Der Weihnachtsmann hatte gegessen und alle Geschenke auf den Schlitten geladen. Zum Abschied küsste er seine Katze, seinen Hund und die Wellensittiche, zog die Tür hinter sich zu und machte ein schnalzendes Geräusch, nachdem er den Schlitten bestiegen hatte, damit die Rentiere wußten, dass es nun los ging. Doch nichts geschah. Der Weihnachtsmann ruckelte an den Zügeln und rief ein paarmal aber die Rentiere rührten sich nicht von der Stelle.

Schließlich stieg er verwundert ab, musterte die roten Triefnasen und sah die verquollenen Augen der Rentiere. Das war noch nie passiert, und ausgerechnet jetzt hatte er auch noch seine Ersatzmannschaft in Urlaub geschickt: Die Rentiere hatte eine Grippe erwischt. Ratlos stapfte der Weihnachtsmann hin und her, sprach mit den Rentieren, streichelte sie zur Beruhigung und entschied sich dann schnell, sie in den warmen Stall zurückzubringen. Wie sollten jetzt die Geschenke zu den Kindern kommen? Ohne lang nachzudenken schloß er wieder die Tür zu seinem Haus auf, sah auf Bonny, die Katze, und Patti, die Hündin, und nahm sie mit hinaus. Ob sie und ihre Freunde den Schlitten ziehen konnten? Patti bellte und trommelte die Hunde aus der Nachbarschaft zusammen, Bonny maunzte und eine Katzenschar strömte herbei.

Der Weihnachtsmann traute seinen Augen kaum: in kürzester Zeit wimmelte der Hof vor Katzen und Hunden, die sich die Geschirre der Rentiere umlegten und versuchten den schweren Schlitten vom Hof zu bewegen, aber das war leichter gesagt als getan. Die Kufen schienen im eisigen Schnee wie festgefroren und obwohl in jedem Geschirr je drei Hunde und drei Katzen mit aller Kraft zogen, wo vorher jeweils ein Rentier gestanden hatte, tat sich nichts. Der Weihnachtsmann feuerte die Tiere an und zog mit. Als das nichts half, bat er die verbleibenden Tiere zu schieben, damit irgendetwas passierte und die Zugtiere Mut bekamen. Aber es nützte alles nichts. Sollte er einen Teil der Geschenke abladen? Aber dann würden viele Kinder Weihnachten ohne Freude verbringen müssen.

Irgendwann hörten die Katzen auf zu miauen und die Hunde auf zu bellen und sogar zu hecheln, und selbst der sonst schwere Atem des Weihnachtsmannes war nicht mehr zu hören. Eine gespenstische Stille war eingetreten. Die Tiere blickten sich ratlos an und sahen hin zum Weihnachtsmann. Es hatte angefangen zu schneien, jedes Geräusch wurde von der dicken Schneedecke verschluckt und absolut nichts war zu hören. Der Weihnachtsmann blickte nach oben in den nachtblauen Himmel zum Sternenzelt und murmelte in sich hinein, dass irgendetwas geschehen müsse. Aber nichts geschah.

Nach einer Zeit, in der all die Tiere und der Weihnachtsmann bedeckt von einer Schneeschicht bewegungslos dagesessen und dagestanden hatten, hörte man vom Innern des Hauses her ein leises Schaben und Kratzen. Es wurde lauter und lauter, schließlich war ein Piepsen zu hören. Der Weihnachtsmann stapfte zum Haus und öffnete vorsichtig die Tür. Die vier Wellensittiche standen innen vor der Tür und blickten hoch zu ihm. Ihr Blick war fest und diesmal sahen sie nicht aus, als wollten sie Futter oder mehr Raum zum Fliegen, diesmal schien ihr Blick zu bedeuten, er solle zur Seite gehen und Platz machen. Der Weihnachtsmann blickte verwundert auf die vier kleinen Wellensittiche, die vor dem Hintergrund des dunklen Zimmers kaum zu erkennen waren. Als er langsam rückwärts und dann zur Seite ging, hüpften sie von der Türschwelle auf die Schneedecke und hüften mit ihren kurzen Beinen ohne einzusinken auf den Schlitten zu.

Jeder Wellensittich nahm dann kurz über der Erde fliegend, einen anderen Teil des Geschirrs in den Schnabel. Ihr Flügelschlag beschleunigte sich so sehr, dass ihre Flügel gar nicht mehr sichtbar waren. Mit einem Surren hob der Schlitten in scheinbarer Leichtigkeit ab und verschwand über den Köpfen der staunenden Katzen und Hunde und über einem Weihnachtsmann, der sein Glück nicht fassen konnte.

Kurz darauf war der Schlitten in einem großen Bogen aus der entgegengesetzten Richtung wieder punktgenau gelandet. Die Katzen miauten, die Hunde bellten und der Weihnachtsmann klatschte in die Hände. Die Wellensittiche sahen ihn ungeduldig und voller Tatendrang an, bis er kurz danach schnell auf den Schlitten gesprungen und sie ebenso schnell wieder losgeflogen waren. Wie jedes Jahr um die Weihnachtszeit, bekamen die Kinder der Welt auch diesmal pünktlich ihre Geschenke.

Als die müden Sittiche und der Weihnachtsmann zurückgekehrt waren, fanden sie ein umgeräumtes Haus vor: der Käfig der Wellensittiche war verschwunden, anstatt dessen hatten die Katzen an den Zimmerdecken viele nestähnliche Schlaf- und Sitzgelegenheiten angebracht. Seit diesen Weihnachten durften die Wellensittiche das ganze untere Stockwerk für ihren Freiflug nutzen und die Wellensittichkolonie wurde im Laufe der Zeit größer, weil die Kinder aus allen Teilen der Welt dem Weihnachtsmann Wellensittiche schickten, damit ihre Geschenke, was auch passierte, immer ankommen sollten.

Die Rentiere waren bald darauf wieder gesund geworden und froh darüber, dass ihre Erkrankung nicht zur Weihnachtskatastrophe geführt hatte. Viele Kinder schrieben dem Weihnachtsmann das Jahr über, dass kleinere Geschenke beim nächsten mal auch genügen würden – damit der Schlitten nicht so schwer wäre.