ImageBruch. Wir hatten bereits das Stück I Want to Fall in Love von Johnny Mathis aus dem unveröffentlichten und von Chic geschriebenen, gespielten und produzierten Album I Love my Lady vorgestellt. Hier folgt eine weiteres aus diesem Album. Während Mathis auf I Want to Fall in Love gesanglich rund und fast wie Michael McDonald von den Doobie-Brothers klingt und von Geigen umspielt war, ist das Stück Love and Be Loved gradliniger und etwas rockiger. Die Stimme klingt höher, weniger voluminös und ist mehr in den Hintergrund gemischt. Chic hatte sich 1976 gegründet und 1983 aufgelöst. Der Gründe dafür mögen manigfaltig sein. Anfänglich hatte Gitarrist Nile Rodgers seinen Stil und seinen musikalischen Ansatz noch nicht gefunden. Vermutlich war er sich nicht sicher, ob er Rockmusiker, Soulmusiker oder Jazzmusiker werden wollte. Sein Partner, der Bassist Bernhard Edwards, war abgeklärter und anfänglich der Bandleader von Chic. Er hatte klarere Vorstellungen davon, wie ein Chic-Song beschaffen sein musste. Man könnte sagen, dass Rodgers der kraftvolle Expressionist war, der in Edwards den ruhigeren Impressionisten als Konterpart hatte. Rodergs lieferte die meisten Grundkompositionen, selbst wenn bei alle Chic-Stücken – so auch auf dem unveröffentlichten Johnny-Mathis-Album – beide als Komponisten angegeben sind. Das liegt sicher daran, dass Rodgers zur musikalisch-kompositorischen Überfrachtung seiner Songs neigte und Edwards sie gradliniger machte und vereinfachte. Edwards wirkte mäßigend auf Rodgers ein und hatte wohl den wesentlichen Anteil daran, dass es praktisch kein schwaches gemeinsam komponiertes Stück gibt – was kaum ein anderes Songwriter-Duo in der Popmusik-Geschichte geschafft hat. Nach dem Chic-Split arbeiteten beide getrennt als Produzenten für andere Musiker. Edwards zum Beispiel für Robert Palmer, dem er mit dem Album Riptide 1985 zum kommerziellen Durchbruch verhalf aber auch noch einmal für Diana Ross bei ihrem Album Swept Away, für Rod Stewart (Out Of Order, 1988, und Vagabond Heart, 1991), für Joe Cocker (Cocker, 1986), er produzierte Jody Watley (Jody Watley, 1987), ABC (Alphabet City, 1987), um nur einige bekannte Acts zu nennen und hatte mit Power Station auch eine eigene neue Band, die aus Duran-Duran-Mitgliedern bestand und Robert Palmer an den Vocals vorweisen konnte (Alben: The Power Station 33 1/3, 1985, und Living In Fear, 1996). So wie Johnny Mathis Album nie den Weg in den Verkauf gefunden hat, so wurde auch das von Bernhard Edwards produzierte Album für Adam Ant, Persuation, zwar 1991 fertiggestellt, aber nie veröffentlicht. Oft ging es darum, dass Plattenfirmen etwas dagegen hatten, dass „schwarze“ Künstler „weiße“ Sänger produzierten oder dass neue Musikkonzepte nicht ins bisherige Schema passten. Es gab z.B. beim Album Diana von Diana Ross erheblichen Wiederstand von der Sängerin selbst und auch von ihrem Management. Letztlich wurde das Album jedoch das bestverkaufte ihrer Karriere. Bernhard Edwards und Nile Rodgers stehen gemeinsam und getrennt jedenfalls dafür, dass sich die starren Fronten zwischen der „weißen“ und der „schwarzen“ Musik in Nordamerika aufweichten. Sie haben damit Pionierarbeit geleistet. Die Trackliste des unveröffentlichten Johnny-Mathis-Albums I Love my Lady besteht aus folgenden Stücken: „I Want to Fall in Love“, „It’s Alright to Love Me (Go with the Flow)“, „Something to Sing About“, „I Love My Lady“, „Take Me“, „Judy“, „Stay with Me“, „Love and Be Loved“.