Sie sah zu ihm hinüber. Er hatte längst aufgegeben. Was für ein Mann er gewesen war – und nun… Elender Waschlappen. Parasit. Sie riss sich zusammen, weil sie spürte, dass sie wieder auf ihn wütend wurde. „Es kann sein, dass ich meinen Job verliere.“ Er richtete sich etwas auf, indem er sich mit den Füßen auf der Couch abgestützt und dadurch den Oberkörper nach oben geschoben hatte. Konzentrierter als vorher sah er ihr in die Augen, während er sie heimlich mussterte, um sehen zu können, ob es irgendetwas an ihr gab, was anders als vorher war.
„Warum?“ fragte er dann. Es lag in ihren Ohren: ein zaghaft drohender Unterton in seiner Stimme. Sie erzählte in zwei Sätzen was passiert war. Die Falten auf seiner Stirn erinnerten sie an Wasserringe, nachdem man einen Stein in einen brakigen Tümpel hatte plumpsen lassen. Seine Augen waren weit aufgerissen, zumindest für seine Verhältnisse, und er wusste nicht, was er sagen sollte.
„Und man weiß nicht, wer es war?“ fragte er ungläubig. Sie wand sich etwas in einem unangenehmen Körpergefühl und konnte es nicht fassen, dass sie mit so jemandem wie ihm jemals geschlafen hatte. „Nicht direkt aber es war vielleicht wegen der Blüten.“ Sie räusperte sich nervös, obwohl ihre Stimme rein und hell geklungen hatte wie immer. „Die Blüten“, wiederholte er gedehnt, weil er nicht verstand, was sie meinte. Er kam ihr jetzt vor wie ein schwachsinniger Idiot. „Naja, wegen des Falschgeldes. Der Schlachter wurde bezahlt, für seinen Job. Aber eben mit Falschgeld.“
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[…] Aber sie wußte, dass er nicht locker lassen würde. Er lag hier den ganzen Tag vorm Fernseher ’rum, lebte von ihrem Geld, wenn er nicht irgendwo noch was zusätzlich klauen konnte, um angeben zu können, dass er das Geld nach Hause brachte – was aber natürlich schon lange nicht mehr der Fall gewesen war. Er stellte dumme Fragen. Tagein, tagaus. Er hatte ja auch nichts zu tun. Wie sie das hasste. […]
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