WegTor. Zeichnen bis der Arzt kommt: „Inken“ oder „Inking“ ist das Tuschen von Bleistiftvorlagen. Bei Comics läuft der Arbeitsgang traditionell so ab, dass man per Bleistift vorzeichnet, dann per Stift, Pinsel oder Feder tuscht und am Ende die Farben hinzufügt. Wie illustrieren mit Tusche funktioniert, kann man in diesem Video auf Endoplast sehen. Seit es Computer gab, gab es auch die Vision, den kompletten Workflow für die Massenzeichenware „Comic“ am Bildschirm abzuarbeiten. Ganz wahr geworden ist die Vision bei heute aber nicht. Bei manchen Projekten, die sich vom traditionellen Comic entfernt haben und eher gemalt als gezeichnet sind, ist am Computer mehr möglich, ansonsten wird immer noch per Hand vorgezeichnet und unter Umständen alles weitere am Bildschirm gemacht. Wie das gehen kann, sieht man hier oben im Video. Inzwischen gibt es viele Möglichkeiten der Bearbeitung und auch des digitalen Tuschens am Bildschirm und via Grafik-Tablett. Hier im Video sieht man wie „Digital Inking“ im Illustrationsprogramm Adobe Illustrator vonstatten gehen kann. Während man in Bildverarbeitungsprogrammen wie beispielsweise im kostenlosen Gimp, in Adobe Photoshop oder Microsoft Paint pixelbasiert arbeitet, wird in Adobe Illustrator outlinebasiert und auflösungsunabhängig gearbeitet. Die Flächen in Illustrator bestehen aus mathematisch definierbaren Vektor-Umrissen, wobei Füllungen, Füllmuster, Verläufe, Farben und Transparenzen zugewiesen und einfach auch im Nachhinein geändert werden können. Auch die Linien im Programm bestehen aus Punkten und Vektoren. Die Umrisse und Linien, die über Punkte und deren kurvenmodulierende Anfasser modifiziert werden, nennt man „Bézierkurven“. Man kann jede Grafik, die in Vektoren angelegt ist, beliebig skalieren ohne dass es zum aus den Pixelgrafiken bekannten Treppcheneffekt käme. Adobe Illustrator ist seinem Wesen nach trotz aller künstlerischen Modifikationen, digitaler Pinsel und anderer drucksensitiver Zeichenwerkzeuge ein technisches Illustrationsprogramm, und der Wert der Vektor-Grafik liegt nicht nur in einer unglaublich weitreichenden und detailierten Bearbeitbarkeit sondern auch in einer Perfektion, die aber andererseits leicht in zu glatte, tote Künstlichkeit abdriften kann. Die all umfassende und permanente Änderbarkeit der Dinge ist nicht immer gut. Perfektion ist langweilig. Der Bruch der Dinge schafft die Spannung, die (leichte) Abweichung von der gedachten Norm ist das eigentliche Maß der Dinge. Zudem sind Vektorgrafiken zeitaufwendig anzulegen, denn für jedes Flächenelement muss ein eigener Umriss angelegt werden. Der Zeitraffer im Video täuscht etwas darüber hinweg. Was faszinierend anzusehen ist, sind metallische Spiegelungen und Reflexionen in Kombination mit Schattierungen – den hier hat die messerscharfe grafische und perfekte Abgrenzung von Formen in der Vektorgrafik einen Vorteil. Auch die Art, wie digital illustriert wird und dass man verzerren, spiegeln usw. kann, kommt dem entgegen auch wenn das keine Spezialität der vektororientierten Zeichenprogramme ist. Kommentieren.