WutKick. Liedtexte sind oft nicht sehr differenziert und haben wenig Substanz, weil sie im Zusammenhang mit der Musik eher für Gefühle stehen und erst durch die Musik ihre Wirkung entfalten. „Run Boy Run“ ist das zweite Stück, mit dem Woodkid alias Yoann Lemoine bekannt geworden ist, und man wirft ihm zum Teil vor, dass die Texte Plattitüden seien. Wenn er singt „Run boy run! The sun will be guiding you… They’re dying to stop you… This race is a prophecy… Break out from society“ dann ist das sprachlich weder kunstvoll noch tiefschürfend und erhält seine Wucht nur durch die Musik. „Funktionstext“ könnte man so etwas nennen. Yoann Lemoine muss sich aber nicht verstecken oder dafür schämen, ist er doch ansonsten ein Multitalent. Angefangen hat er als Illustrator. Seine Illustrationen für die Mercedes A-Klasse im Auftrag der Werbeagentur BBDO France erreichten beim Art Director’s Club 2008 den ersten Platz. Der Weg von der statischen Illustration zur bewegten Animation ist nicht weit. Im gleichen Jahr erhielt Lemoine deshalb auf dem Meribel AD Festival für den zweiminütigen Zeichentrickfilm „Tiji – The Balloon“ für einen TV-Sender den Titel Best Director Newcomer. Damit hatte sich der damals 25-Jährige für mehr empfohlen. Mit Preisen im Gepäck und seiner Bewährung als Regisseur war er gut für weitere Werbespots, zumal „Tiji – The Balloon“ im darauffolgenden Jahr weitere fünf Auszeichnungen einstreichen konnte. 2010 ging die Erfolgsserie weiter: Hier erhielt er insgesamt 15 Auszeichnungen – davon alleine 12 für einen Anti-AIDS-Werbespot. Wieder war das ein Film, in dem eine illustrative Animation die Hauptrolle spielte, wenn auch bereits mit Realfilm kombiniert. Und dann kam das Jahr 2011, in dem das erste Stück „Iron“ einige Preisnominierungen erhielt und sich der Regisseur um Kate Perry’s Musikvideo kümmerte. Weitere Musik-Videos für bekannte Popstars sollten folgen. So kam ein fotografierender Illustrator, über den Animationsfilm zum Realfilm und wurde dann Musiker. Das alles mit viel Talent für Visualisierungen in der kurzen Zeit von vier Jahren. Allerdings hat sich Lemoine bei seiner Musik auch von den richtigen Helfern unterstützen lassen. Ambroise Willaume war Kopf der französischen Band „Revolver“, die auch schon mit einem klassischem Musikinstrument im Lineup aufwarten konnte – einem Cello, gespielt von Jérémie Arcache. Willaume hat „Run Boy Run“ und „I Love You“ mitgeschrieben und drei Stücke des Albums arrangiert, was nicht unwesentlich ist, weil der Woodkid-Sound sehr eigen ist und Willaume deshalb als einer der Soundarchitekten gelten kann. Seine Band „Revolver“ ist für ihre vom Beatles-Sound geprägten melodiösen Kompositionen bekannt. Mit Gustave Rudman ist ein weiterer in Frankreich nicht ganz unbekannter Musiker für das Woodkid-Projekt verpflichtet worden. Er hat „Iron“ arrangiert und ist damit für die Instrumentierung und den Sound des ersten Stückes, das an die Öffentlichkeit gelangte und den Grundstein für den Erfolg gelegt hat, verantwortlich. Rudman war Mitgründer der zwischen 2004 und 2008 aktiven Rock-Gruppe „Naast“ und hat sporadisch bei anderen Musikprojekten mitgearbeitet, zuletzt für James Arthur. Hier geht es zum ersten Teil über Woodkid und sein Stück „Iron“. Kommentieren.