Gemeinwohl ade

Wer die alten Comics um Donald Duck kennt, hat schon einmal Geschichten des begnadeten Comic-Autors und -Zeichners Carl Barks (1901-2000) gelesen. Der hatte zwischen 1942-1966 legendäre 850 Comicgeschichten um seine Helden in Entenhausen geschaffen. Neben Donald Duck als gesellschaftlichem Verlierer bleibt vor allem die irrwitzige Figur des megareichen Kapitalisten Onkel Dagobert im Gedächtnis. Der hatte so viel Geld, dass er es in riesigen Geldspeichern lagern musste – dargestellt als Panzerschrank-Hochhäuser, die gelegentlich aus allen Nähten platzten, einfach weil zu viel Geld da war.

Onkel Dagobert als Comicversion des sagenhaft reichen „Ebenezer Scrooge“ aus Charles Dickens (1812-1870) Novelle „A Christmas Carol“ (1843) war in den Geschichten von Carl Barks meist unnachgiebig hartherzig bis grausam. in jedem Fall war die Figur der Realität so weit entrückt, dass man sie niemals als real existierend hätte annehmen können – bis jetzt.

Comic-Figuren machen Politik

Denn nun sind im modernen Amerika immer mehr Figuren auch medial sichtbar auf den Plan getreten, die das raue US-Wirtschaftssystem hervorgebracht hat und die wie den Comics entsprungen wirken. Es sind öfter, als man annehmen kann, Milliardäre, die im politischen Amerika Einfluss nehmen oder Menschen, die durch ihren Populismus reich wurden, wie Millionär Jordan Peterson (geb. 1962), der Buchautor und Zornesfalten-Social-Media-Kommentator. Aber sie sind nicht allein: Einige, wie Donald Trump (geb. 1946), der sich fast schon masochistisch als Daueropfer stilisiert, wirken wie Karikaturen, denen man echtes Leben eingehaucht hat. Man könnte darüber lachen, wenn es nicht so bedrohlich für die Demokratie wäre.

Polarisierung im modernen Amerika

Beim amerikanischen Kapitalismus, der sich stetiges Wachstum auf die Fahnen geschrieben hat, hat über die Jahrzehnte eine Polarisierung stattgefunden: Wer reich ist, wird tendenziell reicher, wer arm ist, tendenziell ärmer. Ein extremer Kontrast: Menschen mit wenig Geld vererben mehrheitlich ihre prekäre finanzielle Situation an ihre Nachkommen – andererseits gibt es nun Milliardäre im dreistelligen Bereich. Das sind Menschen, die selbst während der Pandemie zunehmend reicher geworden sind, während die Menschen am unteren Ende der Einkommenskette um ihre Selbstachtung und zuweilen um ihr Überleben kämpfen. Viele Amerikaner sehen sich von Politik und Wirtschaftssystem verraten und verschreiben sich angesichts ihrer Wut und Angst den Inhalten der Populismuslügen.

  • In Nordamerika gab es laut der „Forbes“-Liste im April 2023 geschätzt 817 Milliardäre, von denen Elon Musk mit geschätzten 180 Milliarden US-Dollar der reichste war.
  • Dazu gab es laut einer Schätzung der „Credit Suisse“ im Jahr 2021 außerdem 24.480.000 US-Millionäre. Gleichzeitig gelten 50 Millionen Amerikaner als arm.

Milliardäre gegen den Staat?

Wer sind die Milliardäre, die Populismus unterstützen, oft um den Staat zu schwächen oder zu unterminieren, und was sind ihre Ziele? Einige Beispiele:

  • Die Milliardäre Charles Koch (geb. 1935) und David Koch (1940-2019), haben ihre Milliarden vor allem mit Öl gemacht und taten mit vielen Millionen alles, um den Klimawandel zu leugnen und damit den Ölverbrauch konstant zu halten. Dafür nahmen sie großen Einfluss auf die Republikaner.
  • Milliardär Harlam Crow (geb. 1949) unterstützte Clarence Thomas (geb. 1948), einen der republikanisch ausgerichteten Richter des amerikanischen Obersten Gerichtshofs seit langem finanziell. Richter Thomas hat dies nicht angegeben, die Abtreibungs-Gesetzgebung torpediert und will in Sachen sexueller Gleichstellung das Rad zurückdrehen. Offenbar im Sinne von Milliardär Crow.
  • Milliardär Peter Thiel (geb. 1967) ist ein Investor, unter anderem bei Facebook, der den Staat zurückdrängen und durch die Macht von Unternehmen ersetzen will. Seine Millionen für republikanische Kandidaten sitzen locker, sodass er nach Donald Trumps Wahl zum amerikanischen Präsidenten einer seiner Berater wurde, obwohl er Trumps Agieren im Nachhinein als zu wenig disruptiv bewertete.

Einige der rechtsgerichteten Milliardäre haben die damalige radikale Tea-Party-Bewegung finanziell gefördert, die inzwischen die Republikaner als Gesamtpartei zunehmend radikalisiert. Neben Milliardären, denen die Steuern zu hoch und der Staat zu einflussreich ist, gibt es solche, die anderweitig für gesellschaftlichen Schaden gesorgt haben. Zum Beispiel:

Die Sackler-Brüder und die Opioidkrise

Da sind etwa die Brüder Raymond Sackler (1920-2017) und Mortimer Sackler (1916-2010), Besitzer des ehemaligen Opioid-Herstellers „Purdue Pharma“. Ihr verschreibungspflichtiges Schmerz-Medikament „Oxycontin“, das aggressiv und mit falschen Angaben in den US-Markt gedrückt wurde, machte viele Menschen abhängig. Dies initiierte die sogenannte „Opioidkrise“, in der zwischen 1999 und Juni 2022 rund 948.000 US-Bürger starben und wegen der mehrmals in Amerika der Notstand ausgerufen werden musste. Die Sacklers konnten vor Gericht geschickt taktieren und Vergleiche erzielen, weshalb sie straffrei und weiterhin Milliardäre blieben. Andere Milliardenkonzerne wie Johnson&Johnson erzielten ebenfalls Vergleiche wegen unvorschriftsmäßigem Verkauf der Medikamente oder leisteten wie Walmart finanzielle Wiedergutmachung.

Facebooks Mark Zuckerberg und der Culture War

Milliardär Mark Zuckerberg (geb. 1984) und sein „Meta“-/„Facebook“-Konzern profitieren vom amerikanischen „Culture War“ und dem populistischen Gegeneinander, kurz: davon, dass Menschen sich online streiten. Facebooks Algorithmus unterstützt emotionale soziale Interaktionen und heizt sie durch selektives Ausspielen von Informationen weiter an. Dem sozialen Netzwerk wird vorgeworfen, durch eine von den Republikanern gezielt eingesetzte Werbe-Lügen-Kampagne, bei der das Micro-Targeting von Facebook eine entscheidende Rolle gespielt hat, den Wahlsieg Donald Trumps begünstigt zu haben.

Multi-Milliardäre und ihre Macht

Dem amerikanischen System sind sagenhaft reiche Menschen entsprungen wie Jeff Bezos von Amazon, einer der wenigen Superreichen, der mit dem Erwerb der „Washington Post“ Donald Trump etwas entgegengesetzt hat. Auch Bill Gates (geb. 1955) von Microsoft, Elon Musk (geb. 1971) von Tesla oder der verstorbene Apple-Gründer Steve Jobs (1955-2011) gehörten bzw. gehören zum Club der Milliardäre. Sie alle sind so reich geworden, dass sie als Einzelpersonen die amerikanische Volkswirtschaft geprägt und beeinflusst haben. Das ist ein Problem, weil durch die Anhäufung solcher Reichtümer bei Einzelpersonen oder Finanz-Clans Volkswirtschaften und Gesellschaften nicht nur ökonomisch aus dem Gleichgewicht geraten.

George Soros und der Antisemitismus

Da hilft auch nicht, dass manche Milliardäre wie George Soros (geb. 1930) Gutes tun. Soros spendete Milliarden Dollar für gemeinnützige Zwecke und wandte sich politisch aktiv gegen Donald Trump. Sein Engagement bezahlt er mit einem anhaltenden Antisemitismus gegen seine Aktivitäten, inklusive rechtsgerichteten Anwürfen etwa von Donald Trump oder Elon Musk.

Alex Jones: Reichtum gegen Gemeinwohl

Wer sich mit dem ökonomisch polarisierenden Spät-Kapitalismus und seinen Ausprägungen beschäftigt, den erwartet eine Pointe mit Nachhall. Zwar beeinträchtigt sich das Wirtschaftssystem, das früher vielen Wohlstand gebracht hatte, seit längerem schleichend aus sich selbst heraus – aber es wird zunehmend durch unzufriedene Reiche destabilisiert. Jedenfalls von Menschen, die sehr reich und zugleich präsent in den Medien sind. Sie sind umgeben von Personen wie Donald-Trump-Fan Alex Jones (geb. 1974), der durch seine Webseite „InfoWars“ und die dort verkauften Produkte Multimillionär geworden war. Er hatte jahrelang behauptet, der Amoklauf an der „Sandy Hook Elementary School,“ der 2012 zu 26 Toten geführt hatte, hätte nie stattgefunden. Man habe in der Medienberichterstattung mit Schauspielern gearbeitet. Inzwischen musste Jones Insolvenz anmelden, weil er von Eltern der Todesopfer verklagt worden war und vor Gericht zu einer Milliarde US-Dollar Schadenersatz verurteilt wurde. Aber: Sein Wirken und sein Geschäft gehen weiter.

Rupert Murdoch: Der Medien-Imperialist

Rupert Murdoch (geb. 1931), der Medienzar und Besitzer von Fox-News, besitzt über 20 Milliarden US-Dollar und scheint als Hauptziel zu haben, Regierungen zu schwächen oder zu demontieren, um seine Interessen durchzusetzen. Sein Sender Fox-News hat die amerikanische Demokratie durch Verbreitung von Lügen wie der gestohlenen Präsidentschafts-Wahl geschädigt. In England gilt er als Königsmacher von Premierministern wie Margaret Thatcher (1925-2013) oder Tony Blair (geb. 1953), und er hat über seine Medien mit zum Brexit beigetragen. Jüngst musste er wegen der auf seinem Sender „Fox News“ verbreiteten Lüge, der Wahlmaschinen-Hersteller „Dominion“ habe betrogen, fast 800 Millionen US-Dollar Entschädigung zahlen. Ein weiterer Prozess in der Sache steht aus.

Rechtsextreme in Amerika

Extrem rechte Medien-Figuren wie Ben Shapiro (geb. 1984), Ann Coulter (geb. 1961) oder Jordan Peterson scheffeln mit ihren Sendungen, Vorträgen, Seminaren, Büchern oder anderen Produkten Millionen und destabilisieren die ins Wanken geratene amerikanische Gesellschaft weiter. Sie bedienen sich des Informations-Mediums „Internet“ und torkeln wie LSD-trunkene schwarze Löcher durch das von ihnen geschaffene Desinformations-Universum. Manche übertreiben und polarisieren ungehemmt, manche lügen, ständig reden sie ihren Zielgruppen nach dem Mund und wiederholen endlos, was die hören wollen, um ihnen etwas verkaufen zu können: Keine asoziale politische Aussage ohne daran anschließendes Geschäftsmodell. Eine zynische Jonglage mit der Angst ist so höchst einträglich geworden, längst auch bei Verschwörungs-Theoretikern in Deutschland.

Aus Angst wird Kapital

Das psychologische Muster ähnelt der Wirkung eines medial verstärkten Sprachrohres: Die Angst, Unsicherheit und Unruhe der Bevölkerung wird aufgegriffen und in Hassbotschaften umformuliert, die alles in Frage stellen und zur Desorientierung beitragen. Dabei verstärken sich viel Geld, das man einnehmen kann, und die Hemmungslosigkeit des Online-Auftritts. Protagonisten der Bewegung wirken wie nach Geld und Aufmerksamkeit Süchtige doppelt enthemmt. Ann Coulter und Ben Shapiro sehen überall „Leftists“, also Linke oder Linksradikale. Dazu zählt für sie zum Beispiel auch Präsident Joe Biden oder Hollywood insgesamt. Jordan Peterson ist das Sprachrohr der zu kurz gekommenen Männlichkeit und sieht in der Weiblichkeit ganz grundsätzlich das Chaos. Eine zunehmende Radikalisierung solcher Figuren ist das zu beobachtende Ergebnis. Und sie alle sind mit ihrem kontrastierenden Wirken Millionäre geworden.

Superreiche gegen den Staat

Sie bilden aber nur die Corona um einige der wirklich Superreichen, die ebenfalls in nie geahnten Extremen eskaliert sind, wie Elon Musk, Kanye West (geb. 1977) oder Donald Trump, der verlangt hatte, die amerikanische Verfassung auszusetzen und ihn ohne Wahl als Präsident einzusetzen. Zeitgleich verkauft er Sammelbilder, auf denen er als Superheld zu sehen ist.

Rassismus und das große Geld

Von allem ist oder war in der Kommunikation solcher Superreichen etwas dabei: Rassismus gegen Sündenböcke und Ausgrenzung Andersdenkender, Anti-Semitismus, Anklänge beim Faschismus, fundamentalistische Religiosität angereichert mit der richtigen Portion von Größenwahn und Irrwitz, manchmal mit regelrechtem Irrsinn wie bei Alex Jones oder dem reichweitenstärksten amerikanischen Talk-Radio-Moderatoren, Rush Limbaugh (1951-2021). All das mündet unabhängig von der Intelligenz der Untergangs-Propheten in eine neue Art medial verbreiteter Dämlichkeit und ist kompatibel mit den reichweitenmäßig kleineren Multiplikatoren in den Sozialen Medien. Dort tummeln sich lautstark Verschwörungstheoretiker und Menschen, die das Rad von Teilhabe, Solidarität und Demokratie zurückdrehen wollen – meist mit dem Bild eines autokratischen Amerikas vor Augen, eines keuschen Gottesstaates oder der Vision von den USA als sich selbst regulierendem Unternehmens-Konglomerat. Die Visionen wandeln sich, je nachdem, welcher Milliardär oder Millionär sie vorformuliert hat.

Englands Margret Thatcher und die Superreichen

Das amerikanische Gesellschaftssystem und das vieler anderer westlicher Staaten sind im Laufe ihres Bestehens tatsächlich immer ungerechter geworden. Das mag dem Erschlaffen des Spätkapitalismus als einer Versorgungseinheit auf breiter Front geschuldet sein, was auch die Ursache hatte, dass Reiche sich immer weiter bereichern konnten.
Der britische Brexit (2020) etwa ist polit-historisch vor der Amtszeit der britischen Premierministerin Margaret Thatcher (Amtszeit 1979-1990) zu sehen. Mit dem Vorbild des amerikanischen Extrem-Kapitalismus vor Augen zerschlug sie in ihrer Amtszeit den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft, zerstörte die Gewerkschaften, ließ den Finanzmärkten weitestgehend freie Hand, schuf eine Steuergesetzgebung, die den Mittelstand finanziell ausbluten ließ, und nahm die Verarmung großer Teile der Gesellschaft in Kauf. Dies schürte in einem langfristigen Prozess den Hass auf die Politik, die zunehmend eine Klientelpolitik für Reiche und speziell für Investoren und Aktienhändler wurde.
Thatcher hat den berühmten Satz „…there’s no such thing as society“ formuliert und damit auf den Punkt gebracht, dass das Gemeinwohl nicht im Zentrum ihrer Politikauffassung steht, sondern jeder für sich selbst verantwortlich ist. Im Satz-Zusammenhang hatte sie in einem Interview mit der Klatsch-Zeitschrift „Women’s Own“ 1987 folgendes gesagt:
„They are casting their problems at society. And, you know, there’s no such thing as society. There are individual men and women and there are families. And no government can do anything except through people, and people must look after themselves first. It is our duty to look after ourselves and then, also, to look after our neighbours.“

Deutschlands Helmut Kohl als Wegbereiter der Ungleichheit

Ähnlich haben es andere Regierungen wie die in Deutschland von Helmut Kohl (Kanzler 1982-1998) und in Amerika Ronald Reagan (Präsident 1981-1989) realisiert. Man nennt dies eine neoliberale Politik, die den Einfluss des Staates zurückdrängt und die Wirtschaft und die Finanzmärkte von Vorgaben und Richtlinien befreit. Die Folge dieser globalen Entfesslungs-Politik war unter anderem die Weltwirtschaftskrise von 2007. Wirtschaftswissenschaftler sehen sowohl bei der Weltwirtschaftskrise der 1920er-/1930er-Jahre als auch bei der ab 2007 als eine Ursache die extrem ungleiche Einkommensverteilung. Hinzu kam die Deregulierung der Finanzmärkte, die zwangsläufig in eine Reihe von nicht abgesicherten Scheingeschäften vor allem im Immobiliensektor mündete.

Hass und Wut: Die irrationale Gesellschaft

Medien-Figuren wie Elon Musk, Donald Trump oder Kanye West sind Ergebnis dieser eskalierenden Wirtschaftspolitik, die Ungleichheit immer mehr verstärkt und Menschen zu hassenden Verschwörungs-Gläubigen und/oder -Erzählern werden lässt. Denn ein Grund für vieles, was die Gesellschaft verunsichert, ist ein tiefgreifender Zweifel an der Tragfähigkeit des Staats- und Wirtschaftsmodells im Hinblick auf die Zukunft. Ein Zweifel an Aufstiegsmöglichkeiten, daran, sein Leben zukünftig noch finanzieren zu können, Möglichkeiten der Teilhabe wie in der Vergangenheit zu haben – all dies zieht dem gesellschaftlichen Miteinander den Boden unter den Füßen weg. Diese Angst gebiert Wut und ist der Nährboden gesellschaftlicher Irrationalitäten.

Neoliberalismus als gesellschaftlicher Egoismus

Doch damit hat die Entwicklung nicht aufgehört. Die schleichende neoliberale Revolution als System der Vorteilsnahme für Wohlhabende und Reiche hat auch symbolisch längst die neue Art an Monstrositäten hervorgebracht. Schon immer gab es starke rechts gerichtete Personen gerade in Amerika. Inzwischen verbreiten sie wie Megaphone über die medialen Kanäle des Internet oder der Murdoch-Medien ihre Botschaften der Spaltung und des Hasses. Ihr Ziel: den Teil des Staates, der für das Gemeinwohl steht, zu destabilisieren oder ganz zu vernichten.

„The big Lie“ als Lügenmärchen

Medien-Größen wie Donald Trump dominieren einen exklusiven informellen Club der anderen durchgeknallten Art. Der Entertainer und Ex-Präsident der USA hat 2021 einen Sturm auf das Capitol als Regierungssitz angezettelt, bei dem fünf Menschen starben, zahlreiche Personen gesundheitlich geschädigt und traumatisiert wurden. Er destabilisiert den Glauben an das System, indem er die Lüge verbreitet, die Wahl sei gestohlen worden, obwohl er alles daran setzte, sie selbst zu stehlen.

Freie Meinungsäußerung und Musk-Zensur

Inzwischen unterstützt Elon Musk den republikanischen Hardliner Ron DeSantis aus Florida für dessen möglichen Präsidentschafts-Wahlkampf. Gouverneur DeSantis kämpft in Florida gegen die freie Presse, Meinungsfreiheit und Vielfalt. Musk kauft Twitter, entlässt die Hälfte der Mitarbeiter, sorgt auch in seinem Tesla-Werk in Deutschland für Unmut, weil er vereinbarte Verträge wieder abändert, und geriert sich als Vertreter der freien Rede, zensiert aber Journalisten und andere Missliebige, während er die gesperrten Accounts von Rechtsextremen und Antisemiten freischaltet. Zugleich knickt er vor dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan ein, indem er Twitter für die Türkei einer Zensur unterwirft. Er schaltet auch den Twitter-Irrsinn von Trump wieder frei und möchte, dass Verschwörungstheoretiker und Hater wie Millionär Tucker Carlson (geb. 1969) sich dort die Klinke in die Hand geben. Seine provokante Online-Sprache ist die eines polarisierenden Internet-Trolls. Und all das unter dem Label „freie Meinungsäußerung“. Elon Musk verhält sich wie ein nach Geld und Anerkennung Süchtiger.
Elon Musk, der sich mit viel Akribie ein Image als Superhirn a la Carl Barks‘ genialischen Wissenschaftler Daniel Düsentrieb aufgebaut hat, stellt wie im Frühkapitalismus Betten in seinen Werken auf, arbeitet aktiv gegen Gewerkschaften und droht oder blockt Journalisten auf Twitter, die darüber schreiben, wie es bei Tesla zugeht. Er hat den Twittermitarbeitern die Pistole auf die Brust gesetzt, entweder Überstunden und Wochenendarbeit zu leisten oder zu kündigen. Er guckt zusammen mit Trump-Schwiegersohn Jared Kushner Fußball und zahlt in Deutschland Niedriglöhne.

Trump-Freund Kanye West als Hater

Multimillionär Kanye West als einer der ehemals maßgeblichen Rapper war schon 2016 zum Trump-Unterstützer geworden, lobte Adolf Hitler und sagt, die Schwarzen und Juden wären an ihrem Schicksal selbst schuld. Mit Holocaust-Leugner Nick Fuentes (geb. 1998) war er beim Dinner Donald Trumps. Nicht davon zu reden, dass Elon Musk mit Kanye West beim Bau einer eigenen Stadt kooperiert. Wer von beiden wird wohl Bürgermeister?

Raubtiere und Comichelden

Das Wirken manches Superreichen, der das System – ob politisches System „Demokratie“ oder Wirtschaftssystem „Kapitalismus“ – als ungerecht empfindet, erinnert an politischen Extremismus, der den Staat abschaffen will. In Deutschland würde man das als „verfassungsfeindlich“ einstufen.
Am Ende bleiben vielleicht eines Tages Milliardärs-Städte bestehend aus Geldspeichern zurück, in denen hasszerfressene Reiche auf all die Obdachlosen auf den Straßen blicken. Oder wenn sie gut drauf sind, spendieren sie sich ein Heer an Arbeitern im Niedriglohnsektor. Auch Deutschland ist mit reichen Politikern gesegnet, die Millionen für ihre Häuser ausgeben. Jens Spahn und der neoliberale Finanzminister Christian Lindner machen es vor.
Donald-Duck-Zeichner Carl Barks hätte all das sicher zu spannenden Geschichten inspiriert, und es wäre wie bei ihm üblich eine große Portion Humor dabei gewesen. Allerdings ist Carl Barks im Jahr 2000 gestorben, als die Welt vergleichsweise ausgeglichen erschien und das Internet als Transport-Medium ungezügelten Hasses erst am Anfang stand.