Der Meister-Unterhaltungsregisseur steht Rede und Antwort

Regisseur John Carpenter hat viele Interviews gegeben, die man auf YouTube ansehen kann. Dieses hier, das zusammengeschnitten ist, kommt gut auf den Punkt und behandelt relevante Themen, die das Selbstverständnis von Carpenter als Regisseur herausarbeiten.

Vom Selfmade-Regisseur zum vermeintlichen Blockbuster-Macher

Die Geschichte von John Carpenter ist schnell erzählt, weil sie so mustergültig ist. Carpenter hatte einige bemerkenswerte Filme gedreht, zu denen Halloween gehörte, das schnell zum Horrorfilmklassiker wurde und eine eigene Filmreihe begründete. Neben den bemerkenswerten Carpenter-Filmen war ebenso erwähnenswert, unter welchen Bedingungen sie entstanden waren. Carpenter hatte nicht nur Regie geführt, sondern auch Drehbuch und Musik geschrieben, produziert und geschnitten. Zudem hat er mit extrem kleinen Budgets gearbeitet, die dennoch in Relation dazu große Kasse gemacht hatten. Das weckte Begehrlichkeiten in Hollywood.

Der erste große Carpenter-Film wird kommerziell ein Flop

Die Produzenten riefen an und verpflichteten Carpenter für Filme mit großen Budgets, die noch mehr Kasse machen sollten. Carpenter musste seine Arbeitsweise, vieles alleine zu machen und so die Kontrolle über alles zu behalten, zugunsten einer professionelleren Arbeitsteilung aufgeben. 10 Jahre lang – von 1972-1982 – hatte er seine Independent-Filme gedreht, die in der Filmindustrie Impulse setzten. Ab 1982 ging es weiter mit The Thing/Das Ding aus einer anderen Welt und damit begann sein Abstieg. Obwohl The Thing ein in jeder Hinsicht grandioser Film war, wirkte er auf Kritiker verstörend und fand in Konkurrenz zum familienfreundlichen fast zeitgleich gestarteten E.T. von Steven Spielberg nicht das erhoffte Publikum. Immerhin spielte er mit einem 15-Millionen-US-Dollar-Budget 19,6 Millionen US-Dollar ein und verkauft sich seitdem bis heute – ob als Video, DVD oder Blueray

John Carpenter als Kassengift

Seine Filme wurden dennoch immer öfter in den Kinos Kassengift, es fehlte zudem die Ambition der dramatischen Regie seiner Anfangstage. Der Science-Fiction-Film Starman von 1984 hatte ein vergleichsweise großes Budget von 24 Millionen US-Dollar, spielte aber nur 28.7 Millionen Dollar ein. Das hatten sich die Produzenten anders vorgestellt. Weitere Filme floppten völlig. Die Fürsten der Dunkelheit von 1987, in dem Carpenter wieder Regie, Drehbuch (unter Pseudonym) und Musik verantwortete, hatte nur 3 Millionen US-Dollar gekostet aber 14.1 Millionen eingespielt. Hier konnte Carpenter seine alten Stärken ausspielen.

Das amerikanische Studiosystem gegen den filmenden Individualisten

Doch der kommerzielle Druck hatte an ihm genagt. Obwohl Das Ding aus einer anderen Welt, Starman oder Die Fürsten der Dunkelheit Film-Klassiker wurden, weil sie tatsächlich Meisterwerke des Unterhaltungsfilms waren, gab es in anderen Filmen schwache Drehbücher, schwache Besetzungen und schwache Umsetzungen. Was Carpenter als Regisseur vermochte, zeigte er sowohl 2001 mit Ghosts of Mars als auch 2010 in The Ward noch einmal, seinem bisher letzten Film, bei dem er Regie führte. In beiden Filme war Carpenter wieder ein effektiver Regisseur mit interessanten Ideen. Dennoch floppten beide.

Uneingeschränkte kreative Kontrolle mit überschaubaren Budgets

Richtig gut war John Carpenter meistens dann, wenn er die vollständige Kontrolle über seine Filme hatte. Er sagt im Interview, dass genug Zeit und Geld ihre eigenen Probleme schaffen und dass wenig Geld und wenig Drehzeit im Gegenteil dazu führen, dass man seine Aufmerksamkeit focussiert. Zuviel Geld würde das Momentum des Films töten, seine innere Dynamik im Entstehungsprozess. Damit hat Carpenter in zwei Sätzen sein Dilemma auf den Punkt gebracht. Aus dem Hitchcock des Horrorfilms ist durch zuviel Geld, zu wenig künstlerische Kontrolle und zuviel Kommerzstress ein Regisseur geworden, der seine Qualitäten nicht mehr ausspielen konnte.