den forschenden Ausdruck geht, lässt dem Zufall einen großen Raum. Viele Künstler gehen mit dem Zufall als Partner spielerisch um, der als Konterpart der Zielgerichtetheit und der Zweckgebundenheit erscheint. Der Zufall und der Zweck sind die polaren Bedingtheiten der Kunst.

Das Spiel mit der Unvorhersehbarkeit

Die Kunst ist als Prozess betrachtet eine ergebnislose Tätigkeit, die ein fortwährender regelloser Tanz mit dem Zufall ist. In dem Moment, in dem der Künstler ein Ergebnis sieht und damit ein Ziel erreicht hat, endet seine Kunst, weil ein Ergebnis Teil der manifesten Welt ist, während der Wert von Kunst und Künstler in einem Schwebezustand liegt, der Ereignis- und Ziellosigkeit umfasst wie auch Zwecklosigkeit und Sinnlosigkeit. Das Nichts zu wollen, sich dem Unvermuteten hinzugeben und sich von ihm überraschen zu lassen, lautet das Anti-Ziel.

Die Kunst und der erwartungsfreie Raum

Denn Kunst ist deshalb am ehesten im Nichts zuhause, weil das Nichts erwartungs- und bedingungslos ist. Erst aus dem Nichts heraus kann ein echtes Etwas entstehen. Wäre das nicht der Fall, könnte Kunst nicht mehr als ein Gegenentwurf zum Sein wirken, nicht mehr als das Andere, das Neue und noch nie Gesehene. Kunst kann man als selbst herbeigeführten Lauschangriff auf das innere Selbst ansehen, das die Welt gefiltert reflektiert.

Spiel mit der Improvisation

Der nächste Verwandte von Zweckfreiheit und Zufall ist das Spiel. Kunst kann streng sein, ist aber meistens spielerisch. Das Spiel setzt der Zweckgebundenheit und der Zielerreichung ein Augenzwinkern entgegen. Aus Anstrengung wird Konzentration, aus Stress Vertiefung. Kunst als eine die Welt im Inneren, im Äußeren und im Dazwischen abbildende Tätigkeit ist spiegelnde Selbstverwirklichung. Ihr Zustand ist Erfüllung durch Weltabbildung.

Die mobile Version verlassen