Buchstabensalat zwischen X, U und V. Wohl bekomms.

Der wehrhafte Buchstabe X mit seinen vier sperrigen Ausläufern kommt so ganz anders als das gebogene und weiche U daher. Wie kann man da jemandem so täuschen und ihm vormachen, das X wäre ein „U“?

Die Antwort ist ganz einfach und passt in die Zeit: Zum einen durch geschicktes Verkaufen, Suggestion oder sogar Manipulation. Zum anderen ist heutzutage praktisch alles austauschbar geworden. Der Wettbewerb bei Produkten und Dienstleistungen ist so hart geworden, dass die Alleinstellung oft genug nur noch über das Image erfolgt. Und das Image ist in der Mehrzahl aller Fälle eine Täuschung, wenn nicht gar eine Lüge.

Im Zeitalter der Lüge: Ein X und ein U und ein Image

Jemandem ein X für ein U vormachen bedeutet genau das: Jemanden zu betrügen oder zu täuschen. Ein Parfüm-Flacon zum Beispiel (inklusive des Prominentennamens, der darauf unter Umständen steht) kostet das Mehrfache seines Inhaltes, und ob der tatsächlich gut riecht oder nicht ist dem schönen Aussehen dieses Produktes egal. Heutzutage wird jedem permanent ein „X“ für ein „U“ vorgemacht. In der Werbung. In der Politik. Bei der Software. Durch die Schönheits-OP.

Verlängerung auf dem Strich: Wie aus dem V ein X wird

Die Redewendung bezieht sich auf die römischen Zahlen: Die Fünf wird darin durch ein „V“ wiedergegeben. Aber dieses „V“ kann man sehr leicht abwandeln und verändern, indem man die beiden oberen Striche weiter nach unten verlängert. So wird aus dem „V“ ein „X“, das die Zahl Zehn repäsentiert: Nur zwei Striche mehr und schon hat eine Verdopplung stattgefunden, die zu damaligen Zeiten für zu zahlende Beträge gestanden haben mag – vielleicht ein Problem im Zusammenhang mit der Gasthauszeche, die man schuldig war, mit geliehenem Geld und Schuldscheinen; denn die Manipulation ist schnell erfolgt durch das Hinzufügen oder Tilgen der zwei Striche.

Zwillingsbuchstaben: Aus dem V wird ein U

Das „U“ ist der Nachfolger des lateinischen „V“ in unserer Sprache. Anstatt jemandem ein „X“ für ein „V“ vorzumachen, heißt es deshalb also, jemandem ein „X“ für ein „U“ vormachen. Die Bedeutung ist aber die gleiche.

Hart und herzlich: X und U in den Flitterwochen

Letztlich wird das harte „X“, das man visuell-assoziativ mit „durchstreichen“, mit „tilgen“ oder „nicht wahrhaben wollen“ in Zusammenhang bringen könnte, durch das nach oben geöffnete, empfangsbereite und einladende „U“ ersetzt. Was für ein Happy-End.