Der Comic-Zeichner, Illustrator und Künstler Jim Mahfood wurde 1975 in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri geboren. In der amerikanischen Comicszene setzt er immer wieder eigene Akzente. Wo liegen seine ästhetischen Wurzeln?

Man könnte sagen, dass Illustration in Comics angewandte Grafik oder Gebrauchsgrafik ist. Also etwa ein Buch zu illustrieren oder ein Comic zu zeichnen hat nichts mit Kunst zu tun, weil es Auftrags-Grafik ist, keine freie, keine absichtslose. Oder kann das doch Kunst sein?

Comic oder Kunst?

Die Genre-Grenzen von früher sind seit langem etwas verschwommen und durchlässig geworden. Der Nachteil: Alle möglichen Comiczeichner schimpfen sich „Artist“, was die meisten aber nicht sind. Der Vorteil: Das Medium wird tatsächlich künstlerisch bereichert. Immer wieder bahnen sich tatsächliche Zeichenkünstler den Weg – selbst in solche Genres wie Superhelden-Comics.

Vorbilder von Jim Mahfood?

Zeichner wie Sam Keith („The Maxx“) oder Dave McKean („Signal to Noise“), wie George Herriman („Krazy Cat“) oder Barry Windsor-Smith („Red Nails“) hatten das Medium längst aufgewertert. Aber schon die Comiczeichner-Größväter wie Windsor McCay („Little Nemo in Slumberland“) oder Lionel Feininger („Kinder Kids“) hatten in der Hinsicht Vorarbeit geleistet. Bekannt geworden ist ab den 1980er-Jahren Bill Scienkiewicz, der zunächst vom Comic-Realisten Neal Adams beeinflußt wurde, um später seinen eigenen Stil zu finden, der ausdrucksstark-unkontrolliert übers Blatt glitt – wobei Scienkiewicz allerdings auch als Multistilist und Handwerker ein Könner ist. Ein bißchen mag man Mahfood auch in der Tradition von Illustrations-Altmeister Ralph Steadman sehen, der den Chaotenstrich in der unterhaltenden Illustration salonfähig gemacht hat.

Weitere illustrative Verwandschaften

Übrigens gab und gibt es andere Verwandtschaften zu Illustratoren und Comicschaffenden, etwa zum deutschen Illustratoren-Klassiker Heinz Edelmann, der den „Yellow-Submarine“-Zeichentrickfilm für die Beatles geschaffen hatte oder Illustrationen für die von Willy Fleckhaus gestaltete „Twen“-Zeitschrift der 1960er- und 1970er-Jahre oder später für das „F.A.Z.-Magazin“, die damalige Freitagsbeilage der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Auch an den wilden Strich von Ute Helmbold erinnert Mahfood. Sie hat das Album „Die Teufelin“ beim Carlsen Verlag gezeichnet und später ein illustriertes Buch zu Theodor Storms „Der Schimmelreiter“ veröffentlicht.

Street Art, Graffiti und Musik

Jim Mahfood ist beeinflusst von Graffiti, Street Art und Musik. Seine collagenhaften Zeichnungen, die er „Visual Funk“ nennt schäumen über vor Bewegung und visueller Rhythmik. So richtig zum Zuge kommt er nicht im Innenteil der Comics, sondern meist mehr bei den Einzelzeichnungen auf dem Cover, die plakativ ins Auge springen. „Spiderman“ und „Tank Girl“ hat er gezeichnet, vor allem aber viele eigene Projekte.

Ein Pop-Art-Style

Er arbeitet mit groben Rastern wie Roy Lichtenstein, sein Strich tanzt wie zu einer atonalen oder punkigen Musik und er erinnert an die ganz wilden Momente von Bill Sienkiewicz, als dieser etwa Berühmtheit mit seiner Version der „New Mutants“ erlangte, als er seine Comics noch nicht malte wie später bei „Elektra: Assassin“. Und wenn man an den denkt, denkt man eben auch an Ralph Steadman, etwa an seine Zeichnungen zu den Texten von Hunter S. Thompson oder seine Buchillustrationen zu „Alice im Wunderland“.

Grenzgang wilde Zeichenkunst

Es geht wild zu bei Jim Mahfood, dem Zeichner und Künstler und Comicartisten, der seine eigene Serie „Grrl Scouts“ gezeichnet hat und dem man immer ansieht, dass er Graffitis liebt. Das Wilde und Unberechenbare, das Subversiv-Expressionistische hatte schon immer Platz im Zeichner-Olymp, auch wenn es sperrig und wenig klassisch ist und das Auge mehr herausfordert, als dass es ihm schmeicheln würde. Jim Mahfood, genannt „Food One“ bringt künstlerische Offenheit in seine Comics und damit auch in die Welt der Comics.

Illustration Weihnachtsmann