Podcasting

In die gesprochene deutsche Sprache aber auch in die Schriftsprache halten immer mehr Anglizismen Einzug. Eine Besonderheit ist dabei, wenn nicht herkömmliche Sprach-Begriffe sondern etwa Markennamen für neue Worte umfunktioniert werden. Mobiles Musikhören etwa war ab 1979 durch den „Walkman“ von Sony bestimmt. Das war zuerst ein kleines Musikcassetten-Abspielgerät, das in späteren technisch veränderten Versionen unter gleichem Label auch Compact-Discs oder die kleineren Mini-Discs abspielen konnte. Doch dann bekam der Walkman technologische Konkurrenz, die alles veränderte.

2001 kam Apples iPod auf den Markt, der MP3-Dateien abspielete und schnell Marktführer in dieser Gerätekategorie wurde. Der Walkman zog nach und konnte dann ebenso MP3s und Filme wiedergeben aber für eine weitere Martführerschaft war es zu spät. 2010 wurde der Walkman endgültig eingestellt.

Von Sonys „Walkman“ zu Apples „iPod“

Auch weil 2007 das erste iPhone erhältlich war und sich ab da das digitale Musikabspielen auf das Smartphone verlagerte, war das Ende des Walkmans gekommen. Das „i“ hatte Apple 1998 erstmals mit dem webfähigen „iMac“ eingeführt, es stand für den Begriff „Internet“. „Pod“ bedeutet übersetzt „Gehäuse“, „Hülle“, „Hülse“ oder „Schale“. Ob aber der Name tatsächlich diesen sprachlichen Ursprung hat oder etwa „Play on Demand“ oder „Playable on Demand“ die Bedeutung sein sollte, ist nicht vollständig geklärt. Der Erfolg des iPod war so überwältigend und die Kundenzufriedenheit wegen der völlig neuen Technologie so groß, dass der Produktname für mehr gut war.

Aus zwei mach eins: Kofferwort „iPod“

Der iPod war nur denkbar mit einer Musik- und später Multimedia-Verwaltungssoftware, das war iTunes, das auch auf Apples Desktoprechnern lief sowie später unter Windows-PCs. Abrufbare Inhalte unter iTunes waren zunächst Musik, Audio-Beiträge und später Videos. Diese Beiträge werden „Podcasts“ oder „Vidcasts“ genannt, früher nannte man die Text-Medienform auch „Audioblogging“. „Podcast“ ist ein sogenanntes Kofferwort, das einen neuen Begriff aus zwei Teilen zweier unterschiedlicher vorhandener Begriffe zusammensetzt. Der Wortteil „Pod“ kam von der Gerätebezeichnung „iPod“, der Wortteil „cast“ vom Begriff „Broadcast“, was für senden/Sendung oder ausstrahlen/Ausstrahlung steht. „Broadcast“ kommt zum einen aus der Funk- und Fernsehbranche, ist aber andererseits ein Begriff aus der EDV- bzw. Netzwerktechnik. Eine Direkt-Verbindung etwa zwischen Computer und Drucker ohne Zwischenstation oder eine mit Zwischenstationen wie der WLAN-Router funktionieren nach der sogenannten „Unicast“-Adressierung. Eine Verbindung, die von einem Punkt auf mehrere andere sternförmig vernetzt wird, wird nach „Broadcast“ oder „Multicast“ adressiert.

Was ist ein Podcast?

Ein Podcast im ursprünglichen Sinne bezieht sich nicht auf den einzelnen Audio- oder Videobeitrag sondern auf eine Serie von Beiträgen, die aus mehreren Edpisoden besteht. Podcasts waren also ursprünglich Sammlungen von Mediendateien. Heute wird auch die einzelne Episode Podcast genannt. Der Begriff des „Webcast“ unterscheidet sich von dem des „Podcast“ dadurch, dass Dateien bei ihm nicht offline verfügbar waren, weil ein Webcast gestreamt wird. Zwischenzeitlich wurden auch Interaktionen mit Teilnehmern möglich, wodurch der „Webcast“ begrifflich zum „Webinar“ mutierte.

Welche Podcast-Arten gibt es?

Die Art der Podcasts bezüglich medialer Darreichungsform, Inhalt und Vertrieb ist inzwischen sprachlich diversifiziert. Man unterscheidet unterschiedliche Arten von Podcasts, das sind:

  • Audiocast: Audioinhalte mit Wortbeiträgen, Vorträgen, Kommentaren.
  • Radiocast: Radiosendungen bzw. Beiträge, die wie eine Radiosendung aufgebaut sind, mit Musik, Moderation und unterhaltenden Einschüben.
  • Vidcast: Auch als „Vodcast“ oder „Videocast“ bezeichnet, mit Bewegtbildinhalten in Form von Videos, Filmen, Animationen.
  • Personalitycast: YouTuber oder Influencer erzählen über ihr Leben und ihre Ansichten bzw. zeigen ihr Leben im Vidcast. Eine Form der Selbstdarstellung.
  • Screencast: Bildschirmaufzeichnungen zum Beispiel im Bereich der Spiele oder Tutorials.
  • Blogcast: Ein Podcast wird innerhalb eines Blogs publiziert.
  • Doccast: Abfolge von Dokumenten wie in einer PowerPoint-Präsentaion, auch „PDFcast“ für die Darstellung von Adobe-Acrobet-PDF-Dateien.
  • Photocast: Fotosammlung, auch „Piccast“ mit Abfolge von Fotos wie in einer Diashow, zum Teil animiert.
  • Metacast: Aus den Anfangstagen der Podcasts, Thema war das Podcasting ansich.
  • Podiobook: So werden Bücher genannt, die exklusiv als Audiobook-Podcast erscheinen.

Podcasts als abonnierbare Media-Dateien

Podcasts sind ein Standard geworden, der etablierten Fernsehsendern in den USA bezüglich Reichweite zunehmend Konkurrenz macht. Gerade in den USA erfreuen sich Podcasts großer Beliebtheit. Sie sind über Audioanbieter bzw. Musikstreamingdienste wie „Spotify“, „Deezer“, „Tidal“ oder „Napster“ anzuhören oder über Plattformen wie „iTunes“, „Google Podcasts“ (eigene App) und „Amazon“ zu beziehen. Wesentliches Merkmal von Podcasts ist das Abonieren per Web-Feed bzw. mittels sogenanntem RSS-Feed, das dem Abonnenten automatisch voranzeigt, wenn neue Podcasts erschienen sind. Das Backronym RSS stand übrigens zunächst für „Rich Site Summary“, dann für „RDF Site Summary“ und heute für „Really Simple Syndication“ (= „ganz einfacher Vertrieb“). RDF steht für „Resource Description Framework“ und meint damit eine Beschreibung von Ressourcen wie Metadaten. RDF ist inzwischen Grundlage des semantische Web, bei dem es Suchbegriffe näher beschreibt und so ihren Inhalt einordenbar macht.

Der Begriff „Podcast“ als Marketingerfolg

Der Begriff „Podcast“ ist marketingtechnisch betrachtet einer der alten Apple-Coups, bei dem eines der Produkte des Unternehmens zum Gattungsbegriff wurde. Wobei das „i“ in den vielen Produkt- und Softwarenamen Apples (iPad, iPhone, iPod, iMac und iPhoto, iTunes) von den Nutzern oft als das englische „I“ für das „Ich“-Sein interpretiert wurde, im Sinne eines sehr auf die Nutzer zugeschnittenen Produktes. Gepasst hätte es damals, auch wenn das „i“ nicht diesen Ursprung hatte. Selbst bei der Servertechnologie hat der iPod verbale Spuren hinterlassen. Webspace für Podcasts hieß dort „Podspace“ und Podcast-Hosting nannte man „Podhosting“. Dies hängt mit dem enormen Kultcharakter zusammen, den die Marke unter Steve Jobs zweiter Amtszeit als Firmenlenker genoss. Apple hat in dieser Zeit ein Jahrzehnt lang ein überraschendes Produkt nach dem nächsten vorgelegt, was die Marke ungeheuer stark gemacht hat. Sie zehrt heute noch von dieser Strahlkraft, obwohl das Innovationspotential mit dem Tod des Gründers rapide nachgelassen hatte.