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Comiczeichenkunst: Animationsspezialist John Musker lädt zum Plausch mit Comiczeichner Moebius

Comics, Film und Zeichner Moebius

Das schöne am biografischen Rekapitulieren ist, dass man tiefere Einsichten in die Zusammenhänge vergangener Ereignisse bekommt. Der Comiczeichner Moebius war auch Illustrator, Ideengeber bzw. Ausstattungsdesigner für Filme. Zudem hat er selbst kleine animierte Filme um seinen Helden Arzak geschaffen und war bei anderen Trickfilmprojekten beteiligt. Allerdings hat er auch Entwürfe für Realfilme abgeliefert, zum Beispiel für Spielfilme wie Alien von Ridley Scott, The Abyss von James Cameron oder Das 5. Element von Luc Besson.

Zeichentrick- und CGI-Filmer John Musker

Deshalb nimmt es nicht Wunder, dass John Musker, ein sehr bekannter Trickfilmer bei Disney, Jean Giraud alias Moebius zu einem aufschlussreichen Gespräch eingeladen hat. Der Name Moebius hat in Hollywood auch deshalb keinen schlechten Klang, weil er den Tron-Erstling designt hatte: den ersten computeranimierten Spielfilm in der Geschichte des Kinos, der übrigens auch von den Disney-Studios kam und so den Zusammenhang zu Musker bildet.

Die Legenden um Jean Giraud aufgeklärt

Wer immer schon mal die Legenden rund um Moebius verifizieren wollte, kann aus diesem Gespräch viel schöpfen. Das nämlich ist auch deshalb so informativ, weil es sehr lang ist und genügend Raum bleibt, um wichtige Fragen zu klären. Wie war das genau damals mit den psychedelischen Pilzen in der mexikanischen Wüste? Woher kommt der Name Arzak? Wie maßgeblich war der Anteil der Arbeiten von Moebius an den diversen Filmprojekten? Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Alien-Erfinder Dan O’Bannon an der berühmten Comic-Kurzgeschichte The Long Tommorow? Wie ist aus dem herkömmlichen Mainstream-Zeichner Jean Giraud ein Innovator geworden? Gestreift wird auch ein bischen das esotherische Denken von Moebius.

Ein Gespräch kurz vor seinem Tod

Man sieht im Video, dass Moebius etwas Zeit braucht, um sich einzustimmen, weil er anfänglich Schwierigkeiten hat, sich im Englischen auszudrücken. Je länger das Gespräch dauert, desto informativer wird es. John Musker stellt die richtigen Fragen und eigentlich wird in diesem Talk kein wichtiger Aspekt ausgelassen. Da das Gespräch aus dem Jahr 2010 stammt und da Jean Giraud bereits am 10. März 2012 verstorben ist, ist es zudem immer noch aktuell. Musker hat als Vorbereitung zu dem Termin eine ebenso aufschlussreiche Beam-Präsentation vorbereitet, die jeweils die richtigen Bilder und kleinen Filme zu den Themen des Gespräches beiträgt. So kann sich auch der Nicht-Moebius-Kenner ein gutes Bild machen. Außerdem lernt man kurz Frau und Tochter  von Jean Giraud kennen und sieht ihn am Ende ein Selbstportrait und Arzak zeichnen. Was will der Fan mehr?

John Musker und Ron Clements, das Zeichentrick-Gespann

Wer ist John Musker? Zusammen mit Ron Clements bildet er bei Disney ein einflussreiches Trickfilmduo, das zusammen schreibt, Regie führt und produziert. Auf ihr Konto gehen kommerziell große Erfolge wie Cap und Capper (1981), Taran und der Zauberkessel (1985), Basil, der große Mäusedetektiv (1986), Arielle, die Meerjungfrau (1989), Aladdin (1992), Hercules (1997) und Küss den Frosch (2009). Der Schatzplanet (Treasure Planet, 2002) war dem gegenüber ein Riesenflop. An diesem Film war übrigens Alex Nino, der andere maßgebliche Innovator in der Welt der Comics, mit Entwürfen beteiligt. Musker und Clements hatten darin die Handlung des Abenteuerromans Die Schatzinsel von Robert Louis Stevenson mit Science Fiction kombiniert – ein Wunschprojekt von Musker, mit dem er Disney weiterhin neue Impulse geben wollte. Das hatte in dem Fall nicht geklappt, und an dieser Stelle sieht man die Unterschiede zwischen Mainstream und dem, was Moebius getan hat.

Die legendäre Jodorowsy-Dune-Verfilmung

Moebius hat stets an Transformationen geglaubt. Er hatte Alejandro Jodorowsky als Initiator einer Dune-Verfilmung nach dem Roman von Frank Herbert getroffen, für ihn gearbeitet und dort mit Dan O’Bannon, Hans-Rudi Giger und Chris Foss zusammengearbeitet. Der Film wurde zwar nicht realisiert aber aus dem Scheitern des Filmes entstand in einer kreativen Transformation später die erfolgreiche Comicalben-Serie John Difool, die Saga um den Incal. Und Dan O’Bannon traf in seinem Frust wegen des Scheiterns des vermeintlichen Jahrhundertsfilms Dune auf Ronald Shusett, schrieb mit ihm zusammen die Story und das Drehbuch zu Alien und ging damit in die Filmgeschichte ein. Wie es dazu im einzelnen kam, ist witzig und traurig zugleich im Gespräch zu hören.

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