Zeckensport

Zeki war im Himmel und erinnerte sich daran, dass er vor Jahren schon einmal die Katze Bonny überfallen hatte. Damals war er gar nicht richtig zum Saugen gekommen und war von Frauchen mit einer Zeckenzange zügig entfernt worden. Da hatte der arme Zeki auf einem Haushaltstuch gelegen und vor Angst gebibbert.

Frauchen galt immer schon als besonders sportlich und war dafür bekannt gewesen, dass sie Flohrennen und Heuschreckenweitsprung-Wettbewerbe veranstaltete, wodurch sie sich ihren Lebensunterhalt verdiente.

Es war ein ziemlich langweiliger Sonntag Nachmittag an diesem Tag gewesen, Frauchen hatte nichts zu tun und hatte sehr lange an die Decke gestarrt. Sie hatte die Theorie, dass intensives gucken ebenfalls Kalorien verbrauchte, man musste es nur lange genug durchhalten. Sie betrachtete Zeki, der vor ihr auf dem Tuch lag und dachte darüber nach, dass man ein Zeckenwettrennen ausrichten können könnte. Denn das Blutmilbenrennen im letzten Monat war immerhin ein Achtungserfolg gewesen.

Aber Zeki war allein – mit einer Zecke allein konnte man kein Rennen ausrichten. So nahm sie ein Messer und schnitt Zeki in zwei Teile. Denn sie wusste, dass Zecken zäh waren und beobachtete, wie beide Körperhälften gegeneinander antraten. Frauchen lächelte: eine neue kleinunternehmerische Geschäftsidee war geboren.

Zeki, der sich im Himmel an diese schreckliche Geschichte erinnerte, schauderte es. Zum Glück war er damals nicht um’s Leben gekommen. Denn die linke Körperhälfte hatte einen haushohen Sieg eingefahren und Frauchen in der Wettgemeinschaft satte Erträge beschert. Zur Belohnung hatte sich Left-Zeki etwas wünschen dürfen. Geistesgegenwärtig hatte er sich dafür entschieden, im hiesigen Universitätsklinikum wieder zusammengenäht zu werden – wusste er doch vom Hörensagen, dass dort erfolgreich Nervenbahnen zusammengenäht und selbst synaptische Wiederherstellungen möglich waren.

Gesagt, getan: beide Körperhälften waren unter dem Mikroskop in einer 12-Stunden-OP zusammengenäht worden, Zeki war geistesgegenwärtig im Ärmel des Chefarztes verschwunden und den Arm hochgeklettert. Das arterielle Blut des Chefarztes war besonders nahrhaft gewesen – aber das ist eine andere Geschichte.