HorstSchimanski

Ich hasse es, wenn ich mit Leuten rede und sie erzählen mit in mehr als einem Satz oder länger als eine Minute den Inhalt eines Filmes oder einer Sendung. Denn wie arm ist das denn: anstatt zu leben, geben sie – indem sie permanent in virtuellen Filmwelten als Ersatzleben schwelgen – zu, dass sie eigentlich nicht wirklich leben.

Das ist nicht anderes als ein unsichbares Dahinvegetieren, ein Leben in einer künstlichen Medienwelt, die alle manipuliert. Wenn dann einer, den man aus den Medien kennt, stirbt oder mehrere in einem Jahr sterben, gibt es Trauer überall.

Medienschicksal: Schimanski ist wichtiger als Götz George

Im Falle des Mannes, der von Beruf Schauspieler war und mit bürgerlichem Namen Götz George hieß, war das eine ganz besondere Sache. Denn er hatte seinen egentlichen Namen verloren, indem er die Kunstfigur Horst Schimanski verkörpert hatte. Fortan hatten ihn alle nur noch mit Schimanski oder seinem Spitznamen Schimmi gleichgesetzt oder sogar angesprochen.

Mediennachruf: „Schimanski ist tot!“

Kein Wunder also, dass nach dem Tod des Götz George viele stattdessen gesagt haben: Schimanski ist tot. Mann, Mann, wie arm ist das denn eigentlich? Vielleicht leben wir selbst – nicht nur unsere Daten – inzwischen in einer Art Medien-Cloud und merken es nicht. Es ist zwar nicht ganz unrichtig, dass auch die Kunstfigur Schimanski nun nicht mehr existiert aber zunächst einmal ist ein Mensch gestorben, den wir gar nicht kennen.

Medienvirtualität: Trauer um eine Kunstfigur

Was wir gekannt haben ist sein Abbild aus Fernseh- und Filmrollen, auch aus Interviews. Erschließt sich der Mensch daraus und reicht die Kenntnis dieses Abbildes, um zu trauern?