Steve Bannon wurde einer breiten Öffentlichkeit bekannt, als er 2016-2017 für 12 Monate Berater des damals werdenden und dann neuen amerikanischen Präsidenten, Donald Trump, war. Davor und danach war er Chef der populistischen Webseite „Breitbart“, die sich auf das Verbreiten von Falschinformationen spezialisiert hatte, um Angst und Chaos zu erzeugen.

Bei Breitbart wirkte Bannon davor von 2012-2016 und dann wieder danach von 2017-2018. Man kann Bannon als einen wesentlichen Einfluss auf Donald Trumps Strategie der Desinformation ansehen, also die Unwahrheit zum politischen Instrument zu machen. Aber Bannon war nicht allein, er hatte prominente Geldgeber.

Politischer Soufleur Steve Bannon

Wichtig zu wissen: Bannon hatte das Daten-Analyse-Unternehmen „Cambridge Analytica“ gegründet und mit der beginnenden Tätigkeit für Trump verlassen. Cambridge Analytica hatte Facebook-Daten genutzt, um amerikanische Wähler gezielt zu beeinflussen, um Trump zum Präsidenten zu wählen. Das Mittel der Wahl waren Postings, die Unwahrheiten verbreiteten und durch Panikmache die Facebook-Nutzer emotionalisieren sollten. In die gleiche Kerbe schlug Donald Trump vor und während seiner Amtszeit. Er war sozusagen ein personifizierter Breitbart, weil die Methodik der Erzeugung einer alternativen Wirklichkeit die gleiche war. Und wenn ein amerikanischer Präsident die krasse Unwahrheit sagt, dann hat er aufgrund seiner Reichweite dennoch ein großes Publikum oder anders gesagt: eine große Glaubensgemeinschaft – zumal in Krisenzeiten.

Cambridge Analytica und Robert Mercer

Vor dem Wahlkampf von Donald Trump, ab Juni 2014 bis August 2016 war Bannon als Vizepräsident bei Cambridge Analytica tätig. Im Hintergrund wirkte als Finanzier der amerikanische Milliardär Robert Mercer, der wiederum mit zwei weiteren Milliardären, den Koch-Brüdern, zusammenarbeitete, um wirtschaftslibertäre Ideen in die Politik zu tragen. „Wirtschaftslibertär“ bedeutet, dass das demokratische System durch ein System ersetzt werden soll, in dem Unternehmer weitgehend ohne staatliche Einflussnahme frei agieren können und als Leistungsträger der Gesellschaft bevorzugt behandelt werden. Arme Menschen, vor allem jene, die Sozialfälle wären, sollten demnach keinerlei Sozialhilfe bekommen, weil sie im wirtschaftslibertären System als Schmarotzer der Gesellschaft angesehen werden. Propagiert wird damit die totale Leistungsgesellschaft und das Ende jedweden sozialen Ausgleichs. Nur wer der Gesellschaft monetär etwas bringt, wird als Teil der Gesellschaft anerkannt.

Politische Einflussnahme: Desinformation

Die Mittel der politisch-kommunikativen Einflussnahme von Mercer sind in einem Gesamtzusammenhang mit denen zu sehen, die von Donald Trump und Steve Bannon angewendet werden. Als es darum ging zu überlegen, wie „Ground Zero“ in New York bebaut werden sollte, initiierte Mercer eine Werbekampagne, in der er sich dagegen wandte, dass auf dem Gelände von „Ground Zero“ eine Moschee gebaut werden sollte. Was wie ein Witz klingt, sollte die Gemüter erregen. Eine solche Planung hat es allerdings nie gegeben. Die Kampagne war einer erdachten Fake-Moschee gewidmet, um dem politischen Gegner etwas zu unterstellen, das potenzielle Wähler abschrecken sollte. Die wollte die Werbekampagne erreichen, indem sie islamfeindliche Vorurteile triggerte. Ein Art Desinformation zu betreiben, die lange vor dem Wahlkampf Donald Trumps wie ein populistischer Test-Ballon „Marke Breitbart“ wirkte.

Wirtschaftsradikalität, Charles C. Koch und David H. Koch

Die Brüder Charles C. Koch (geb. 1935) und David H. Koch (1940-2019) sind bzw. waren Milliardäre, die rechtsgerichtete Initiativen und Organisationen unterstützen, wie etwa die Tea-Party-Bewegung (etwa vergleichbar mit unserer AfD) oder Klimawandel-Leugner. Man kann Steve Bannon als ausführende Kraft der Ideen von Geldgebern wie Robert Mercer oder den Koch-Brüdern ansehen. Ohne deren Einfluss, deren Geld für Öffentlichkeitsarbeit, ein Newsportal wie „Breitbart“ und ohne Steve Bannon als Berater wäre Donald Trump vielleicht nie Präsident geworden. Das Gemeinsame dieser politischen Kräfte waren strategisch durchdachte von langer Hand etablierte Desinformations-Kampagnen. Davon hat Donald Trump immens profitiert und ist strategisch-kommunikativ bis heute dabei geblieben.

Donald Trump und die Spendengelder

Durch seine Behauptung, er wolle nun weiter um seine Präsidentschaft kämpfen, die er tatsächlich längst verloren hat, hat Donald Trump bis jetzt 200 Millionen US-Dollar an Unterstützergeldern eingesammelt, die er diffus aber auch für seinen möglichen Präsidentschafts-Wahlkanpf in 2024 einsetzen kann. Und wenn es den nie gibt, was passiert dann mit all dem Geld? Man weiß, dass Trump hohe Schulden hat, die ihm das Genick brechen könnten. Und man weiß, dass die Trump-Foundation, in der Vergangenheit Wohltätigkeitsgelder zweckentfremdet hatte und dafür zwei Millionen Dollar Starfe zahlen musste.

Fake News und alternative Realität

Die alternative Wirklichkeit ist zur Realität geworden. Sie basiert auf einem ungemein starken Gefühl der Ungerechtigkeit. Auf der einen Seite findet man weiträumig tatsächlich verarmte Bevölkerungsteile, die die Ungerechtigkeit zurecht empfinden, weil ihre bürgerliche Existenz bedroht oder bereits vernichtet ist. Auf der anderen Seite stehen Wirtschaftsliberale wie die genannten Milliardäre, die sich ihrem Selbstbild gemäß als wesentliche Stützen der Gesellschaft ungerecht behandelt und von ihr abgezockt fühlen. Beide kämpfen gegen das System und Donald Trump profitiert von den Geldern der einen wie der anderen Seite – was man für einen Witz halten könnte, wenn es nicht so perfide wäre.