Ein Kerzen-Arrangement von der Loveparade-Unglücks-Stelle.

Ein Kerzen-Arrangement von der Loveparade-Unglücks-Stelle.

Es ist jetzt gerade mal 26 Tage her, seit die Loveparade stattgefunden hat. Der Medien-Interessierte konnte sich zwischenzeitlich ein vorläufiges Bild davon machen, was geschehen ist. Vor allem aber konnte man feststellen, dass sich unter den Verantwortlichen eigentlich kaum jemand verantwortlich fühlt.

Es gibt ein paar neue Entwicklungen, die aber dem, der endlich Klarheit haben will, was tatsächlich geschehen ist, nicht viel bringen. Bis zum 3. September jedenfalls wird der Tunnel gesperrt sein, an dem das Unglück geschah. Ab dem 4. rollt wieder der Verkehr. So lange reichte die Trauerzeit.

Die Gedenkstätte hat einen neuen Standort
Es gab die Absicht, Gegenstände, die von Trauernden in und an der Brücke hinterlegt wurden, um der Toten zu gemahnen, in einer Vitrine im Innenhafen auszustellen. Nun lautet die Planung des Duisburger „Bürgerkreis Gedenken“, den Glas-Kubus mit den Gedenkgaben an der Rampe vor dem Tunnel zusammen mit einer Gedenktafel aufzustellen. Der Termin für die Aufstellung ist der 4. September. Danach soll eine Gedenk-Stele an die Stadt gegeben werden. Über die Einrichtung einer Gedenkstätte wird noch diskutiert.

Stadt Duisburg mit einstweiliger Verfügung gegen die Veröffentlichung von Dokumenten
Das Blog Xtranews aus Duisburg hatte Dokumente der Stadt Duisburg, in denen diese schlecht wegkam, veröffentlicht. Mit dem Argument Xtranews hätte gegen das Urheberrecht der Stadt Duisburg verstoßen, hat die Stadt eine einstweilige Verfügung gegen das Blog erwirkt. Die Stadt zeigt damit, dass ihr an einer öffentlichen Diskussion anscheinend nicht liegt. Damit unterstreicht sie das, was viele angesichts der bisherigen Kommunikation der Stadt, die angesichts der Tragweite der Ereignisse getrost als Taktieren bezeichnet werden kann, sowieso gedacht haben.

Der Oberbürgermeister geht an die Medien, sagt aber nichts Neues
Dazu passt auch, dass Oberbürgermeister Adolf Sauerland, der sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte, nun offensiv an die Medien ging, um zu sagen, dass er nicht zurücktritt. In diversen Interviews war kaum Neues zu erfahren. Man wolle mithelfen aufzuklären. Dazu passt aber nicht das Gutachten, dass die Stadt vorgelegt hatte und zu dessen merkwürdigen personellen Verquickungen das Blog Xtranews auch schon Erhellendes publiziert hatte. Hier sind die Verstrickungen mit viel Gewinn nachzulesen.

Die Aufklärung der Loveparade-Katastrophe
Zwischenzeitlich gibt es ein so genanntes Gutachten der Stadt Duisburg, das die Stadt von Schuld freispricht, eines des nordrhein-westfälischen Innenministeriums, das die Polizei von Schuld freispricht, es gibt die hinlänglich bekannten Erkenntnisse, dass wie auch immer in jedem Fall der Veranstalter für das Meiste die Verantwortung zu tragen hat, dass die Stadt wohl Genehmigungen erteilt hat, wo sie besser hätte prüfen müssen, und dass auch die Polizei offensichtlich Fehler gemacht hat. Ein einziger Mensch, nämlich Crowd-Manager Carsten Walter, hat Verantwortung übernommen. Er hatte 14 Tage nach der Loveparade gesagt, er hätte nachdrücklicher auf Probleme hinweisen müssen. Dass auch die Stadt von dem planerischen Chaos gewußt hatte, geht aus eben jenem 32-seitigen Zwischenbericht hervor, den Xtranews veröffentlicht hatte.

Druck von Außen: Komme, was da wolle, die Loveparade mußte stattfinden
Focus hatte berichtet, dass die Landesregierung unter Ministerpräsident Jürgen Rüttgers eine Druckkulisse aufgebaut habe, neben dem Druck, den auch der Veranstalter erhöht hatte, obwohl er geforderte Sicherheitskonzepte nicht pünktlich hatte vorlegen können. Die Westdeutsche Allgemeine hatte bereits am 23. Januar 2010 getitelt: „Warnung für Riesenblamage“, dort ist zu lesen, dass die Landesregierung sich eingeschaltet habe, speziell deren Innnenministerium. Es ging damals um fehlende Gelder, die Regierung gab zu verstehen, dass sie nicht wolle, dass die Loveparade nach Bochum zum zweiten Mal in Folge abgesagt werde. Dieter Gorny von der Projektgesellschaft der „Kulturhauptstadt Ruhr 2010“ warnte die Politik vor einer „Riesenblamage“. Wenn das keine Druckkulisse ist, weiß ich nicht…