Der Roman ist Legende: Thematisch (Drogen, Delirium), schriftstellerisch und technisch (Cut-Up). Naked Lunch hat die Grenzlinie zwischen Handlung und Imagination vollständig aufgelöst.

Der Roman ist Legende: Thematisch (Drogen, Delirium), schriftstellerisch und technisch (Cut-Up). Naked Lunch hat die Grenzlinie zwischen Handlung und Imagination vollständig aufgelöst.

Der Roman ist Legende: Thematisch (Drogen, Delirium), schriftstellerisch und technisch (Cut-Up). Naked Lunch hat die Grenzlinie zwischen Handlung und Imagination vollständig aufgelöst.

Er ist vom literarischen und innovativen Stellenwert her einzureihen neben den großen Werken der Avantgarde, die man so eben noch verstehen und durchlesen kann, wie „Die Enden der Parabel” oder „Ulysses”.

William S. Burroughs als Vorbild für die Beat- und Pop-Generation
Burroughs – intellektuell, distinguiert und aus einer begüterten und traditionsreichen Familie stammend – sezierte das wilde Leben und den Drogenkonsum in einem Konvult aufgetürmter Bilder und wurde so nicht nur einer der Hauptvertreter der schreibenden Beatgeneration sondern auch Idol für Rocker, Punker und jene nachfolgende Generation von Musikern und Kulturschaffenden ab den 80ern, die geistig unabhängig sein wollten, egal ob sie Pattie Smith, Iggy Pop, REM oder David Bowie hießen. Es war zu dieser Zeit schick, ihn zu besuchen, sich mit ihm ablichten und dann in irgendeiner Musikpostille abdrucken zu lassen.

Die bibliophile Werkausgabe in Übersetzung von Carl Weissner
Nachdem der Autor 1997 gestorben war, war es still um sein Werk geworden. Eine nicht komplette, bibliophile Hardcover-Werkausgabe war noch zu seinen Lebzeiten im 2001Verlag verlegt worden. Sie gehört zu den schönsten Werkreihen, die jemals in Deutschland erschienen sind. Gut übersetzt waren die Bände von Bukowski-Übersetzer Carl Weissner.

Die Neuübersetzung von Michael Kellner
Nun erscheint eine neue Übersetzung, deren Verdienst es laut Frankfurter Allgemeine Zeitung sein soll, dass das Irrwitzige des Originaltextes besser herausgearbeitet ist. Ich habe zwar schon damals sehr viel gelacht, weil ich den Text weniger erschütternd und mehr witzig fand. An dem Zusatz „Die Ursprüngliche Fassung” darf man sich wohl nicht stören, da der eher als Marketinggag des Verlages zu verstehen ist. Tatsächlich ist die von Zensur und Streichungen begleitete Publikationsgeschichte des Werkes kompliziert und die neue Übersetzung geht über die vorherige nicht entscheidend hinaus. Sich am tatsächlichen Originaltext zu orientieren, hätte Umstellungen innerhalb des Textes zur Folge gehabt, die man aber gescheut hat.

Immer noch modern: Der Outor als Autlaw
Da Burroughs mit seiner sozialen Klasse gebrochen und ein schwules Leben geführt hatte, das Jungens, Drogen und Waffen gewidmet war, war er als Außenseiter offiziell nie eingereiht in den Kanon der großen amerikanischen Schriftsteller. Zu Unrecht. Burroughs ist so oder so einer der größten Visionäre und Stilisten unter ihnen. Als Waffennarr, der im Spiel seine Frau erschossen hatte, wäre er aber sowieso nicht für den Nobelpreis in Frage gekommen – schon gar nicht für den Friedensnobelpreis. Auf vielen Fotos, die ihn in seinen letzten Lebensjahren zeigten, hielt er eine Waffe in der Hand.

Burroughs hat neben seinem schriftstellerischen Werk Platten aufgenommen und avantgardistische Filme gedreht. Hier ist „Bill und Tony” von 1972 zu sehen, in dem der Künstler auch selbst auftritt.