Lust auf Videos? You Tube als einer der wichtigsten Glotzrotzlieferanten für Hörkrampfaugenblicksmedien im Internet, animiert Nerds und Profis dazu, eigene Videos abzuliefern. Deshalb gibt es zu vielen Musikvideos zu viele Varianten.
Zu Grizzly Bears „Two Weeks“ – einem gerade noch herkömmlichen Video, das aber schon etwas stilisiert und leicht seltsam ist – gibt es noch ein anderes, künstlerisch-surrealistischeres. Ich seh mir das an und denke, das isses jetzt, das – nur das – isses, zumindest tendenziell, oder auch nicht, aber vielleicht doch.
Flimmerparade: Hirnräuber und Traumvergewaltiger
Es ist aber in Wirklichkeit so, dass mir die Videos die eigenen Vorstellungen und Sichtweisen, meine ureigensten Bernd-Bilder aus der Hirnwindungen rausreißen oder wie ein dicker Schneemantel schnurstrax überdecken. Wenn ich nicht mehr Fernseh gucke, keine Videos sehe, keine Musik höre, bin ich leer wie ein ausgetrockneter Sahara-See, mit dicken Rissen am Grund meines Hirns, die nach YouTube-Flüssigkeit lechzen. Ich übe jetzt, wieder eigene Bilder zu entwickeln, keinen Götzendienst für den Bildschirmgott mehr. Ich erinnere mich: An meine Kindheit, wie ich die Mensa der Uni einen Tag lang gesucht und nicht gefunden habe, obwohl ich schon jahrelang eingeschrieben war. Das wäre doch ein skuriles Video. Musik Pere Ubu. Portishead. Oder besser: Was eigenes. Das isses.
Werbefallout für Samba-tanzende Hirnwindungen: Kaufen, kaufen, kaufen
Jetzt ist mir Grissly Bear aber durch die Werbung aufgefallen. Werbung ist organisierte Massenpsychose. Die Werbeleute haben Gehirnwäschezentren eingerichtet, die meinen Hypothalamus (kein Fonds einer bayrischen Bank sondern Realität) bis zur Kaufrausch-Hysterie hinaufmassieren sollen. Werbung ist also ernst zu nehmen, weil sie eine Waffe ist, in deren Lauf ich täglich angstlos Blicke. Jedesmal erschießt sie mich aufs Neue. Ich bin ein wandelnder Toter, ohne dass ich’s merke.
Der falsche Weg: Haben statt Sein
Aber Werber sind nicht nur Gedankentotschläger und Individualitätskiller, indem sie alles auf den Mainstream reduzieren und den Sinn des Lebens im Kaufen und Besitzen sehen, nicht im Sein, im Werden und Vergehen. Werber sind auch Menschen, denen mal was ganz Anderes rausrutscht: Die Wahrheit. Hier genau hingucken: Der Wahnsinn der Welt, dem ich ins Gesicht blicke, wenn ich die Augen weite, ist ein: Clown.
2 Responses to “Grizzly Bear: Die Ambivalenz des audiovisuellen Overkills”
[…] gut ist. Der Werbespot, der das Lied in Europa bekannt gemacht hat, hat ebenfalls ungeahnte, surreale Qualitäten. […]
[…] Bear. Die Gruppe konnte man an dieser Stelle schon mal genießen. Jetzt also noch ein ausgesprochen künstlerisches Video, das Spaß macht. Und […]