Rotwein, ein Opener für jeden Messebesuch.

Tim Mälzer, Alfons Schuhbeck, Jamie Oliver: Deutschland im übergewichtigen Fress- und Kochwahn. Anstatt brav den Salat ohne Dressing zu essen und ansonsten den Mund geschlossen zu halten, wird allerorten das große Fressen zelebriert. Endoplast hat die passende Messe dazu besucht: eat&style, die Koch-, Kulinarik- und „Genuss“-Messe, die noch dieses Wochenende in Köln läuft und ihre Fortsetzung vom 23.-25.11. in Stuttgart findet. Es gibt aber noch Hoffnung. Man lese und staune.

Ab 10:30 zieht der Pressetross über die eat&style, ein Gläschen südafrikanischen Rotwein vorweg. Auch zu essen gibt es reichlich, Style irgendwie weniger. Die bekannten Namen sind dabei: Philips, Miele, Nolte – sogar als Hauptsponsoren. Leider mit derart wenig Herzblut, dass das Event-Personal noch nicht einmal in der Lage ist, die ach-so-innovativen Küchengeräte vorzustellen. Im Laufe des Tages haben wir dennoch etwas Style gefunden: Kleine, aber feine Einzelkämpfer, die leuchtende Augen bekommen, wenn sie von ihrem Produkt erzählen. In der Pressemappe findet man sie nicht und auch der Presserundgang macht bei ihnen nicht Halt. Dabei sind es diese Geheimtipps, die den Messebesuch wert sind.

Grüner Bio-Tee von den Teekennern.

Die Farbe des Tees: Was gibt es schöneres (neben dem Strahlen der Sonne natürlich) als der Anblick von frisch aufgeschüttetem grünen Tee?

eat&style-Geheimtipp-Stop Nr. 1: Teekenner

In gezwungenermaßen leichter Rotweinlaune erreichen wir den Stand von Teekenner. Der Online-Shop vertreibt erstklassige Tees aus China. „Seid Ihr ein kleines Unternehmen?“ frage ich. „Reichen 2,5 Mitarbeiter?“ Gebongt – wir warten auf den Tee und lassen uns derweil den Unterschied zwischen weißem und grünem Tee erklären. Die Tees von Teekenner sind 100 % Bio und werden vor Ort von den 1,5 in China lebenden Mitarbeitern ausgewählt. Gemeint sind einer der beiden Unternehmensgründer und seine chinesische Frau, die vor Ort die Qualitätssicherung übernehmen. Obwohl Teekenner laut eigener Aussage faire Löhne an die Produzenten zahlt, ist das Preisniveau für die Premiumtees angemessen: Ab 15,00 Euro für 250 g, Testbeutelchen sind schon für 3,00 Euro zu haben. Wer Glück hat, bekommt einen 10,00 Euro -Gutschein für den Online-Shop.

Tipp: Vorbeigehen und sich von der sehr schicken Teekenner-Teekanne beeindrucken lassen.

Wodga darf bei einem messebesuch in Köln natürlich nicht fehlen.

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein...

eat&style-Geheimtipp-Stop Nr. 2: Brotbäckerei Artur Müller

Schlesien hat es nicht leicht gehabt: Besetzt, vertrieben, aufgeteilt. Da muss man schon etwas Ordentliches zwischen die Zähne bekommen, um das auszuhalten – eine vernünftige Stulle beispielsweise. Die gibt es heute noch genauso wie vor fast 100 Jahren bei der Brotbäckerei Artur Müller. Kümmel- oder Walnussbrot, das noch in Buchenholzwannen reift. Ganze 16 Stunden lang! Ich frage mich, welche Menschen noch soviel Zeit haben…? Das Hauptgeschäft befindet sich in Schwelm. Glück haben die umliegenden Städte wie Solingen, Wuppertal und Lüdenscheid, denn hier werden die unglaublich leckeren Brotlaibe auch auf dem Markt angeboten. Wer dafür nicht anreisen kann, sollte unbedingt den Online-Shop nutzen. Das Brot wird auf die Bestellung hin frisch gebacken und direkt aus dem Ofen verpackt. Lieferzeit: 48 Stunden. So ganz von gestern sind die Müllers nämlich doch nicht.

Tipp: Die schlesische Mohnrolle. Für alle, denen das Zitronat im Christstollen immer schon die Fußnägel hochgeklappt hat. Weihnachten kann kommen!

Fastfood - Das Salz in der Suppe der Kulinarik.

Ein Brötchen mit einer Käsescheibe in Form des Kölner Doms.

eat&style-Geheimtipp-Stop Nr. 3: Silver Crystal Kalahari Salz

Was hilft am besten gegen einen Kater? Mineralstoffe. Da wir auf der eat&style nirgends einen Rollmops sichten, verkosten wir gerne das Kalahari-Salz. Meersalz ist nämlich ziemlich out – Wüstensalz ist in. Frei von jeglichen Umwelteinflüssen liegt das Salz seit über 280 Millionen Jahren in einem Salzsee im südlichen Afrika. Das sehr freundliche Messepersonal streut uns Salzkristalle auf die Hand, die wir kurz darauf mit Pfefferkörnchen vermischen. Unglaublich wie gut einfach nur Salz & Pfeffer schmeckt! Von dem Wüstensalz gibt es skurrilerweise noch eine nach dänischem Rezept geräucherte Wikingerversion. Nennt man das Fusion Kitchen?

Tipp: Vor’m Probieren Hände waschen. Sonst schleckt man mit dem puristischen Wüstensalz noch seltsamen Messe-Dunst von der Hand.

Die unendliche geschichte des Freiluftbratens.

Viele Besucher der Messe eat&style haben den Braten ganz bestimmt gerochen.

Weiter geht’s im Messetritt. Um die Kochshow a la RTL2 macht man besser einen großen Bogen. Links und rechts erscheinen Käse laiberweise, Äpfel aus Südtirol haben lustige Mützchen auf und es gibt tatsächlich einen Stand, an dem man sich für „Das Perfekte Dinner“ bewerben kann. Da die Eintrittskarten für die eat&style sogar auf Groupon verschleudert wurden, wundert uns nichts mehr – bis wir an einem 9-Meter-langen Grillspieß vorbeikommen. Das Fleisch ist auf ganze Ananasfrüchte gepinnt und wird mit hervorragenden Gewürzen angeboten. Mit zehn Euro ist man dabei. Der Tag ist lang, wir gönnen uns ein Mittagspäuschen.

Trüffelprodukte exklusiv au Süddeutschland.

Trüftige Gründe für einen Halt bei der Trüfelmanufaktur.

eat&style-Geheimtipp-Stop Nr. 4: Die Trüffelmanufaktur

Man muss kein Trüffelschwein sein, um diesen Stand schon ein paar Meter vor Ankunft zu erahnen. Der Duft ist so verlockend, dass man das Portemonnaie schon auf dem Weg dorthin zückt. Neun Damen und ein einsamer Hahn im Korb produzieren vom bayrischen Offingen aus als erstes und derzeit einziges Unternehmen in Deutschland Trüffelfeinkost. Die Trüffelbutter ist der Hit, der Trüffel-Brie genauso. Es gibt Trüffel in der Wurst, im Öl, im Honig, im Salz, im Glas oder am Stück. Aber seid gewarnt: Das Sortiment wird vom Hahn mit leicht übersteigertem Selbstbewusstsein präsentiert. Arroganz muss man sich verdienen – die phänomenale Trüffelbutter reißt es glücklicherweise raus.

Tipp: Probieren, kaufen und nicht unterkriegen lassen.

Messen ohne bar sind langweilig.

Zu viele Deutsche trinken zu wenig, was sich auf die Nieren und die Spannkraft der Haut auswirken kann. Deshalb ist so ein Messebesuch auch ein Bekenntnis zur eigenen Gesundheit.

eat&style-Geheimtipp-Stop Nr. 5: Minskaya Vodka

Wir sind ermattet und der Pegel vom frühmorgendlichen Vino längst abgebaut, als wir von einem glänzenden Flaschenturm angezogen werden. „Oh je – Vodka. Ich vertrag Vodka nicht.“ Eine Fehleinschätzung, wie mir von dem sehr vodka-versierten Personal erklärt wird.

Aufgepasst, werte Leser, jetzt gibt es etwas zu lernen: Richtig guter Vodka ist nämlich sehr mild, muss man wissen. Wird er dann als Longdrink aufgegossen, schmeckt man davon nichts mehr. Darum wird in vielen Bars übelster Fusel verwendet. Schlicht und ergreifend, weil man den besser herausschmeckt und Ottonormaltrinker dann denkt, einen starken Drink zu haben. Wenn man also etwas trinkt, dass zwar der Spirituosenverordnung entspricht, aber nicht mal den Qualitätsstandards für herkömmliches Benzin, darf man sich über Nachwehen nicht wundern.

Ganz anders bei Minskaya. Die schönen Flaschen, deren Inhalt so klar ist, dass man das von innen aufgedruckte Backsteinhaus en detail erkennen kann, kommen aus Weißrussland. Minskaya Vodka wird dort seit 117 Jahren nach alter Tradition hergestellt und wurde bereits 218-mal ausgezeichnet. Brennmeister Sergej Mashkov legt höchstpersönlich Hand an, wenn Roggen und Winterweizen zu erstklassigem Vodka verarbeitet werden. In Deutschland ist Minskaya erst seit kurzer Zeit im Handel. Aktuell ist das Tröpfchen bei Galeria Kaufhof zu erwerben, ab nächster Woche auch bei Karstadt.

Tipp: Auf ausdrücklichen Wunsch weisen wir daraufhin, dass Vodka warm getrunken wird. Sa sdorowje!

Brot, Salz, Vodga, Tee, Käse und weitere kulinarische Spezialitäten.

Die Tagesausbeute eine Messebesuchs, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt.