Ein Augenfraß ohne Boden
Heute habe ich von dir geträumt. In dem Traum war Wecke in der Pfarrgemeinde aktiv. Es konnte also nicht die Realität sein. Du warst in deiner Wohnung oder vielleicht habt ihr zusammen ein Haus, dann warst du im ersten Stock. Du warst nackt. Die Nacktheit hatte aber nichts Sexuelles. Ich habe auch deinen Zipfel nicht gesehen. Du hast ein paar Muskeln an den Oberarmen bekommen. Das ist gut. Du weißt, dass ich sehnige Muskeln an den Armen scharf finde. Da hat man auch was fürs Auge, wenn man von dir träumt. Du warst frustriert, weil ein Bekannter, der immer deine Analogfotos für dich entwickelt hat, aufgehört hat, Fotos zu machen und daher auch keine Fotos mehr entwickelt. Dabei war Wecke doch all die Jahre bei dir. Wecke und dieser Gitarrist. Du hast soviel Glück. Falls du dich beschweren möchtest, dass ich aufgehört habe… – dabei hattest du doch aufgehört – ich bin so beliebig, und ich weiß das. Ich habe wirklich beschissene Liedtexte gemacht, du dagegen sendest Flaschenpost durch die Zeit. Raum natürlich auch, aber das erwähne ich nicht, denn mein alter Deutschlehrer, Herr Hel, hätte das zu klischeehaft gefunden.

Und weil ich schonmal dabei bin… ich hab schon begriffen, dass du auf Frauen stehst. Auf welche Frauen du stehst, hat sich mir nie erschlossen. Und das geht mich ja auch nichts an. Da könnte ja jeder kommen… Ich liebe dich natürlich. Das ist doch normal. Ich lese die Flaschenpost, Zeitung der Inselbewohner. Bisher hatte ich nur noch nie einen Leserbrief geschrieben. War ja vielleicht auch besser.