Gesichtsfeld

Gerade eben lese ich über Boris Johnson, der mutmaßlich der nächste englische Premierminister werden könnte. Es ist irgendwie bizarr. Eine ähnlich komische Frisur wie bei Donald Trump, dem russischen Präsidenten, ach nein, dem amerikanischen Präsidenten – mit engen Kontakten nach Russland, so rum war das. „Boris“ Johnson, auch ein russischer Vorname, aber bestimmt nur Zufall.

Wenn man Trump und Johnson nebeneinander stellt, sehen beide ähnlich irre aus. Beide erzählen praktisch immer die Unwahrheit. Beide sind Neunjährige in Erwachsenenanzügen. Irgendwie völlig und komplett bizarr, dass die Wähler solche Politiker gut finden.

Send in the Horror-Clowns

Warum finden sie solche Politiker gut? Schicken sie jetzt aus Rache Clowns in die Parlamente, um sich an der etablierten Politik zu rächen? Die ist längst in einem zähen Brei aus karamellisierter Routine erstarrt, da tut frischer Wind sicher gut. Aber wenn er ausschließlich von rechts und aus vergangenen Zeiten weht? Wird da die Sturmfrisur nicht asymmetrisch? Und ist er dann noch frisch? Nationalismus, Separatismus, Anti-Feminismus. Aus allen Löchern kriechen Leute, die es anders machen wollen, leiden zu oft anders falsch.

Trump, the Bi-Zar

Vermutlich ist noch nie so viel über einen Menschen soviel gesagt und geschrieben worden wie über Donald Trump. Das Gute ist: Alles ist noch im Internet nachzulesen. Mir ist aufgefallen, dass der amerikanische Präsident, Wladimir Trump, immer wieder mit dem Wörtchen „bizarr“ in Verbindung gebracht wird. Ich google mal „Trump bizarr“, aha, rund 560.000 Ergebnisse, zum Beispiel:

  • Die „Welt“ schreibt: „Bizarre Flirtszene von Donald Trump“
  • Auf YouTube gibt es „Donald Trump’s Most bizarre moments“
  • Der Tagesspiegel macht „Donald Trumps bizarre Kabinettsshow“ aus
  • Der Businessinsider meint: „Trump liefert eine bizarre Erklärung“
  • Bento: „So bizarr feiern Nutzer den US-Präsidenten im Netz“
  • N-TV sieht eine „bizarre Kehrtwende des US-Präsidenten“
  • Vice: „Bitte erheben Sie sich für Trumps bizarre Darbietung der US-Nationalhymne“
  • ze.tt: „Bizarre Rede: Trump erklärt das Weltall zum Kriegsgebiet“
  • CNN kann noch aufstocken: „Trump’s totally bizarre Cabinet meeting“

The Lady is a Trump

Tja. Bezeichnend, dass in den USA erst vor ein paar Monaten ein Streit darüber ausgebrochen war, wo Donald Trumps Vater Fred Trump geboren wurde. Trump hatte gesagt, sein Vater wäre in Schweden geboren, später hat er mehrfach behauptet, in Deutschland. Nachweislich ist aber sein Vater in New York City geboren, wohl aber sein Großvater Frederick Trump in Deutschland. Selbst die ansonsten eher zurückhaltende Tagesschau ist da eindeutig und spricht hartherzig von „Lüge“. Aber warum sollte Trump in der Sache lügen? Was hätte er davon? Ist die Zeit gekommen, dass man Mitleid mit ihm haben sollte? Ronald Reagan litt an Alzheimer, schon während seiner Amtszeit. Trump trinkt ja keinen Alkohol, er wird wissen, wovor er sich fürchten müsste, wenn er besoffen wäre.

Bizarro als letzte Waffe

Bei Stars, die etwas wirr geworden sind oder es schon immer waren, spricht man von „Exzentrik“, bei Menschen, über die man nicht sagen möchte, sie seien seltsam, durchgedreht oder vollständig irre, spricht man oft abmildernd von „bizarr“. Aber was sagt das alles über den Wähler aus? Ist ein Bizarrer die einzige verbliebene Antwort? Auf was eigentlich?