Kultur-Check, Kulturschock: Sayonara, Mr. Scheck.

Kultur-Check, Kultur-Schock: Sayonara, Mr. Scheck.

Ich habe vor ein paar Tagen Denis Schecks Büchersendung „Druckfrisch“ gesehen und mich wieder geärgert. Die gewollt wacklige Kameraführung, die auflockernd-dynamisierend wirken soll – ein Mittel gegen Langatmigkeit, die manche Leute mit Literatursendungen assoziieren –, bringt nichts außer Nervosität.

Scheck hat zwar über Literatur viel Interessantes zu sagen, er bringt das aber lediglich bemüht-locker rüber, ein Widerspruch in sich.

Zum Beispiel das Interview mit dem chinesischen Lyriker Bei Dao: Die Fragen sind gut, aber Scheck kommt weder dem Menschen noch seinen Motiven nahe genug. Da wäre doch mehr rauszukitzeln, wie bei Friedmann oder Willemsen, nur auf eine andere Art. Die Ansätze sind da, werden aber nicht konsequent ausgeführt. Scheck fragt Bei Dao, warum er nicht bei der Buchmesse ist und belässt es bei der Irritation des Autors über die Frage. Da hätte er im Dialog mehr rausholen können.

Die Buchempfehlungen in einer Buchhandlung lassen auch das Zwischenmenschliche vermissen. Die angesprochenen Buchhandelskunden agieren nicht viel. Wo bleibt der Witz oder das Provokante?

Auch die Kurzkritik der 10 Bestseller bleibt hinter ihren Möglichkeiten zurück. Die Grundidee ist gut und frech, nämlich die schlechten Bücher über ein Laufband in den Müll zu befördern. Aber wenn man die Sendung ein paar mal gesehen hat, weiß man was kommt. Das muß variiert werden. Sonst wird es irgendwann langweilig. Literatur, die zu volkstümlich sein will, um niemanden zu verprellen, biedert sich nur ergebnislos an.

Der Kritiker, der einen falschen Rahmen für seine Ausführungen wählt, macht einen ähnlichen Fehler. Da ist mir ein Reich-Ranicki 1.000 mal lieber, der „Ficken“ vor laufenden Kameras schreit oder die Fernsehnation geisselt. Das polarisiert und weckt die Leute auf – und zwar über literarische Zirkel hinaus.

Ungeschlagen ist deshalb der Grundaufbau des Literarischen Quartetts: Verständlich, stachlig, kompromisslos konfrontierend. Also weniger Wackelkamera und mehr Auseinandersetzung bzw. mehr Mensch hinter dem Buchdeckel. Die Lockerheit der Kamera sollte auf die Menschen übertragen werden. Sonst ist auch diese Literatursendung bald wieder weg.