Kunstzeichnung

Der Begriff des „Selbstgespräches“ bezeichnet einen Monolog, den man mit sich selbst führt. Aber wer spricht beim Selbstgespräch eigentlich mit wem? Denn man könnte das Selbstgespräch nicht als Monolog sondern als Dialog verschiedener Teile der eigenen Persönlichkeit auffassen.

Sofern die Persönlichkeit ein Strang ist, der sich aus verschiedenen Teilpersönlichkeiten zusanmmensetzt, könnte also die eine Teilpersönlichkeit mit einer anderen kommunizieren. Zumal, wenn man unter „Selbstgespräch“ auch einen inneren Monolog verstehen würde.

Symbolisches Selbstgespräch?

Demgemäß könnte etwa symbolische Malerei als eine metaphorische Form des Selbstgespräches aufgefasst werden. Der Künstler malt ein Bild, es kann unterschiedlich stark symbolhaft ausgeprägt sein und dabei einen Inhalt repräsentieren. Die Aussage des Bildes – als Kopplung von Inhalt und Form – wäre Stellvertreter für das, was den Künstler ausmacht, nicht nur bezüglich seiner Eigenschaften, sondern auch für das, was ihm gefällt oder für das, was seine kommunikative Absicht ist.

Monolog oder Dialog?

Das Bild wird gemalt und dann vom Künstler betrachtet. Seine erst in Teilschritten werdende als auch die fertiggestellte Form „sprechen“ zu ihm, und im Zuge der Betrachtung tritt er in einen Dialog mit dem Bild, das doch symbolisch ihn selbst als Ganzheit oder Teile von ihm repräsentiert. Also könnte man im ästhetischen Werden einer Form das Sich-Anbahnen eines Dialogs erkennen. Dies sowohl im Prozess des Malens, indem jedes dem Bild hinzugefügte Element oder jeder malerische Teilaspekt vom Künstler rezipiert wird und ihn unter Umständen zu Neuem inspiriert.

Kunst als Spiegelung

Der gesamte Prozess kann als ein kommunikativer Austausch zwischen Künstler und werdendem bzw. fertig gestelltem Werk aufgefasst werden. Dem Wesen nach ist jedoch dieser Dialog dann ein Monolog, wenn das Werk als nicht mehr als die simple, ebenenlose Spieglung des Künstlers aufgefasst wird. Der Kunstprozess wäre so ein Prozess einer sich vergewissernden Selbstbetrachtung.

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  30. Das Unverwechselbare in der Kunst als Ausdruck der eigenen Unfähigkeit
  31. Das Ungefähre als das nicht Greifbare
  32. Offenheit, Inspiration, Assoziation – über den Wert von Einflüssen in der Kunst
  33. Der blinde Fleck und die Kunst der Betrachtung
  34. Kompetenz und Versagen als sich selbst bedingende Gleichzeitigkeit
  35. Ordnung und Chaos als Polaritätskonzept künstlerischen Wirkens
  36. Die Überforderung
  37. Eindeutigkeit und Wahrnehmung in der Kunst
  38. Kunst als Sprache
  39. Der Mangel als Ansporn
  40. Bedeutung und Orientierung als Ziele der Kunst
  41. Selbstbild und Seins-Inszenierung
  42. Kunst als Chiffre der Notwendigkeit
  43. Kunst als fortgesetzter Traum
  44. Idealismus oder Materialismus – Geld oder Leben!?
  45. Die Maslow-Bedürfnis-Pyramide oder fühlen und durchleben in der Kunst
  46. Jenseits der Worte
  47. Wahrheit und Verdrängung
  48. Das Gefühl für die Dinge oder von der Schwierigkeit, Kunst zu definieren
  49. Zwischen Selbsttransformation und Fremdwahrnehmung
  50. Die Absolutheit der Ich-Perspektive
  51. Fehler machen als „Sesam-öffne-dich“
  52. Kunst und die Visualisierung des Nie-Gesehenen
  53. Jede Regel will gebrochen sein
  54. Die Intrinsik als Wesenszug