Tschernobyl ist wie Fukushima, nur ist Japans Fukushima doppelt und dreifach so gefährlich.

Die Wahrheit, sofern sie besonders hell strahlt, wirft dunkle Schatten, in denen die Lüge besonders gut gedeihen kann.

Das Volk ist eine Masse, die beruhigt werden will – diesen Eindruck kann man wieder mal gewinnen, wenn man nach Fukushima blickt. Es ist wie bei der Papst-Wahl: Mal heller Rauch, mal dunkler Rauch.  In dem Fall weiß man den Rauch allerdings klar zu deuten. Hängt er aber über einem der Reaktoren im japanischen Fukushima, ist das ganz anders: Es beginnt die Deutung, was den Rauch verursacht hat.

Über diesem ganzen kommunikativen Hin und Her hat die Öffentlichkeit gar nicht mitbekommen, dass der Super-GAU bereits stattgefunden hat. Dies meint zumindest einer der wichtigsten deutschen Strahlenexperten, Dr. Sebastian Pflugbeil, der Präsident der Gesellschaft für Strahlenschutz ist. Er verbreitete diese Ansicht gestern in einer offiziellen Pressemitteilung und machte sie an den Messergebnissen und der Höhe der Strahlendosis in Japan fest.

Katastrophe und Massenmedien: Ein Tandem der Beschwichtigung

Währenddessen repetieren viele Massenmedien gebetsmühlenartig die tägliche These mit inkludierter Antithese der japanischen Regierung und der Betreibergesellschaft der Atom-Kraftwerke in Fukushima. Wie kommt es, dass die eigentliche Katastrophe ab jetzt stattfindet aber von der Öffentlichkeit gar nicht mehr als solche wahrgenommen wird? Es liegt wohl an der konsequenten Beschwichtigungs-Strategie der Verantwortlichen der Atom-Politik – ob es in der Ukraine war, in Deutschland oder Japan: Grundsätzlich wird zunächst Strahlung nie als gefährlich dargestellt. Ein Politiker nimmt von Hause aus seine Wähler nie als individuelle Einzelwesen wahr sondern als unförmige Masse, die es manipulativ zu steuernb gilt. Damit die Masse nicht Panik-Attacken bekommt, muß sie im Angesicht der schrecklichsten Katastrophe verbal sediert werden. Das macht die Politik, indem sie über die Massenmedien verbreitet, dass alle Vorsichtsmaßnahmen nur prophylaktisch seien und nicht wirklich notwendig.

Alles super? Strahlungs-GAU oder Medien-GAU?

Vollends aberwitzig ist es, angesichts der zerstörten Reaktoren – die nur noch Ruinen sind und sich zumindest zum Teil im Zustand des Super-GAU befinden, der letztendlich vermutlich weitaus katastrophaler enden wird als Tschernobyl – davon zu reden, dass einmal das Trinkwasser hoch belastet sei und kurz dannach wieder nicht. Man spricht heute Abend davon, die Radioaktivitäts-Werte des Trinkwassers in Tokio seien wieder im „grünen Bereich“. Der sogenannte „GAU“, der größte anzunehmende Unfall, wird aber unter Umständen gefolgt vom „Super-GAU“, einem Unfall, der riesige Mengen an giftiger Radioaktivität an die Umgebung abgibt. Dabei schmelzen die Brennstäbe, verflüssigen sich also, brennen sich ultraheiß ins Erdreich ein, treffen dort auf das Grundwasser und explodieren aufgrund des extremen Temperaturunterschiedes zwischen dem 2.000° heißen radioaktiven Material und der Kälte des Wassers. Diese finale Explosion setzt giftiges Material frei, das sowohl kurzfristig töten kann und über Jahrzehnte bzw. Jahrtausende hinweg – vor allem wenn es um die großen Mengen an in Fukushima vorhandenem Plutonium geht. Von Tschernobyl weiß man, dass eine solche Explosion die Radioaktivität hoch in die Atmosphäre bläst, was sie potenziell gefährlich für die ganze Welt macht.

Horror Tschernobyl

Die Katastrophe in Tschernobyl, die sich am 26. April 1986 in Block 4 des Kernkraftwerks in der Ukraine ereignete, wurde niemals wirklich beherrscht. Hunderttausende Arbeiter und Soldaten wurden bei der Sanierungs-Aktion verstrahlt. Man hat den Reaktor in der Ukraine letztlich mit einem sogenannten gigantischen Sarkophag aus Stahl und Beton umhüllt, um die Strahlung im Zaun zu halten. Dennoch strahlt der Meiler auch heute noch und gibt Radioaktivität in erheblichem Maße an die Umwelt ab. Damals mußte, bevor der Schutzmantel, der die ganz harte Strahlung abhalten sollte, gebaut werden konnte, das Dach des Reaktors von strahlenden Grafit-Stücken geräumt werden, die vorher die Brennstäbe ummantelt hatten. Zuerst hatte man für diese Räumarbeiten Roboter eingesetzt. Deren korrekte Funktionsweise wurde jedoch durch die harte Strahlung zerstört, sodass Menschen in Bleikleidung die weitere Arbeit verrichten mußten. Doch auch die Bleikleidung half nicht. Fast alle, die damals ihr Werk verrichteten, sind inzwischen tot oder schwer krank. Man spricht von bis zu 800.000 Menschen, die als sogenannte „Liquidatoren“ für die Aufräum- und Säuberungs-Arbeiten herangezogen worden waren. Heute sollen im weiteren Einzugsgebiet bis zu 8 Millionen Menschen teilweise kontaminiertes Gemüse und Fleisch zu sich nehmen und weiter unter dem Einfluß der Strahlung stehen. Seit Jahren wird an einem neuen Schutzmantel gearbeitet, weil der alte marode geworden ist.

Fukushima und Tschernobyl: Das Gemeinsame in der Unterschiedlichkeit

An den Details dieses Beispiels, das sehr umfassend in einem Wiki niedergelegt ist, sieht man, was Japan und der Welt wohl auch aus Fukushima drohen wird. Der Unterschied zwischen Fukushima und Tschernobyl: In Tschernobyl kam es in lediglich einem Reaktor zum Super-GAU, in Fukushima sind es nach aktuellem Stand zumindest 4 der 6 Reaktoren, die havarieren könnten. In Tschernobyl wurden unter 50.000 Menschen der dem Reaktor nahe liegenden Stadt Pripjat evakiert, in Japan sind es alleine im Großraum Tokio 35 Millionen. In einem gleichen sich jedoch beide Katastrophen: Es wird beschwichtigt und beschönigt, was das Zeug hält. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf – auch weil die Befürworter der Kernenergie nicht ihre eigenen Arbeitsplätze demontieren wollen. So wird selbst im Angesicht einer Katastrophe von Einzel- und Sonderfällen gesprochen, die nicht auf andere Szenarien übertragbar seien. Vermutlich hätten deutsche Politiker, wenn nicht Wahlen anstünden, schnell mit dem Argument aufgetrumpft, dass Japan ein Erdbebengebiet sondergleichen sei und Deutschland nicht. Bis es auch in Deutschland irgendwann zum Super-GAU gekommen ist, und tausende Hektar unbewohnbar sind, wie es in Tschernobyl der Fall ist und in Fukushima der Fall sein wird.

Der Tsunamie, die Beben und die Folgekosten

Und die „konventionelle“ Katastrophe des Tsunamie? Unter 10.000 Tote, die man inzwischen gefunden hat und etwa 15.000 Vermisste – Tendenz steigend. 220 Milliarden Euro an Sachschäden konnte man bisher beziffern. Die Schäden und Kosten, die der Atom-Super-GAU in Fukushima verursachen könnte, sind noch gar nicht kalkulierbar. Stück für Stück wird das wahre Ausmaß der Verstrahlung, an der ein paar Techniker und Feuerwehrleute herumdoktorn, medial erschlossen. Mal sehen wie lange es braucht, bis die Fürsprecher des technologischen Größenwahns das Wort ergreifen.