SternengesichtSinn zu schaffen mag der höhere Zweck von Kunst sein. Aber Sinn kann man auch innerhalb eines inhaltlichen Netzwerkes verstehen. Denn Sinn im Zusammenhang – als Sinnzusammenhang – ist ein Inhalt, der im Kontext zu betrachten ist. Sinn kann also ein inhaltliches Netzwerk bilden, das komplexe Inhalte vermittelt. Auf den Kontext kommt es an.

Man könnte haben, was das Leben lebenswert erscheinen lässt – zum Beispiel viel besitzen, klug sein, etwas Besonderes können – doch lohnend erscheint all das nur, wenn es innerhalb eines Sinnsystems aufzufassen ist, wenn das, was man tut, hat oder will also dem Leben einen (tieferen) Sinn gäbe.

Kunst mit vielen Bezügen

Losgelöst von diesem Sinnzusammenhang wäre auch Kunst seltsam unmitteilsam, wie eine leere Hülle, die nur glaubte oder vorgäbe, etwas zu sein. Kunst könnte formal also Kriterien erfüllen, die man an Kunst stellen kann, wenn sie keinen Sinn repräsentiert, bliebe sie dennoch wirkungslos. Dabei lebt Kunst von doppelten Böden, mannigfaltigen Bezügen und unter Umständen weitschweifigen Sinnzusammenhängen.

Sinn mit Querverweisen

Das ist schwer fassbar. Manchmal liegt der neu geschaffene Sinn in der Verfremdung über einen geänderten Bezugsrahmen.

  • Andy Warhol hat Gegenstände des Alltags fotografiert und sie damit artifiziell dem Alltag entrissen.
  • Mel Ramos hat Werbemotive mit Pin Ups kombiniert und damit den Versuch unternommen, Klischees zu individualisieren.
  • Roy Lichtenstein hat Comic-Panels vergrößert und damit erfolgreich versucht, Populärkultur-Bestandteile in die Hochkultur zu übertragen.

Sinn durch Kombination

Interessant ist auch Joseph Beuys, der ganze Einrichtungen oder Ausstattungen zum Teil seiner Performances und Ausstellungen gemacht hat, die dann ins Museum geholt wurden: Tisch und Stuhl, Küche, Arbeitsraum-Interieur oder einen Schlitten. Kombiniert hat er sie mit anderen Symbolen, vor allem aber hat er viele Sujets um Fettstücke ergänzt und dieses Fett mit einer persönlichen Überlebensgeschichte kombiniert. So wurde das Fett zum universellen Symbol für Energie, Wärme und Überleben – ein gutes Beispiel dafür, dass Kombinatorik zu Sinnbildung führen kann.

Sinn und Zeitabläufe

Wenn viel Zeit vergeht, ändern sich die Sinnbezüge, Kunst kann dann unter Umständen nur noch verstanden werden, wenn man die historischen Einflüsse und Zusammenhänge kennt. Die Zeit entkoppelt oft genug Sinn und Bedeutungsgehalt von der Auffassung der aktuellen Bildbetrachtung. So kann Kunst im Laufe der Zeit rätselhaft sein und fehlinterpretiert werden. Dies stellt Ansprüche an die Halbwertszeit von Kunst und daran, wie schnell sie irrelevant werden kann.