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Die alte Trennung zwischen Form und Inhalt, also in Oberfläche und Transportmedium einerseits und die Aussage andererseits, ist eine Abstraktion wie so viele andere, die etwas vereinfacht, um damit das zugrunde liegende Problem verständlich zu machen.

Denn als Künstler könnte man sich ja auch mit den eigenen lediglich technischen Fertigkeiten begnügen und damit einhergehend mit einer Inhaltslosigkeit, weil man nicht wirklich etwas Relevantes zu sagen haben könnte. „Relevanz“ könnte sich dabei auf die gesellschaftliche Außenwelt oder auf die individuelle Innenwelt des vermeintlichen Künstlers beziehen.

Welche Probleme mit Inhalten gibt es?

Ein Inhalt kann vorhanden sein, auch wenn er sich gar nicht erschließt. Ein Betrachter, dessen Rezeptionsgewohnheiten es entspricht, etwas Konkretes, Eindeutiges und sofort Verständliches zu sehen, wird mit einem abstrakten Bild keinen Inhalt verbinden können. Ein anderer Betrachter kann wohl ein naturalistisch gemaltes Bild sehen, vermag aber dessen Symbolgehalt nicht zu entschlüsseln. Ihm wäre dann, wenn man so will, die Aussage des Bildes zu hoch – oder zu hintergründig, zu versteckt. Dies wäre also der Fall, wenn ein Inhalt vorhanden, die Kommunikation aber zu zielgruppenspezifisch ist, sodass es vielen nicht möglich ist, den Inhalt überhaupt auszumachen. Weitere Beispiele für nicht allgemein verständliche Inhalte sind ein (Geheim-)Code, Politikersprache oder Diplomatensprache, Fachsprache oder aber manipulierende und strategisch geplante Sprache wie in der Werbung verwendet.

Quantitativ kann man auch inhaltslos kommunizieren

Etwas kann inhaltsleer sein, auch wenn die Kommunikationswissenschaft davon ausgeht, dass man nicht nicht kommunizieren könne und dem entsprechend ein Inhalt auch immer vorhanden sein müsse. Inhalt und Kommunikation werden bei dieser Sichtweise aber quantitatv interpretiert. Es soll hier geht es aber darum gehen, aussagekräftige und relevante Inhalte von qualitativ minderwertigen Inhalten zu trennen.

Die Relevanz von Bedeutungen und Inhalten

Man mag relativierend dagegen halten, dass für jeden Menschen ein anderer Inhalt relavant ist. Der Schlagermusikliebhaber muss zwangsläufig zeitgemäß vortragende Schlagerstars als Referenz für einen Qualitätsstandard ansehen. Jeder, der Musik als eine Kunstform betrachtet, wird Unterhaltungsmusik aber nicht berücksichtigen.

Hohlformeln und Platzhalter für Inhalte in der politischen Kommunikation

Man kennt das aus Fernsehinterviews: Ein Journalist stellt eine speziische Frage, der Politiker ergeht sich in Allgemeinplätzen, die alles und nichts aussagen. Relativiert der Politiker dann noch weiter, das heisst, formuliert er noch allgemeinere Bedingungen dafür, wann seine Aussagen überhaupt Gültigkeit hätten, geht es gar nicht mehr um den Inhalt, den der Fragende besprechen wollte, sondern es geht um die Beliebigkeit des Alles und Nichts. Diese Technik, sich dem Konkreten und Direkten zu entziehen, ist bei Lügnern und bei jenen Personen beliebt, die in der Sache nichts zu sagen haben.

E-Kultur versus U-Kultur

Wenn es um Kunst bzw. Bildende Kunst geht, soll es nicht um die nicht-ernsthafte U-Kultur gehen, die unterhält, sondern um die ernste E-Kultur. Wie fragwürdig diese Einteilung inzwischen ist – wie fragwürdig polarisierende Begrifflichkeiten in einer reifen Kultur überhaupt sind – sollte ebenfalls aussen vor bleiben. Gemeint jedenfalls sind kompetente Inhalte.

Allgemeinverständlichkeit ade

Seit der Pop-Art der 1960er-Jahre hat der Gedanke des Profanen, der der Werbung und der des Grafik-Design die Kunst beeinflusst. Konsum, Alltagsthemen, Alltagsgegenstände und Profanität wurden thematisiert und ein integraler Bestandteil von Kunst. Die Trivialität des normalen Erfahrungshorizontes und die Transzendierung durch die Kunst gingen eine ambivalente Synthese ein. Verwässerung könnte man das nennen oder Innovation – je nach Betrachtungsposition.

Googles Suchmaschine funktionierte auch ohne Bedeutungen

Worthülsen, Verkaufssprache, Manipulative Sprache, Desinformation – Begrifflichkeiten, die Inhaltsleere beschreiben, wie sie in Zeiten des Begriffes Content etwas ganz Normales geworden waren. Viele Jahre hatte Googles Suchmaschine – das Maß der Dinge, um im Internet gefunden zu werden – als Kriterium auch nicht echte Inhalte geführt. So kam es, dass Nichtinhalte, die bestimmte Schlüsselworte enthielten, aber nicht wirklich Sinn machten, das Internet bevölkerten. Erst seit Google seine Algorithmen geändert hatte, wurden echte Inhalte, die tatsächlich etwas bedeuteten und aussagten, wieder die Grundlage, um in der Suchmaschine gefunden zu werden.

Qualität oder Quantität? Wann ist ein Inhalt ein Inhalt?

Auch der amerikanisch-englische im Deutschen völlig absurde Begriff des Content ist wie Information mehr ein technischer oder technoider Begriff. Information hing früher mit informieren zusammen. Informieren bedeutete, etwas Wahres auszusagen, das zur Wissensvermehrung des Empfängers beiträgt. Eine Information ist also kein technischer Impuls, wie beispielsweise das Bit eines Bildes oder einer Datei, eine Information sollte Relevanz und eine Bedeutung für das Rezipienten haben – und das in Relation zum gesellschaftlichen und kulturellen Zusammenhang.