Hier soll es um den Filmstoff nach dem Roman Dune (Der Wüstenplanet) gehen, der zuerst aus Mangel an Finanziers nicht realisiert werden konnte, obwohl er vielversprechend auf den Weg gebracht worden war, dann von einem anderen Team gedreht wurde, was ökonomisch zu einem Misserfolg führte und auch künstlerisch nicht das brachte, was man erwartet hatte.

Zunächst: Dune ist ein epochaler Science Fiction-Roman. In einem Genre, dass seinerzeit in Kurzgeschichten und mehrheitlich eher kurzen Romanen beheimatet war, war Dune/Der Wüstenplanet als Breitleinwandroman zwar nicht alleine auf weiter Flur (man denke z.B. an Dhalgren von Samuel R. Delany), lieferte aber schon eine Welt, die in ihrem Detaillierungsgrad in vielen Belangen fremd und besonders erschien. Dune war zugleich gotisch, brutal und esotherisch. Man konnte sich schon in der Buchversion von Dune in seinem Facettenreichtum verlieren. Wenn es nicht noch weitere Romane geheben hätte, die aus Dune einen Zyklus machten. Der Autor Frank Herbert schrieb insgesamt fünf weitere Bände, sodass sein Dune-Zyklus aus sechs Bänden besteht, die von 1965-1985 erschienen sind. Die Bände hießen:

  1. Der Wüstenplanet (1965),
  2. Der Herr des Wüstenplaneten (1969),
  3. Die Kinder des Wüstenplaneten (1976),
  4. Der Gottkaiser des Wüstenplaneten (1982),
  5. Die Ketzer des Wüstenplaneten (1984) und
  6. Die Ordensburg des Wüstenplaneten (1985).

Eine ganz eigene Welt: Dune von Frank Herbert

Das besondere bereits am ersten Band war ähnlich wie bei Herr der Ringe, dass eine sehr eigene, hochgradig originelle Welt geschaffen und ausgearbeitet wurde. Diese Welt erschien in sich geschlossen und vermittelte ein kolossales Bild, in dem viele Ideen steckten, die einen Filmemacher inspirieren konnten, auch weil sie Bilder evozierten, die man bis dahin nicht gekannt hatte. Es wird ein Gesellschaftssystem geschildert und es gibt viele Bereiche, deren sich Frank Herbert widmet, die in der Ist-Zeit, als der Roman geschrieben wurde, ein Thema waren. Herbert hat sich Gedanken darüber gemacht, wie das, was zu seiner Zeit aktuell wichtig war, sich gesellschaftlich, politisch, sozial und machtökonomisch entwickeln könnte. Dabei hat er sowohl eine gewisse Sachlichkeit einfließen lassen als auch viel Kreativität. Seine Welt ist gewalttätig, feudalistisch und von tödlichen Gefahren und Taktiken geprägt. Thematisch wirkt sein Roman teils vertraut, z.B. wenn es um knappe Umweltressourcen geht, in seiner Ausführung ist Der Wüstenplanet einzigartig geraten. Nach Herberts Tod hat dessen Sohn in einer Autorenpartnerschaft übrigens weitere Bände geschrieben.

Unverfilmbar oder unendlich lang

Dune wäre für jeden Drehbuchautor, der den gewaltigen Stoff umsetzen sollte, um es in der Bergsteigersprache zu sagen, ein 8.000er, die meisten anderen Romane sind in der Regel 2.000er oder 3.000er. Das liegt am Grad der Detaillierung von Dune auf den verschiedenen geschilderten Ebenen. Ein Film, der das Buch umsetzen würde, würde sehr lang sein müssen oder anders gesagt: zu lang für Hollywood. Die ersten Ansätze, Dune zu verfilmen fanden in der 1970er-Jahren statt. In dieser Zeit waren Film-Zyklen wie bei der Herr-der-Ringe-Triologie oder der Der Hobbit-Triologie nicht denkbar. Es gab eher, wenn überhaupt, Kinofilme in Überlänge – und so mühten sich vermutlich viele Drehbuchautoren ab, den komplexen Stoff so zu kürzen, dass er in einen langen Kinofilm passt.

David Lynch und seine Wüstenplanet-Version

Der Wüstenplanet von David Lynch aus dem Jahr 1984 war die erste realisierte Verfilmung des gleichnamigen Buches. Sie hatte eine Länge von 137 Minuten. Eine viele Jahre später veröffentlichte Version für das Fernsehen fügte geschnittene Szenen hinzu und kam damit auf ca. 180 Minuten. In Deutschland existiert bis zum heutigen Tage keine Langversion, die für einen Cineasten zumutbar wäre. In Amerika gibt es eine Version aus dem Jahr 2006, in der das eingefügte Material zumindest dem Bildschirmformat angepasst wurde. Selbst bei der 180-Minuten-Version musste noch ein illustriertes langes Intro verwendet werden, das dem Zuschauer die komplizierten Zusammenhänge erklärte. Die von Regisseur David Lynch authorisierte 137-Minuten-Version, die aber nur einen Kompromiss mit dem Produzenten darstellte, wirkt bruchstückhaft und bleibt Zusammenhänge schuldig. Dennoch brilliert der Film zeitweise durch seine visuellen Ideen. Die 180-Minuten-Version wirkt sowohl erzählerisch flüssiger andererseits aber auch langatmiger. Doch auch hier war es nicht möglich, das Buch komplett umzusetzen.

Die ersten drei Wüstenplanetbücher als Fernsehserie

In den Jahren 2000 und 2003 wurden die ersten drei Bücher in Miniserien für das Fernsehen adaptiert. 2000 das 1. Buch des Zyklusses, Der Wüstenplanet, in drei Folgen mit insgesamt 273 Minuten und 2003 das 2. Buch, Der Herr des Wüstenplaneten, und das 3. Buch, Die Kinder des Wüstenplaneten, als weitere Miniserie in 251 Minuten. Die Verfilmung war werkgetreuer wurde aber sowohl dramaturgisch als auch produktionstechnisch der Vision Frank Herberts nicht gerecht. Es fehlte hier ein eigenwillig-kreativer Regisseur wie David Lynch.

Dune von Alejandro Jodorowsky

Hinter den Kulissen hatten aber bereits andere Produzenten lange vorher Überlegungen angestellt, den Stoff zu verfilmen. Anfang der 1970er hatte nach Produzent Arthur P. Jacobs, der aber 1973 verstorben war, der Franzose Michel Seydoux die Verfilmungsrechte erworben. Als Regisseur engagierte er Alejandro Jodorowsky, um ein Drehbuch und als dessen Visualisierung ein Storyboard zu erstellen. Jodorowsky scharte ein Kreativteam um sich, das auch aus heutiger Sicht vielversprechend war. Es war jenes Team, das später am Science-Fiction-Klassiker Alien mitarbeiten sollte:

  • H. R. Giger, der Designentwürfe für die Ausstattung, für Mobiliar und die Anmutung der Planeten und Städte beisteuerte (und der später im Film Alien das Monster, das gestrandete Alien-Raumschiff und andere Elemente der Ausstattung gestaltete).
  • Chris Foss entwarf Raumschiffe, wofür er in Alien ebenfalls zuständig war. Die Entwürfe wurden im Buch 21st Century Foss/Raumschiffe von Foss veröffentlicht.
  • Dan O’Bannon sollte bei Dune koordinieren und die Spezialeffekte gestalten, nachdem er bei John Carpenters Erstling Dark Star für die Spezialeffekte verantwortlich gezeigt hatte. Bei Alien war er einer von zwei Autoren.
  • Jean Giraud alias Moebius schließlich fertige tausende Entwürfe und Skizzen für die Storyboards, Personencharakterisierung und Ausstattung (bei Alien war er vor allem für das Design der Raumanzüge verantwortlich).

Übrigens waren auch interessante Schauspieler vorgesehen: Exentriker David Carradine, Charlotte Rampling, Orson Welles und Salvador Dalí.

Nicht verfilmt oder nicht verfilmbar

Die Arbeiten an diesem Film, der nie realisiert wurde, geisterten seitdem durch die Kulturlandschaft. Gerade Moebius, der noch an einigen weiteren Filmen mitarbeitete rückte ins Blickfeld der Fangemeinde. Sein ästhetischer Einfluß auf Filme wie Alien, Blade Runner oder sogar Star Wars (im Hinblick auf einen lgrafisch lakonischen Realismus) wurde viel diskutiert. Teile der Dune-Storyboards wurden in Büchern oder im Internet veröffentlicht. Die Ansammlung bekannter Namen tat ein Übriges. Jodorowsky und Moebius kollaborierten darüber hinaus an diversen Comic-Projekten, allen voran bei der Alben-Serie John Difool/Der Incal (1981 bis 1988) und wurden damit auch als Gespann fester Teil der Populärkultur. Jodorowsky sollte, als die Finanzierung seines Filmes schließlich ins Wasser fiel, eine Art Trauma erleiden. Er war kurz davor gewesen, einen großen Film zu machen – das komplette Drehbuch und alle Storyboards, die Ausstattungsentwürfe und das Casting standen – und dann war alles von heute auf morgen zuende. Geplant sollte der Film 10 Studen Lauflänge haben, das Drehbuch soll für 14 Stunden gut gewesen sein. Über die Geschichte des nicht realisierten Filmes entstand 2013 die filmische Dokumentation Jodorowskys Dune, aus der im Video ein Ausschnitt zu sehen ist.