the real trump

Das Schlimme an Donald Trump sind auch all die Vermutungen, Prognosen und Ungewissheiten. In gewisser Weise ist er eine Fleisch gewordene absurde Parodie einer Medienfigur, wie sie aus einer Soap oder einem Kinofilm, einem Comic oder einem Kabarettprogramm stammen könnte.

Jeden Morgen aufs Neue reibe ich mir die Augen und frage mich, ob das ein Traum oder die Realität ist, dass Donald Trump 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika geworden ist. Ganz sicher bin ich mir immer noch nicht.

Die irrwitzige Präsidentschaft des Donald Trump

Die Mutmaßungen, was seine Motive und Absichten sind, was dahinter stecken mag, dass ein Mann, der vorher kein politisches Amt bekleidet hat und auch kein Militär gewesen ist, dass also ein Mann auf einem für amerikanische Verhältnisse sehr ungewöhnlichen Weg mit sehr ungewöhnlichen Mitteln Präsident werden kann. Und das im Alter von 70 Jahren, als alter Mann also, auch ein Novum. Alle 44 Präsidenten vor ihm waren jünger als er. Trump verkörpert in seinem Amt die Inflation des Irrwitzes. Nachdem Ronald Reagan 1981 für acht Jahre der 40. amerikanische Präsident geworden war und Arnold Schwarzenegger 2003 bis 2011 der 38. Gouverneur von Kalifornien – beides Figuren aus der Filmwelt – musste man eigentlich erwarten, dass jemand kommen würde, der noch unwahrscheinlicher ist.

Die Populismus-Methode

Dann sein Aussehen: Sieht er gut aus wie – sagen wir – John F. Kennedy oder Barack Obama? Nein auch nicht. Seine Haare mussten bei der Medienberichterstattung beim Vorwahlkampf und im Wahlkampf um die Präsidentschaft beharrlich elektronisch weichgezeichnet werden. Er sieht nicht gut aus wie Kennedy, ist nicht so klug und charismatisch wie Obama – was kann er dann? Er spricht eine Sprache, die aufgreift, was an Stimmungen und vor allem Ängsten in der Luft liegt. Er zeigt dem politischen Establishment die Zähne, verhöhnt und verunglimpft sie. Das gefällt vielen Wählern, die ihre Interessen in der etablierten Politik nicht mehr repräsentiert sehen. Aber verhöhnt er nicht eigentlich jeden, der anderer Meinung ist als er? Steckt dahinter eine Methode?

Wer Erfolg hat, hat recht?

Es ist eine Methode und eine persönliche Notwendigkeit. Trump braucht permanente Selbstbestätigung. Also ist er eingeschnappt, wenn er kritisiert wird. Was für ihn zählt, ist Erfolg. Daran hält er fest, auch wenn Unternehmen, die zu seiner Firmengruppe gehörten, mehrmals Insolvenz anmelden mussten. Mehr noch: Wer Erfolg hat, hat auch Recht. Man kann den Eindruck gewinnen, dass es ihm genau darum geht. Getreu dem „Reality Distortion Field“ (Realitäts-Verzerrungs-Feld) von Apple-Gründer Steve Jobs, bei dem dieser die Realität nicht wahrhaben wollte und durch sein Charisma alle Hürden überwand, bis doch möglich wurde, was vorher unmöglich schien.

Trumpsche Realitätsverzerrungen

Donald Trump macht das weniger elegant. Er negiert alles, was er nicht haben will. Kommen wenig Menschen zu seiner Amteinführung, lässt er verkünden, es wären noch bei keiner Präsidentschaft so viele gekommen. Reatlity-Distortion im postfaktischen oder alternativ-faktischen Zeitalter. Die simple Rechnung aus der Trump-Perspektive ist: Wer so erfolgreich ist wie er, kann sich die Realität biegen, wie er will. Das scheint nicht nur eine Methode zu sein, sondern ganz simpel sein Glaube. „Wahrnehmungsverzerrung“ könnte man das nennen. Ein bischen gehört das manchmal zur Politik und zu Visionären, um sich durchzusetzen. Trump ist aber weder ein Visionär noch ein richtiger Politiker, sondern ein Elefanten züchtender Porzellanladenbesitzer.